Warum ist der Tod ein Tabuthema? Erklärung

Warum ist der Tod ein Tabuthema, Erklärung


Der Tod begegnet uns überall. In der Geschichte, Literatur und im Film. Im Alltag trifft der moderne Mensch die Jugend, die mit dem Ende des Lebens nicht in Verbindung stehen sollte.

Historisch gesehen erhob das alte Ägypten das Sterben zu einem staatstragenden Thema, dem der Bau der Pyramiden sowie die Königsgräber zu verdanken sind.

Warum ist der Tod ein Tabuthema? Erklärung

Heute jedoch wird das Problem stigmatisiert. Keiner möchte davon hören und sich damit beschäftigen. Doch wieso ist das so? Der Mensch kann als eines der wenigen Lebewesen auf dem Planeten sein Ende absehen.

Innerhalb eines Intervalls von bis zu durchschnittlich siebzig Jahren verstirbt jeder im Rahmen des biologischen Alterungsprozesses.
Um diesen unausweichlichen Gedanken möglichst entgegenzuwirken, konzentrieren sich die Menschen auf ihre Arbeiten, interessante Hobbys und feiern Feste. Einige nutzen Alkohol, um die negativen Impulse auszublenden, die auch den Tod betreffen können. Teilweise abstrahiert man das biologische Ende, um seine schrecklichen Auswirkungen auf das Leben nicht in seiner ganzen Kraft auf sich wirken zu lassen.

Als der Mensch sein unausweichliches biologisches Ende bewußt wahrnahm, suchte er nach einem Ausweg. Dieser bestand darin, für alle Naturphänomene Götter zu erschaffen. Diese trugen die Verantwortungen, da es noch keine wissenschaftlichen Methoden gab, um zu physikalischen und chemischen Erkenntnissen zu gelangen. Wer im Sinne der Götter handelte, den erwartete – wie in einigen heute praktizierten Religionen – ein Leben nach dem Sterben der menschlichen Hülle. Um den Willen der Gottheiten zu erreichen, boten die Menschen Opfergaben dar.

Wie wird der Tod vom modernen Menschen betrachtet?

Das Leben ist heute auf die Jugend, den Erfolg und die Lebensqualität ausgerichtet. Jeder möchte stets beruflich und privat erfolgreich sein. Dazu gehört Sport und Wellness. Selbst mit fünfzig Jahren möchte ein Mensch wie dreißig wirken. Sonst droht der Verlust der Lebensqualität. Außerdem finden Arbeitslose ab einem bestimmten Alter keine Arbeit mehr. Sie sind nicht scheinbar mehr auf dem neuesten Stand und nicht lernfähig genug. Da hat die Frage nach dem Tod keinen Platz. Er wird ausgeblendet.

Der Tod kommt als Thema höchstens in der Literatur und im Film vor. Die Serie Supernatural bietet dem Zuschauer beispielsweise eine Vielzahl von Reinkarnationen an. Die Hauptdarsteller und andere beliebte oder weniger angesehene Figuren sterben. Doch nach einigen Folgen werden sie auf unterschiedliche Art und Weise dann ins Leben zurückgerufen. Beliebtes Motiv ist hier ein Engel in Menschengestalt, der mit seiner magischen Kraft Krankheiten und den Tod besiegen kann. Spannungsgeladen und versöhnlicher kann eine Serie kaum sein, um den Zuschauer von den Auswirkungen des Todes unterhaltsam abzulenken.

Der Tod und die Pflege

Pflegekräfte und einige Verwandte, wie Ehegatten, Kinder oder Neffen, widmen sich der Pflege von Menschen, im die Sterben liegen. Sie nehmen ihre Tätigkeiten bis zum Tod des Anvertrauten wahr. Dabei führen sie verschiedene emotional anstrengende Arbeiten durch, die vom Waschen bewegungsunfähiger Menschen bis zur Reinigung der Betten reichen.
Nach dem Tod des Verwandten bemühen sie sich wieder um eine Beschäftigung, die ihrem vorherigen Beruf entspricht. Da der Tod für die meisten Unternehmen kein Thema zu sein scheint, wird die emotional anspruchsvolle Tätigkeit bei der Bewerbung nicht berücksichtigt. Scheinbar besteht an dieser Stelle der Eindruck, es würde sich um eine Art von Freizeitbeschäftigung handeln.

Dabei ist es jeweils eine aufopfernde Tätigkeit, die für den Pflegenden eine massive emotionale Belastung bedeutet. Ab dem Zeitpunkt der ersten wahrnehmbaren Einschränkungen wird die Pflegerin oder der Pfleger an vierundzwanzig Stunden pro Tag gefordert. Das gilt für die Vergabe von Medikamenten, pflegende Arbeiten wie das Waschen, Anziehen und Begleiten des Schwerkranken. Dazu kommen der ganztägliche Bereitschaftsdienst, die Zubereitung des Essens sowie die Reinigung von Gegenständen wie beispielsweise dem Toilettenwagen oder Rollstuhl.

Im letzten Abschnitt – wenige Stunden vor dem Tod – kommt es zu einem Todesrasseln. Oft sagt man auch, dass der Pflegende erst den Raum verlassen muss, damit der Kranke den letzten Schritt in den Tod vollziehen kann.

All diese Erfahrungen möchten sich die meisten Menschen sowohl gedanklich als auch praktisch ersparen, obwohl die Vorfahren in früheren Epochen mit diesen Problemen stets aktiv umgingen. Für sie war der Tod ein Teil ihres Lebens, da es kaum Medikationen und Operationen nach heutigen Maßstäben gab.

Führt ein helles Licht in eine andere Form des Daseins?

