Was bedeutet aegyo? Übersetzung auf deutsch, Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet aegyo, Übersetzung auf deutsch, Bedeutung, Definition, Erklärung


Der Begriff aegyo kommt aus dem Koreanischen und kann ins Deutsche nicht wortwörtlich übersetzt werden. Im Deutschen gibt es einfach kein Wort, das das Phänomen des koreanischen aegyo exakt beschreiben könnte. Denn aegyo beinhaltet die Beschreibung von Äußerlichkeiten, die mit bestimmten Verhaltensweisen kombiniert werden. Am nächsten kommen aegyo deutsche Worte wie zum Beispiel niedlich, süß oder bezaubernd.

Hierbei schwingt in Korea jedoch immer ein als unschuldig zu beschreibender Aspekt mit. Mit aegyo werden also keine alten Menschen bezeichnet, selbst wenn man sie ebenfalls bezaubernd nennen könnte. Weiterhin werden mit aegyo bevorzugt Mädchen oder junge Frauen tituliert, Jungen oder Männer nur in Einzelfällen. Das koreanische Wort aegyo setzt sich aus zwei Wörtern zusammen. Nämlich aus ae, was mit dem deutschen Wort Liebe übersetzt werden kann, und dem Wort gyo, dem der deutsche Begriff schön entspricht.

Was bedeutet aegyo? Bedeutung, Definition, Erklärung, Übersetzung

Das Verhalten, das mit aegyo beschrieben wird ist rundum als zuckersüß zu bewerten. Betrachtet werden dabei sowohl Gesten als auch Gesichtsausdrücke und die Stimme der Personen, die als aegyo eingestuft werden. Ziel von aegyo ist es möglichst unschuldig und kindlich zu wirken, weshalb typisch kindliche Verhaltensweisen kopiert werden. Wer aegyo sein möchte spricht also mit einer möglichst hohen Stimme. Unter Umständen wird auch der Wortschatz angepasst und eine Art von Babysprache benutzt.

Der Hintergrund hinter aegyo ist, dass Koreaner glauben, dass man umso mehr gemocht wird, je niedlicher man auf andere wirkt. Um möglichst lange anhaltend aegyo zu wirken lassen sich einige Frauen in Korea sogar operieren. Bei Schönheitsoperationen, die sogar als aegyo Chirurgie bezeichnet werden, lassen sie ihre Gesichtszüge verniedlichen. Ihr Ziel ist es ähnlich gefällig auszusehen wie die Heldinnen asiatischer Comics.

Siehe: K-Pop / koreanisch Wörterbuch

Gibt es aegyo nur in Korea?

Das Phänomen des aegyo ist nicht alleine auf Korea beschränkt. Auch in benachbarten Ländern sind ähnliche Tendenzen zu bemerken. Dies ist damit zu begründen, dass die Kultur der ostasiatischen Staaten eng miteinander verknüpft ist. Fernsehserien, Filme und auch Musikgruppen sind oftmals nicht nur in ihren Heimatländern populär, sondern auch in anderen ostasiatischen Staaten.

Über die Musik-, Film- und Fernsehbranche wurde aegyo somit von Korea aus in Länder wie Japan oder die Philippinen exportiert. In Korea gibt es zum Beispiel eine Fernsehshow namens aegyo Battle, die auch in anderen ostasiatischen Ländern empfangen werden kann. Für die Sendung aegyo Battle werden Stars eingeladen, die als aegyo gelten. In der Fernsehshow demonstrieren sie beispielsweise bei Gesangseinlagen wie stark aegyo sie sind. Am Ende der Show wird jeweils eine Gewinnerin des Abends gekürt. An deren Verhaltensweise orientieren sich die jungen Fernsehzuschauerinnen anschließend gerne. Dabei ist es allerdings verpönt als gekünstelt aegyo zu wirken. Das beste aegyo Verhalten ist das, was möglichst natürlich wirkt. Für Westler ist dieses Ansinnen schwer nachvollziehbar, denn in der westlichen Kultur wirkt aegyo grundsätzlich gekünstelt und übertrieben.

Wo der Ursprung des aegyo liegt

Der Ursprung von aegyo ist auf die koreanische Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern zurückzuführen. In Korea werden kleine Kinder dazu angehalten die Liebe ihrer Eltern zu erwerben. Dies können sie über Verhaltensweisen wie Küsschen geben oder kleine Kunststücke aufführen tun. Wenn also ein koreanisches Kleinkind vor den Eltern, oder auch anderen Verwandten, ein Liedchen singt oder einen süßen Gesichtsausdruck aufsetzt und dazu mit den Händen ein kleines Herz formt, ist ihm der Applaus der Erwachsenen gewiss. Das Kind wird dafür gelobt und in den Arm genommen. Somit begreift es, dass es für aegyo Verhalten geliebt und anerkannt wird. Werden die Kinder zu Teenagern, wandeln sie diese Verhaltensweise ein wenig um und wenden sie nun auf die Anbahnung von Liebesbeziehungen an. Dabei sollen nur noch die Mädchen aegyo sein.

Durch ein ähnliches Verhalten, wie sie es im Kindesalter erlernt haben, gelingt es ihnen junge Männer für sich zu begeistern. Dies steigert sich, nachdem die Beziehung angebahnt wurde in dem Sinne, dass aegyo auch häufig gezielt eingesetzt wird. Möchte die Frau zum Beispiel bei einer Sache, in der die Partner uneinig sind, ihren Willen durchsetzen, setzt sie nicht selten aegyo ein. Sie führt dann etwa ein aegyo Tänzchen auf und stimmt den Partner damit um. Selbst in anderen Situationen als Liebesbeziehungen ist das Einsetzen von aegyo nicht allzu ungewöhnlich. So wird es auch häufig im beruflichen Kontext benutzt. Weibliche Angestellte setzen sich damit gegen ihre männlichen Kollegen durch.

Die Kehrseite des aegyo

Obwohl aegyo in Korea sehr weit verbreitet ist, wird es von Kritikern auch als unangenehm empfunden. Es gibt sowohl Männer als auch Frauen, die aegyo gerne abschaffen möchten. Handelt es sich um kritische Frauen ist die Argumentation meist die, dass sie sich selbst nicht als unterwürfige Püppchen produzieren möchten, die ihren Willen über Äußerlichkeiten und kindisches Verhalten durchsetzen. Sie möchten für Leistungen anerkannt werden, zum Beispiel für Bildung oder gute Arbeit. Kritische Männer wehren sich dagegen sich von Frauen, die aegyo einsetzen, manipulieren lassen zu sollen. Denn wendet eine Frau aegyo an, und spielt ein Mann dabei nicht mit, kann dies zu unangenehmen Kommentaren aus der Gesellschaft führen. Dies zeigt wie fest verankert aegyo in der koreanischen Kultur ist. Und nicht zuletzt gibt es koreanische und auch internationale Stimmen, die fürchten, dass der aegyo Kult das Bild der Frau nachhaltig schädigen könnte. Dadurch, dass Frauen, die aegyo anwenden sich wie kleine Mädchen verhalten könnte dadurch ein Bild entstehen, das Männern vorgaukelt, dass es in Ordnung ist nicht nur kindliche Frauen, sondern auch Mädchen zu begehren.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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