Der Beiname „Goldene Stadt“ für die tschechische Hauptstadt Prag existiert schon sehr lange. Woher er stammt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Es gibt gleich mehrere einleuchtende Begründungen.
1. Prag – die Stadt der goldenen Türme
Prag ist eine der größten und ältesten Städte Mitteleuropas. Ihre romanische, gotische und barocke Bausubstanz hat zum Glück die Zeit überdauert und selbst der 2. Weltkrieg hat zum Glück nur wenige Schäden an den prächtigen alten Bauten hinterlassen. Deshalb gibt es in der Stadt besonders viele Kirchtürme, viele Palais und jede Menge reich geschmückte Kaufmannshäuser.
Da ist zum einen die gewaltige Prager Burg auf dem Hradschin, mit den Türmen des Veitsdomes und der St.-Georgs-Basilika und zum anderen die Burg Vyšehrad mit der Sankt Peter-und Pauls Kirche, die über der Stadt thronen. Aber auch in der Altstadt selbst gibt es unendlich viele Kirchen und Paläste mit Kuppeln und Turmverzierungen. Oft sind die Turmspitzen vergoldet und die Türme und Hausfassaden aus dem hellen Sandstein der Umgebung erbaut. Besonders bei Sonnenuntergang legt sich ein golden glänzender Schein über die Stadt, der den Begriff „Goldene Stadt“ erklären könnte.
2. Prag und Kaiser Karl IV. König von Böhmen und römisch deutscher Kaiser
Kaiser Karl VI. war einer der bedeutendsten Kaiser des Mittelalters und einer der herausragendsten Herrscher seiner Zeit. Er wurde anno 1316 als Wenzel in Prag geboren und starb hier auch anno 1378. Während seiner Regierungszeit wurde Prag zu einer reichen, schönen und bedeutenden, zu einer „Goldenen Stadt“, wie der Herrscher selbst sie nannte. Eine rege Bautätigkeit setzte ein. Karl ließ den Dom Sankt Veit auf dem Hradschin und die Karlsbrücke bauen, eine große Synagoge, ein neues Rathaus und einige Paläste und gründete die Carolina, die älteste Universität Mitteleuropas.
3. Das Goldene Gässchen in Prag
Wer den Prager Burgberg (Hradschin) besteigt, kommt im Inneren der Burganlage am Goldenen Gässchen vorbei. Die kleine Gasse mit ihren 11 kleinen Häusern zwischen 2 Türmen liegt direkt an der Burgmauer und ist einer der Touristenmagnete Prags. Heute sind die Häuser nicht mehr bewohnt, sie beherbergen Souvenirläden und historische Sammlungen.
Zu dieser Gasse gibt es eine Geschichte, die auch mit dem Begriff „Goldene Stadt Prag “ zusammenhängen könnte. Seit 1575 war Rudolf der II. König von Böhmen und König von Ungarn, seit 1576 Kaiser des hl. Römischen Reiches. Er verlegte im Jahr 1583 seine Residenz nach Prag und hielt in der Prager Burg Hof. Sein Hofstaat war sehr groß und kostspielig, außerdem war Rudolf ein Gönner und Förderer der Kunst und der Wissenschaften. Für das alles brauchte er natürlich gewaltige finanzielle Mittel, die er nicht hatte. Vielleicht auch deshalb interessierte sich der Kaiser sehr für Okkultismus und für Alchemie, also die Kunst des Goldmachens.
Im sogenannten Goldenen Gässchen waren seinerzeit neben der Burgwache auch einige Alchimisten untergebracht, die der Herrscher nach Prag eingeladen hatte. Sie sollten für ihn mit Hilfe des „Steines der Weisen“ aus unedlen Metallen Gold herstellen. Keinen von ihnen gelang es jedoch, Gold zu machen. Später gab es mehrere Goldschmiede-Werkstätten in der Gasse. Vielleicht rührt der Beiname „Goldene Stadt“ auch daher.