Es waren gleich drei Verträge nötig, um den Vatikan in den Rang eines souveränen Staates zu erheben. Es ist der kleinste der Welt. Die Voraussetzung dazu wurden am 11. Februar des Jahres 1929 geschaffen, als die sogenannten Lateranverträge zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl nach langen Verhandlungen unterschriftsreif waren. Dabei handelte es sich neben dem Staatsvertrag um ein Abkommen, das die finanzielle Basis des Staates schuf.
Eine wichtige Funktion hatte zudem das Konkordat, das seither die Beziehungen zwischen dem Staat Italien und der katholischen Kirche regelt. Denn der Kirchenstaat mit seiner Wahlmonarchie befindet sich auf einem römischen Hügel am rechten Ufer des Tiber und damit komplett auf italienischem Boden.
Vatikan: Lateranverträge lösten mittelalterliche Strukturen ab
„Stato della Cittá del Vaticano“ – so lautet die offizielle Bezeichnung des souveränen Staates der Vatikanstadt. Er genießt seit nunmehr fast hundert Jahren die Privilegien der Exterritorialität und ist befreit von jeglicher Besteuerung durch die Finanzbehörden Italiens. Die Lateranverträge garantieren dem Vatikan und damit dem Heiligen Stuhl des Papstes die völlige Souveränität und lösten die aus dem Mittelalter stammenden Strukturen des Kirchenstaates ab. Der von den Kardinälen gewählte Papst ist das jeweilige Staatsoberhaupt des Vatikans. Allerdings bezieht sich das Territorium nicht allein auf das Gelände des Petersdoms, denn außerhalb dieses Stadtstaates besitzt der Vatikan noch dreizehn weitere Gebäude innerhalb der Stadt Rom. Unter anderem die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo. Auch diesen zumeist historischen Palästen räumte die italienische Regierung extraterritoriale Rechte ein.
135 Rekruten der Schweizer Garde schützen den Papst
Seit dem zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt wird auf dem „Mons vaticanus“, dem Hügel des Vatikans, im Petersdom das Grab des heiligen Petrus verehrt. Es wird Kaiser Konstantin zugeschrieben, dass zwischen 306 und 337 nach Christi Geburt über dem Grab eine Basilika errichtet wurde. Sehr viel später nahm das historische Gotteshaus durch Michelangelo di Buonarotti und einigen weiteren begabten Architekten dieser Zeit die heutige Gestalt des Petersdoms an.
Bis zum 8. Jahrhundert nach Christi Geburt haben Historiker die Existenz des Papsttums nachweisen können. Seit dem Jahr 1506 schützt die sogenannte „Schweizer Garde“ das jeweilige Oberhaupt des Vatikan-Staates. Sie gilt als das älteste noch immer existierende Militärkorps der Welt und besteht seit 2018 aus 135 Rekruten, die mehrheitlich aus dem Schweizer Kanton Wallis stammen. Die Hellebardiere und Vizekorporäle dienen in der Regel 26 Monate und verlieren nach ihrem Ausscheiden die vatikanische Staatsangehörigkeit.
Eine päpstliche Tageszeitung in vielen Sprachen
Der souveräne Staat des Vatikans verfügt über eine eigene Sendeanlage namens Santa Maria di Galeria und betreibt Radio Vatikan. Er besitzt auch eine eigene Staatsflagge in den Farben gelb-weiß und gold-silber sowie ein eigenes Wappen mit zwei gekreuzten Schlüsseln, der päpstlichen Krone und der Mitra. Einen besonderen Ruf genießt die päpstliche Universität Gregoriana.
Die Tageszeitung L’Osservatore Romano, der „Römische Beobachter“, erscheint seit 1861, wird in zahlreichen Sprachen gedruckt und gilt als offizielles Sprachrohr des Papstes. Eine im Vatikan ansässige Post gibt eigene Briefmarken heraus und der Euro erhält eine vatikanische Prägung und ist bei Sammlern sehr beliebt. Papst Johannes Paul II. verabschiedete im November des Jahres 2000 ein verändertes Grundgesetz des Vatikans. Der Kirchenstaat begeht auch einen Nationalfeiertag – es ist der Tag der Amtseinführung des jeweiligen Papstes. Neben den Mitgliedern der Schweizer Garde leben vor allem die Kurienkardinäle ununterbrochen innerhalb der Mauern des Vatikans. Insgesamt haben weniger als sechshundert Menschen regelmäßig ihren Wohnsitz im Stadtstaat.
Diplomatischer Dienst seit dem 15. Jahrhundert
Der Heilige Stuhl unterhält zu mehr als 170 Staaten diplomatische Beziehungen und kommt damit seinem Anspruch, ein souveräner Staat zu sein, nach. Die Apostolischen Nuntien verstehen sich als Botschafter und Repräsentanten des Staatoberhaupts.
Der diplomatische Dienst des Papstes reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert und gilt als die längste ununterbrochene Tradition der Welt. Der Vatikan ist unter anderem Mitglied der Atombehörde in Wien, zudem bei der Welthandelskonferenz vertreten und darüber hinaus Beobachter zahlreicher internationaler Organisationen. Durch Delegationen lässt sich der Papst auch bei der UNO-Kommission für Menschenrechte in Genf vertreten. Präsident des Stadtstaates ist der jeweilige Verwaltungsdirektor des Vatikans, der vom Papst ernannt wird. Die Römische Kurie folgt dem kanonischen Recht und handelt im Auftrag des Heiligen Vaters.