Der Schwarzwald ist reich an dunklen Schluchten, abgelegenen Tälern und dichten Nadelwäldern. Doch rechtfertigt das tatsächlich den Ausdruck „Schwarz“ für das gesamte Waldgebiet?
Der Name „Schwarzwald“ stammt von den Römern
Der Schwarzwald wurde erst sehr spät komplett erschlossen und besiedelt. Vor dem 900 Jahrhundert nach Christus war der Schwarzwald von Pforzheim bis zum Kaiserstuhl ein zusammenhängendes und sehr urtümliches Waldgebiet.
Erste Siedlungsspuren stammen aus der Zeit der Kelten. Die ließen sich etwa 500 vor Christus in der Gegend nieder.
Interessanterweise drangen sie nie bis in den Schwarzwald vor. Ausgrabungen belegten mehrere Siedlungen an den Rändern des Waldes. Doch bis in den dichten Urwald selbst drangen sie kaum vor. Archäologen fanden bisher tief im Schwarzwald höchsten einige Pfeilspitzen von durchwandernden Jägern.
Tatsächlich muss der Schwarzwald damals alles andere als einladend gewesen sein. Tiefe Schluchten, Bäche, die schnell zu reißenden Flüssen anspringen und schroffe Mittelgebirgsgegenden. Das alles bot den Menschen keine guten Bedingungen.
Erst die Römer wagten sich weiter in das Urwaldgebiet hinein. Sie bauten mit der Kinzigtalroute eine erste Straße durch den Schwarzwald und gründeten viele der bis heute bestehenden Städte. Vermutlich war es die Unwegsamkeit und die deutlich zu spürende feuchte, Dunkelheit des Waldes, die sie zur Namensgebung verleitete. Daneben berichteten römische Geschichtsschreiber von der „Geisterfurcht“ der damaligen Bevölkerung. Überall, wo es dunkel wurde lauerten ihrer Meinung nach böse Geister, denen man besser nicht zu nahe kam.
Der ursprüngliche lateinische Name war „Silva nigra“ was zu Deutsch „schwarzer Wald“ bedeutet.
Schwarzwald: Bäderkultur, Weinbau und saftige Weiden
Auch wenn die Römer als feindliche Eroberer auftraten, brachten sie den nördlicheren Gegenden Europas große Errungenschaften und Fortschritte. Tatsächlich prägten sie den heutigen Schwarzwald wie kaum eine andere Kultur. Sie entdeckten die berühmten Heilbäder und brachten den Weinbau in den Südschwarzwald. Die glanzvollen Kurstädte Baden-Baden und Badenweiler haben wir heute den Römern zu verdanken.
Im 3. Jahrhundert nach Christus vertrieben die Alemannen die Römer. Aus diesen Zeiten stammt der ländliche Siedlungsbau, wie man ihn bis heute aus weiten Teilen des Schwarzwalds kennt. Die Alemannen dehnten den Ackerbau und die Viehzucht aus. Bevor sie großzügige Gehöfte anlegten, gab es die ausgedehnten Weideflächen, Wiesen und sanften Hügel im Schwarzwald noch nicht.
Glücklicherweise behielten die neuen Herren über den Schwarzwald viele der alten Kulturerrungenschaften der Römer bei. Das Baden wurde weiter gepflegt, ebenso wie der Weinbau. Der Name der Gegend blieb ebenfalls erhalten. Erstmals urkundlich in deutscher Sprache erwähnt wurde der „Swarzwald“ im Jahr 868 nach Christus.
Dunkle Fichten statt Mischwälder
Nachdem im Schwarzwald Erz und Silber gefunden wurde, siedelten sich zunehmend fränkische Ritter an. Auch die Kirche wollte ihren Teil vom neu entdeckten Reichtum der Gegend abhaben. Im Schwarzwald entstanden etliche Klöster. Deren Vorhaben taten dem Waldgebiet leider nicht immer gut. Über Jahrhunderte wurden weite Teile des Schwarzwaldes rücksichtslos gerodet und ausgebeutet. Dadurch ist heute auch nicht mehr sicher nachvollziehbar, wie der Wald früher ausgesehen hat. Aus einigen römischen Schriften ist zu entnehmen, dass es sich keineswegs nur um dunkle Tannenwälder, sondern um bunte Mischwälder gehandelt hat.
Durch zunehmende Überschwemmungen, Erdrutsche und Bodenerosion lernten die Menschen, dass der schützende Wald an dieser Stelle unverzichtbar war. Also forsteten sie die Gegenden wieder auf. Zur damaligen Zeit wurden fast ausschließlich Fichten gepflanzt. Die wuchsen schnell und ließen sich wunderbar vermarkten. Der Holzhandel war immer noch eine der Haupteinnahmequellen der Adeligen und Klöster, die sich im Schwarzwalde niedergelassen hatten. Einer Legende nach soll Amsterdam komplett auf Schwarzwälder Tannenholz erbaut worden sein. Ein Großteil des Holzes floss auch in den niederländischen Schiffbau.
Der Name Schwarzwald bestätigte sich zu dieser Zeit auf ganz neue Weise. Fichten und Tannen sind tatsächlich sehr dunkel. Von einer Felsspitze aus betrachtet sehen solche Wälder wahrhaftig schwarz aus. Selbst tagsüber ist es in dichten Fichtenwälder sehr düster.
Der Schwarzwald in der Neuzeit
Heute ist der Schwarzwald ein beliebtes Naherholungsgebiet und Urlaubsziel. Die Bäder sind geblieben und so auch der Wein. Durch die einst unwegsamen düsteren Schluchten führen gut erschlossene Wanderwege. Auf dem Feldberg fahren die Menschen bei ausreichend Schnee Ski. Jede Kultur hat ihr Erbe hinterlassen. Von den Alemannen ist der Fasching (süddeutscher Karneval) wichtiger Bestandteil der Schwarzwald-Kultur. Die unumstrittenen Wahrzeichen der Region sind keineswegs Tannen oder Fichten.
Weltweit kennt man den „Black Forest“ für seine Bollenhüte und Kuckucksuhren. Letztere kommen insbesondere bei asiatischen Besuchern gut an. Reiseunternehmen bringen ganze Busse voller Japaner und Chinesen in den Schwarzwald, nur weil diese eine der berühmten Uhren mit dem Vögelchen kaufen wollen.
Übrigens hat der Borkenkäfer den ausgedehnten dunklen Fichtenwäldern in den vergangenen Jahren sehr zugesetzt. Die Forstbehörden lassen seitdem wieder mehr Mischwälder anpflanzen. In ein paar Jahrzehnten wird der Schwarzwald so auch von oben wieder deutlich heller und bunter aussehen.