Warum sollte man auf Fleisch verzichten? Vorteile und Nachteile Fleischverzicht

Warum sollte man auf Fleisch verzichten, Vorteile und Nachteile Fleischverzicht


Der Hauptgrund für den Verzicht auf Fleisch ist für viele Menschen eine moralische Motivation. Diese Menschen erkennen alle Lebewesen als solche an und sprechen ihnen die gleichen Rechte zu wie anderen Haustieren, also zum Beispiel Hunden und Katzen. Sie sehen keinen Unterschied zwischen einer Kuh und einem Hund und wollen verhindern, dass Tiere für die eigene Ernährung leiden und getötet werden müssen. Außerdem wehren sie sich dadurch gegen die Massentierhaltung, welche sie als grausam und unnötig empfinden. Ein weiterer wichtiger Grund für den Verzicht auf Fleisch sind die Auswirkungen, die die Herstellung von Fleisch auf das Klima hat. Fleisch- und Milchprodukte sind einer der Haupttreiber des Klimawandels, da ihr Herstellung eine extrem hohe Menge an Treibhausgasen verursacht und große Flächen Land dafür beansprucht werden.

Massentierhaltung und Leid

Menschen, die aus moralischen Gründen auf Fleisch verzichten, können und wollen das unvorstellbare Leid, das in einer Massentierhaltung entsteht, nicht ignorieren. Sie glauben an den intrinsischen Wert eines jeden Lebewesens und sind der Überzeugung, dass jedes Lebewesen ein gleiches Recht auf Leben und Freiheit hat. Diese Rechte werden in der Massentierhaltung systematisch ignoriert und übergangen. Auch wenn viele Menschen glauben, die Schlachtung selbst wäre aufgrund einer Betäubung des Tiers schmerzlos, liegen sie damit einerseits sehr oft falsch, andererseits vergisst diese Rechtfertigung für Fleischkonsum all das, was dem Tier vor der Schlachtung widerfährt. Denn Schlachttiere werden fast immer auf engstem Raum gehalten, verbringen ihr Leben in ihren eigenen Exkrementen, leiden unter schwersten Entzündungen der Extremitäten, werden gewaltsam von ihren Jungen getrennt und in den allermeisten Fällen grob und gewaltvoll behandelt.

Ethische Veganerinnen wollen dieses Leid verhindern und stellen den eigenen Genuss nicht auf eine höhere Relevanzstufe als die Unversehrtheit von Lebewesen.

Fleischkonsum und Klima

Der größte Verursacher von klimaschädlichen Auswirkungen des Fleischkonsums ist zweifelsohne die Tierhaltung selbst. Hierbei gibt es mehrere Faktoren, die klimaschädliche Auswirkungen haben. Für unter anderem die Bereitstellung von Weideflächen werden pro Jahr 11.568 Quadratkilometer Waldfläche abgeholzt – Tendenz stark steigend. Diese rasante Rodung ist nicht nur fatal für die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren in den Regenwäldern, sondern bedroht außerdem das weltweite Klima.

Nicht zuletzt werden durch die Rodung von Waldflächen auch die letzten verbleibenden indigenen Völker immer weiter verdrängt, was zu einem schrittweisen Verschwinden ganzer Kulturen und Lebensräume führt. Während diese Tatsache zwar keine direkten Auswirkungen auf den Klimawandel hat, so ist sie doch ein wichtiger ethischer Faktor, der den Konsum von Fleisch infrage stellt.

Rodung von Wäldern

Circa 80 Prozent der früher vorhandenen Urwälder wurden bis dato vor allem durch Brandrodung beseitigt, um Platz zu schaffen für Weideflächen und Monokulturen.

