Warum ist der Uluru heilig? Erklärung

Warum ist der Uluru heilig, Erklärung


863 Meter über dem Meersspiegel thront der Uluru, zwischenzeitlich auch als Ayers Rock bekannt, über das australische Outback. Der im Sonnenuntergang rot leuchtende Berg gehört zu den heiligen Stätten der Anangu. Denn der Berg hat mythologisch eine enge Verknüpfung zur sogenannten Traumzeit, dem Entstehungsmythos der Anangu. Lange vernachlässigt, kristallisierte sich über die letzten Jahrzehnte in Australien und westlichen Ländern das Verständnis für die heilige Bedeutung des Berges heraus.

Der Uluru gehört zu den imposanten Landmarken mitten in der zentralen Wüste Australiens, des Outbacks. Auf einer Länge von drei Kilometern streckt sich das Paradebeispiel eines sogenannten Inselbergs aus: Ein einsamer Berg, der kein Teil einer Gebirgskette ist. Nicht umsonst gehört der Berg als Teil des Uluru-Kata Tjuta National Parks heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Doch seit der Etablierung des Nationalparks hat sich vor Ort ein problematisches Phänomen entwickelt: Touristische Besucher bestiegen den Berg in Scharen. Das Verhalten der Reisenden führte schon in den 90ern zu Schildern mit der Aufforderung, den Berg nicht zu besteigen. Doch noch 2010 erstieg laut statistischer Forschung etwa ein Drittel der Besucher, darunter viele Familien mit Kindern, den heiligen Berg. Seit 2019 ist die Besteigung des Uluru offiziell verboten. Denn der Uluru ist ein heiliger Berg der Anangu.

Entstehung und Kulturgeschichte des Uluru

Nach wissenschaftlichem Verständnis entstand der Uluru in einem frühen Meer der Erde, das sich im sogenannten Amadeus-Becken Australiens entfaltete. Dort wurden schon vor hunderten Millionen Jahren neue geologische Formationen als Grundlage der heutigen Region erschaffen. Der Uluru selbst soll vor etwa 65 Millionen Jahren beim Übergang von der Kreidezeit ins Tertiär entstanden sein, – etwa zu jener Zeit, als die Dinosaurier ihrem Ende entgegensahen. Dabei setzt sich der Uluru aus der Gesteinsart Arkose zusammen, die für ihre auffälligen Mineralien bekannt ist.

Weit vor der westlichen Kolonialisierung Australiens existierte hier das Volk der Anangu, die den Aborigines zugeordnet werden. Seit mehr als 10.000 Jahren leben diese Ureinwohner Australiens in der Region. Die Anangu betrachten sich auch dank ihrer langen Geschichte vor Ort als rechtmäßige Besitzer des Landes, auf dem der Uluru steht. Der Name Anangu bedeutet übersetzt etwas wie menschliches Wesen, menschlicher Körper oder Person. Die heimischen Anwohner verehrten den Uluru seit jeher als heiligen Berg.

Doch vieles änderte sich mit der Entdeckung und Kolonialisierung Australiens durch europäische Einwanderer – ausgelöst von Seefahrern und Entdeckern wie Willem Jansz und James Cook. Der britisch-australische Entdecker William Gosse sah den Berg 1873 als erster Europäer und taufte ihn mit dem Titel Ayers Rock, ein Kolonialname, der sich lange als offizielle Bezeichnung hielt. Das Gebiet wurde um 1920 erst zu einem Reservat für die Ureinwohner, in den 50er-Jahren schließlich entstand der heutige Nationalpark. Es kam zu einer schleichenden Enteignung, deren man sich in den 70er- und 80er-Jahren gewahr wurde. 1976 wurden der Aboriginal Land Rights Act verabschiedet, 1985 folgte die Rückkehr des Eigentums in die Hand der Anangu. Doch bald stellte sich für die Ureinwohner ein weiteres Problem ein: der Tourismus.

