Warum sagt man „falscher Hase“ zu Hackbraten? Woher kommt der Ausdruck? Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung

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Wer sich im Restaurant hin und wieder gern einen Hackbraten bestellt, wird feststellen, dass dieser nicht immer mit diesem Namen auf der Speisekarte angepriesen wird. In einigen Gaststätten und Lokalen wird der Hackbraten auch unter der originellen Bezeichnung „Falscher Hase“ beworben. Doch woher kommt dieser Begriff eigentlich? Mit dem Aussehen des Hackbratens kann die Bezeichnung kaum etwas zu tun haben, denn die erinnert nun wirklich nicht an einen Hasen – oder wurde früher etwa Hasenfleisch für die Herstellung eines Hackbratens verwendet?

„Falscher Hase“: Woher kommt der Begriff? Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung

Unter dem Begriff „Falscher Hase“ ist ein köstlicher Hackbraten bekannt, der aus Hackfleisch und Zwiebeln besteht. Hasenfleisch kommt bei der Herstellung dieses deutschen Klassikers nicht zum Einsatz, dafür jedoch ein hart gekochtes Ei. Dieses befindet sich in der Mitte des Hackbratens und wird beim Aufschneiden des Bratens freigelegt – wer sich also ein Mittelstück des Bratens schnappt, darf sich über diesen hübsch anzusehenden Zusatz freuen.

Doch warum genau heißt ein Hackbraten „falscher Hase?“ Könnte diese Bezeichnung damit zusammenhängen, dass der Osterhase die Eier austrägt? Doch warum sollte der besagte Hase dann „falsch“ sein?

Ein Blick in die deutsche Vergangenheit: Vom „echten Hasen“ zum „falschen Hasen“

Die Antwort auf die Frage, warum ein Hackbraten als „falscher Hase“ und in einigen Regionen auch als „Heuchelhase“ bezeichnet wird, ist im Grunde genommen recht einfach. Um diese zu finden, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen – genauer gesagt in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Am Sonntag kam bei den Deutschen zu dieser Zeit gern ein schmackhafter Hasenbraten auf den Tisch – allerdings nicht in Form eines Hackbratens, sondern in ähnlicher Form wie der heutzutage beliebte Schweinebraten. Da die Population der Hasen durch den vorherigen Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg jedoch vom Aussterben bedroht war, wurde der Hase von der deutschen Regierung unter Artenschutz gestellt. Die Folge: Hasen durften von Jägern nicht mehr geschossen werden und so stand auch der sonntägliche Hasenbraten vor dem Aus.

„Falscher Hase“: Als eine Alternative zum Hackbraten gesucht wurde

Fortan sahen sich deutsche Hausfrauen einem immensen Problem gegenübergestellt: Schweine- und Rindfleisch war damals sehr teuer, dennoch wollten sie natürlich nicht auf einen leckeren Braten am Sonntag verzichten.

Aus heutiger Sicht wird es an dieser Stelle etwas unappetitlich, denn auf der Suche nach einer günstigen Alternative stießen viele Hausfrauen auf die Katze. Kein Witz: Da das Skelett einer Katze dem eines Hasen überaus ähnlich ist, wurden fortan nicht mehr Hasen, sondern Katzen in heimischen Gärten und Bauernhöfen gehalten, um sie zu einem geeigneten Zeitpunkt zu schlachten – denn praktischerweise standen die sanften Vierbeiner nicht unter Artenschutz. Ebenso wie bei Hasen und Kaninchen brachte auch das Fell einer Katze viel Geld ein, da es damals als beliebtes Heilmittel gegen Rheuma und Gicht gehandelt wurde. Wurde die Katze schließlich geschlachtet, entfernte man den Tieren ihren Kopf und die Pfoten, um auf diese Weise zu vertuschen, dass es sich bei dem vermeintlichen Hasenbraten in Wahrheit um Katzenbraten handelte. Auf diese Weise wurde der Begriff „falscher Hase“ erfunden.

„Falscher Hase“: Bedeutung, Erklärung, Wortherkunft

Mittlerweile wird in einem Hackbraten natürlich keine Katze mehr verarbeitet – schließlich sind die niedlichen Wesen derzeit neben Hunden die beliebtesten Haustiere der Deutschen. Stattdessen setzen professionelle Köche und ambitionierte Hausfrauen schlicht und einfach auf gemischtes Hackfleisch aus Rind und Schwein, um einen Hackbraten herzustellen – und natürlich auf das beliebte Ei in der Mitte, das ihm sein besonderes Aussehen verleiht. Den Namen „falscher Hase“ bzw. „Heuchelhase“ hat der Hackbraten aber bis zum heutigen Tag behalten. Falls Sie jemandem die Entstehung dieses seltsam klingenden Namens erzählen möchten, sollten Sie aber eventuell abwarten, bis die Person ihren Hackbraten vollständig aufgegessen hat – schließlich möchte niemand beim Essen darüber nachdenken, dass in Deutschland ursprünglich mal niedliche Schmusekatzen auf dem Esstisch landeten.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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2 Gedanken zu „Warum sagt man „falscher Hase“ zu Hackbraten? Woher kommt der Ausdruck? Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung“

    1. Genau! Bereits in ein Lexikon von 1907 brachte es der Falsche Hase: siehe Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 745.:“http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Igelbraten“ Ein Weile länger im Internet suchen und dann erst auf BedeutungOnline.de etwas veröffentlichen, auch wenn die Schauergeschichten beeindruckender sind….

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