Patienten, die Nahtoderfahrungen machten, sprachen in der Literatur von einem hellen Licht, das ihnen erschienen sei. Ist es der Weg zu Gott? Die moderne Wissenschaft hat das Phänomen untersucht und eine passende Antwort aus den Erfahrungen abgeleitet.

Stirbt ein Mensch, dann erlischt seine Hirnaktivität. Das Gehirn besteht jedoch auch aus Neuronen, die in Abschnitten ohne Hirnaktivität weiterleben. Hierbei spielt die elektrische Energie des Körpers eine wichtige Rolle. Während die Ionen in den Zellen in Abhängigkeit von Alter und Durchblutung jeweils den negativen und dann positiven Zustand annehmen, kommt es während des Sterbeprozesses zu einer unverhältnismäßig starken Aufladung. Mit dieser werden die körpereigenen Membranpumpen nicht mehr fertig.

Im Ergebnis kommt es im Rahmen der Depolarisierung der Ionen zu einer Depolarisierungswelle. Diese führt zu einer Entladung aller negativ aufgeladenen Nervenzellen. Die Entladung selbst führt so zu einem freigesetzten Überschuß an Energie, die von den Sterbenden als lichtführender Tunnel wahrgenommen wird. Während dieses Prozesses werden die Neuronen durch das im Übermaß erzeugte Kalzium getötet.

Kann eine religiöse Einstellung die Tabuisierung des Todes kompensieren?

Auch wenn die Gesellschaft und somit jeder in ihr das absolute Ende des Lebens meistens ausblendet, so bleibt der Tod trotzdem greifbar. Jeder Interessierte hat jedoch die Chance seiner unbewußten Angst auszuweichen, in dem er sich einer religiösen Vorstellung zuwendet.

Das gilt auf jeden Fall, wenn ein Mensch durch unterschiedliche negative Erfahrungen und eventuell psychische Erkrankungen den freiwilligen Weg aus dem Leben wählen möchte. Abhängig von der betrachteten Religion würde der Suizid als Todsünde zum Verlust der Reinkarnation führen. Ohne sie ist aber eine Neugeburt der Seele nicht möglich, wenn der Betreffende freiwillig und ohne Grund aus dem Leben scheidet.

Die Anhänger des Christentums verbinden mit dem Tod deshalb die Hoffnung, dass Jesus Christus für alle am Kreuz gestorben ist. Dann erfolgte die Auferstehung, die auch für alle Christen nach dem Tod vorgesehen ist. Wer sich an die Vorgaben Gottes hält, dessen Seele wird später im Himmel erwartet. Massive Verstöße gegen die Worte Gottes sprechen hingegen für das Fegefeuer sowie die Hölle. Aus diesen kann die Seele des Verstorbenen jeweils nach dem jüngsten Gericht wieder in den Himmel gelangen.

Im Judentum geht es in erster Linie um die Verbindung zwischen Leben und Gott. Grundsätzlich geht es im Hier und Jetzt um die Unversehrtheit des Lebens. Selbstmord oder die Sterbehilfe sind im Judentum deshalb ausgeschlossen. Es gibt an dieser Stelle zwei Ansatzpunkte. Der eine geht von der Unsterblichkeit der Seele aus, der andere konzentriert sich auf die Wiederauferstehung des Messias, der ursprünglich Jude war.

Die Gläubigen im Islam glauben an verschiedene Versionen. Eine davon besteht darin, dass der Verstorbene – sofern er nach den Lehren des Koran lebte – später an der Seite Gottes sitzen wird. Wer jedoch ein schlechtes Leben führt, auf den wartet die Hölle. Allerdings gewährt Gott jedem eine Amnestie, der seine Untaten vor dem Tor zum Paradies ernsthaft bereut. Innerhalb des erwähnten Paradises können sich Muslime und auch die Anhänger anderer Religionen wiedersehen.

Für jeweils eine besondere Art der Versöhnung zwischen Leben und Tod stehen der Buddhismus und der Hinduismus. Bei ihnen folgen Leben und folgende Tod einem wiederkehrenden Rhythmus. Somit gibt es hier keine Grenzen, auf die sich der Mensch vorbereiten müsste. Grundsätzlich kommt die Seele nach dem irdischen Ende zur Ruhe. Danach folgt die Wiedergeburt.

In diesem Zusammenhang gibt es noch eine Besonderheit. Sie betrifft das Karma, das der Betreffende oder seine Seele auf den einzelnen Abschnitten sammelt. Das Karma ist keine starre spirituelle Menge. Stattdessen sammelt man in jedem Lebensabschnitt einen Anteil, der in seiner Gesamtheit im folgenden Leben zur Verfügung steht. Dieses Karma ist jedoch nicht umsonst, sondern wird von positiven und negativen Handlungen des Menschen beeinflusst. Letztlich gibt es in diesen Religionen die Vorstellung der Erleuchtung. Als Belohnung winkt beispielsweise dem Gläubigen nach zahlreichen Wiederbelebungen das Nirwana, wo er seine Erlösung findet.

Fazit: Warum ist der Tod ein Tabuthema?

Der Mensch kann sein späteres Ende bewusst wahrnehmen. Deshalb erschuf er sich Götter. Heute gibt es hingegen Religionen, die diese tröstenden Funktionen übernehmen, da fast niemand mit dem unausweichlichen Tod bewusst leben möchte.

Heute ist die Jugend wichtig. Jeder möchte aktiv, sportlich und erfolgreich sein. Das setzt einen Egoismus voraus, für den der Tod ausgeklammert werden muss.

Gleichzeitig werden die aufopfernden Tätigkeiten der pflegenden Berufe immer wichtiger, da die dort arbeitenden Menschen stets mit dem Ende des irdischen Lebens konfrontiert werden.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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