Diese gerodeten Flächen sind aufgrund der fehlenden Vegetation ungeschützt der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, wofür Urwaldboden eigentlich nicht geschaffen ist. Aufgrund der sehr dünnen Humusschicht trocknet der Boden extrem schnell aus und verkrustet. In Gebieten mit viel Regen kann der stark vertrocknete Boden entweder nicht mehr schnell genug Wasser aufnehmen, was zu Überschwemmungen oder Erdrutschen führt. In anderen Fällen wird das überschüssige Wasser nicht mehr von den ehemals dort wachsenden Pflanzen aufgenommen und spült einfach alle Nährstoffe aus dem jetzt freiliegenden Boden.

Das Ergebnis sind unbrauchbare, tote Flächen: Wüsten. Denn aufgrund der fehlenden Nährstoffe und Wasserreservoire können auf diesen Flächen weder Tiere noch Pflanzen ohne menschliche Hilfe gedeihen.

Doch nicht nur das: Wälder spielen eine höchst relevante Rolle im Kohlenstoffkreislauf. Sie absorbieren Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und speichern es als pflanzliche Biomasse. Durch die Rodung wird das gespeicherte CO₂ freigesetzt und gelangt in großen Mengen in die Atmosphäre.

Schließlich wird zusätzlich rund die Hälfte der Energie, die die Bäume durch die Sonne aufnehmen, in Wasserdampf verwandelt. Durch die Abgabe dieses Wasserdampfs in die Atmosphäre entsteht ein kühlender Effekt, der bei einem Verschwinden der Wälder wegfällt und zu einem ungehinderten Ansteigen der Temperatur beiträgt.

Rodung für Futtermittelzucht

In vielen Fällen werden Flächen gerodet, um Futtermittel für Viehzucht herzustellen. Das fast immer in Monokulturen angebaute Soja entzieht dem ohnehin schon geschädigten Boden alle verbleibenden Nährstoffe. Da der Boden außerdem aufgrund des fehlenden, tiefen Wurzel- und Pilzgeflechts kein Wasser mehr speichern kann, muss künstlich gewässert werden, was weitere Nährstoffe aus dem Boden spült. Zunächst können diese durch künstliche Düngemittel ersetzt, welche wiederum das Wachstum von Unkraut fördern, was zum Einsatz von noch aggressiveren Chemikalien führt. Das fehlende Wurzelwerk führt hier dazu, dass diese Chemikalien ins Grundwasser gelangen, wo sie weitreichend Schaden anrichten. Ein Kreislauf, von dem nur die Besitzer der Viehzucht profitieren. Die Kombination aus Kunstdünger und Pestiziden sorgt für eine schrittweise Vergiftung des Bodens, auf welchem schließlich weder Monokulturen noch heimische Pflanzen mehr wachsen können.

Rodung für Weideflächen

Auch für die Viehzucht selbst wird eine enorme Menge an Platz benötigt. All diese Tiere müssen natürlich einerseits mit Futter und Wasser versorgt werden. Andererseits produzieren diese Tiere während ihrer Verdauung große Mengen Methan und Lachgas. Vor allem Methan ist höchst problematisch, da es 25 Mal klimaschädlicher ist als CO₂. Auch die festen Abfallprodukte aus der Verdauung sorgen für Probleme – denn sie siechen in den nackten Boden, verunreinigen das Grundwasser und vergiften den Boden selbst, sodass er für jegliches Pflanzenwachstum unbrauchbar wird.

Transport

Nicht zuletzt müssen all diese Tiere auch sowohl lebend als auch als Fleischprodukte transportiert werden, was weitere Treibhausgase ausstößt. Von der Grausamkeit des Lebendtransports und der Schlachtung ganz zu schweigen, müssen Fleisch- und Milchprodukte während des Transports und vor dem Verkauf konstant gekühlt werden, was neben Treibstoff für die Transportfahr- und Flugzeuge zusätzliche Energieaufwendung bedeutet.