Warum ist der Uluru heilig? Erklärung

Die Anangu kannten den roten Berg im Outback schon lange unter dem Namen Uluru – international hat sich erst in den letzten Jahren der ursprüngliche Name gegenüber dem lange geläufigen Ayers Rock durchgesetzt. Das hat gute Gründe: Denn die Geschichte des Uluru ist eng mit der Historie der Anangu verwoben. Der Uluru spielt eine wichtige Rolle im Entstehungsmythos der Anangu, der sogenannten Traumzeit. Während der Traumzeit wurde alles Lebende auf der Erde erschaffen, so der Mythos. Die Geister der Vorväter kamen auf die Erde hinab und erschufen Landschaft und Leben. In dieser Geschichte spielt der Uluru eine spirituelle und ritualistische Rolle.

Die schöpferischen Geister aus dem Traumzeit-Mythos der Anangu sollen auch heute noch auf dem Grund ihres Landes wandeln. Nach einer populären Überlieferung sollen zwei sagenumwobene Stämme vor Ort in einen kriegerischen Konflikt verfallen sein – und aus dem Leid und ihren Geistern erhob sich der Uluru als Antwort aus der Erde. Überliefert sind verschiedene Varianten des Mythos, doch einen Zweifel an der Bedeutung des Uluru für die Anangu gibt es nicht.

An den Wänden und Höhlen des Uluru lassen sich bis heute zahlreiche Wandgemälde und Felszeichnungen entdecken, welche die lange und eindrucksvolle Geschichte des heiligen Bergs unterstreichen. Noch immer besitzt der Uluru spirituelle und rituelle Bedeutung für die Anangu. Daher gehört es zu der logischen Konsequenz, die Stätte des Uluru in die Hände der urprünglichen Landbesitzer zurückzuführen, und den Namen Ayers Rock in Uluru abzuändern.

Tourismus und der Uluru

Der Status als Nationalpark und die Anerkennung des Uluru als UNESCO-Weltkulturerbe bescherte dem Naturwunder große touristische Aufmerksamkeit. Von der europäischen Entdeckung des Bergs durch William Gosse und die folgende Umbenennung in Ayers Rock im 18. Jahrhundert über die Einrichtung eines Reservats auf dem Grund des heutigen Nationalparks in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts bis zur touristischen Flut ab der Ernennung zum Nationalpark in den 50ern umweht die heilige Landschaft des Uluru eine fragwürdige Kolonialgeschichte.

Wie bereits angedeutet, konnten es sich viele Touristen nicht nehmen lassen, den Berg zu besteigen. „Please Don’t Climb“ – Schilder mit dieser Aufforderung tauchten ab den 90er-Jahren vor Ort auf. Doch es nützte nichts, um 2010 bestieg noch immer etwa ein Drittel der Besucher den heiligen Berg. Die Besucher trampelten so wortwörtlich nicht nur auf dem spirituellen Erbe der Anangu herum, auch wurden teilweise Felszeichnungen beschädigt und verstärkte Spuren hinterlassen. Seit 2019 ist das Besteigen des Uluru verboten.

Seit dem ersten Tiefpunkt Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der Umgang mit dem kulturellen Erbe der Anangu sichtbar verändert. Nicht nur ist das Besteigen des Uluru mittlerweile verboten, ausgewählte heilige Stätten dürfen nicht fotografiert oder auf Video festgehalten werden. Auch kommt es zur Schließung der Parkregion, wenn die Anangu eines ihrer heiligen Rituale am Berg abhalten. Auf diesem Weg versucht man mittlerweile, die Bedürfnisse der Anangu und ihr Heiliges Erbe zu schützen – und dennoch Touristen die Möglichkeit zu geben, den Berg auf ausgewählten Routen ohne Besteigung zu sehen. Dass der Uluru mehr als irgendein schön aussehender Berg ist, ist mittlerweile innerhalb Australiens aber auch international anerkannt. Er ist seit Tausenden von Jahren eine heilige Stätte der Anangu.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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