Gesundheitliche Folgen von Fleischverzicht

Wer sich entscheidet, auf Fleisch- und idealerweise auch auf Milchprodukte zu verzichten, tut nicht nur dem Planeten und allen zukünftigen Generationen einen großen Gefallen. Auch die eigene Gesundheit profitiert von einer vegetarischen oder veganen Ernährung:

Denn für die Haltung der Tiere ist meist ein massiver Einsatz von Antibiotika nötig, da die Bedingungen ansonsten nicht lebenskompatibel wären. Diese Antibiotika finden sich auch im finalen Fleisch- und Milchprodukt und können Resistenzen sowohl beim Konsumenten als auch im Tier selbst verursachen. Im schlimmsten Fall können so eigentlich harmlose bakterielle Infektionen nicht mehr behandelt werden und fatal enden. Laut dem Robert-Koch-Institut sterben bereits heute in Europa rund 30.000 Menschen pro Jahr an Infektionen, die aufgrund von multiresistenten Keimen nicht mehr behandelbar sind.

Doch der Konsum von Fleisch- und Milchprodukten hat nicht nur im Krankheitsfall negative Auswirkungen auf unseren Körper. Fleisch- und Milchprodukte können zum Beispiel zu Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten führen, was wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte, einen Schlaganfall oder verstopfte Blutgefäße erhöht. Auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken ist nachweislich höher, wenn man nicht auf Fleisch- und Milchprodukte verzichtet.

Nicht zuletzt ist insbesondere verarbeitetes Fleisch wie Wurst krebserregend. Auch die Darmflora und damit der gesamte Körper und unter anderem auch das Hautbild und die Alterungserscheinungen profitieren von einem Verzicht auf Fleisch, da die Bakterien im Darm unter einem hohen Fleischkonsum leiden und schrittweise – auch durch die enthaltenen Antibiotika – zerstört werden, was zu Reizdarm und ähnlichen Erkrankungen führen kann.

Eine ausgewogenen vegetarische oder idealerweise vegane Ernährung führt dem Körper alle nötigen Nährstoffe und Spurenelemente zu, die für eine optimale Gesundheit und ein langes Leben nötig sind. Einzig auf Omega 3 und B12 sollte man bei einer fleischfreien Ernährung ein besonderes Auge werfen, da diese Stoffe nur in geringen Mengen in pflanzlichen Quellen zu finden sind. Hierfür eignen sich entweder Nahrungsergänzungsmittel, oder man implementiert vegane Quellen von B12 und Omega 3 wie Algen, fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kimchi sowie Wurzel- und Knollengemüse in den Ernährungsplan. Die häufige Sorge, man würde weder Protein noch Eisen über eine fleischfreie Ernährung in ausreichender Menge konsumieren, sind inzwischen hinreichend widerlegt. Pflanzliche Protein- und Eisenquellen wie Hülsenfrüchte, Tofu oder Nüsse sorgen für eine ausreichende Versorgung.

Siehe: Warum sollte man Fleisch essen?

Nachteile einer fleischfreien Ernährung

Es können nur Nachteile durch eine vegane Ernährung entstehen, wenn diese nicht richtig umgesetzt wird und sie einseitig erfolgt. Deswegen sollte man, wenn man sich für eine vegane Ernährung entscheidet, nicht einfach nur tierische Produkte weglassen und sonst so weiter essen wie bisher. Idealerweise ersetzt man die tierischen Produkte durch vegane Alternativen. Damit sind allerdings nicht Ersatzprodukte wie vegane Steaks gemeint, sondern vielmehr vegane Proteinquellen wie Hülsenfrüchte oder Tofu. Der einzige wirkliche Nachteil entsteht vielleicht bei einem Restaurantbesuch in einem regulären Restaurant: Viele Veganer und Veganerinnen kennen das Problem, wenn die einzige Möglichkeit auf der Karte, die für sie geeignet ist, eine Portion Pommes oder ein Salat mit Essig und Öl ist.

Nichtsdestotrotz stellen viele Menschen nach kurzer Zeit fest, dass der Verzicht auf Fleisch und Milch sich nicht wie ein Verzicht, sondern vielmehr wie eine Befreiung anfühlt und bemerken eine Verbesserung in vielen Lebensbereichen – von der Stimmung über die Energie bis hin zu Aussehen von Haut und Haar.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert