In den USA und auf der ganzen Welt lieben große und kleine Disney-Fans die Südsee-Abenteuer von Moana – doch in Deutschland und weiteren europäischen Ländern wurde die Titelheldin umbenannt. Das hatte überraschende Gründe.
Der Disney-Film „Vaiana – Das Paradies hat einen Haken“, der kurz vor Weihnachten 2016 in die Kinos kam, begeisterte das Publikum in Deutschland ebenso wie im Rest der Welt und lockte hierzulande über zwei Millionen Zuschauer in die Kinos. Weltweit spielte der Film 643,3 Millionen Dollar ein, das sind umgerechnet knapp 550 Millionen Euro. Damit war „Vaiana“ laut ‚Box Office Mojo‘ der zwölfterfolgreichste Film des Jahres 2016 – und übrigens der erste, der auf Tahitianisch synchronisiert wurde. Bis heute erfreut der Animationsfilm sich großer Beliebtheit im TV, auf DVD und bei Streamingdiensten. Doch auf dem Weg zum Erfolg galt es einige Hindernisse zu überwinden, denn nicht nur im deutschen Filmtitel gab es einen Haken: Disney musste den Originaltitel „Moana“ in mehreren Ländern ändern, bevor der Film in die Kinos kommen konnte. Doch worin bestand das Problem mit dem ursprünglich gewählten Namen für den Film und seine Heldin?
„Moana“: Eintauchen in die Welt der polynesischen Mythen
Die Walt Disney Animation Studios hatten den Namen für die Heldin ihres 56. Animationsfilmes mit Bedacht gewählt: Moana ist auf Hawaii und im gesamten polynesischen Raum ein beliebter Name, der soviel wie Meer oder Ozean bedeutet. Somit passte der Name perfekt zu einer Geschichte, die die Zuschauer in die exotische Traumwelt der Südsee entführt. Der Film erzählt von der (von Disney erfundenen) Insel Moto Nui, auf der die Familien unter Hunger leiden, seit die Fischer immer bescheidenere Fänge in ihren Netzen haben. Moana, die in der deutschen Fassung Vaiana heißt, ist die Tochter des Häuptlings und wird eines Tages die Führung ihres Stammes übernehmen. Schon jetzt ist das Mädchen abenteuerlustig und mutig, und als sie durch ihre weise Großmutter Pua von einer alten Legende erfährt, die vom Fischreichtum jenseits der schützenden Riffe erzählt, will die tapfere Heldin sich auf den offenen Ozean hinauswagen, den die Fischer bislang scheuten. Doch das bleibt nicht ihr einziges Abenteuer, denn ihrem Inselparadies drohen noch größere Gefahren, die sie nur mit der Hilfe des Halbgottes Maui bannen kann.
Vaiana: Warum musste Disneys Moana ihren Namen aufgeben?
Während in den USA und vielen anderen Ländern der Welt die Kinokassen mit dem Originaltitel „Moana“ klingeln durften, stieß man in Europa auf ein Problem. Der Name Moana war hier in mehreren Staaten urheberrechtlich geschützt und gehörte ausgerechnet einer Filmschauspielerin, die in alles andere als jugendfreien Erwachsenenfilmen mitgewirkt hatte. Die freizügige Moana Pozzi sorgte in den Achtziger und Neunziger Jahren für Aufsehen, starb aber schon 1994 im Alter von nur 33 Jahren. Ihre kurze, aber intensive Schaffensperiode wurde in einem Biopic mit dem Titel „Moana“ dargestellt. Und das strikte europäische Urheberrecht untersagt es, dass ein Film denselben Titel verwendet, den schon ein anderer trägt.
Moana Pozzis Berühmtheit über die Grenzen ihrer italienischen Heimat hinaus ließ bei Disney aber auch aus weiteren Gründen die Alarmglocken läuten. Schließlich hatte Signorina Pozzi mit über 100 Erwachsenenfilmen ein unvergessliches Erbe hinterlassen, noch dazu hatten ihre Affären mit einflussreichen Männern aus Wirtschaft und Politik in Italien für einige Skandale gesorgt. Ein makelloses Image ist für die Disney Studios und ihre Filme einer der Grundpfeiler ihres Erfolges – keinesfalls wollte man riskieren, dass ein Familienfilm mit einer Schauspielerin mit zwielichtigem Ruf in Verbindung gebracht wird. Deshalb machte man sich auf die Suche nach einem unverfänglicheren Namen, der Disney außerdem den Konflikt mit dem europäischen Urheberrecht ersparen würde. Und so konnte man auch vermeiden, dass bei einer Google-Suche nach dem Film unerwünschte Treffer auf dem Computerbildschirm erscheinen, statt zu dem Animationsfilm für Kinder zu führen, und Disney so das Geschäft zu vermiesen.
Neue Namen für Moana: Als Vaiana und Oceana ebenfalls ein Hit
In Deutschland, Spanien und Frankreich erhielt die Titelheldin den Namen Vaiana. Dieser Name stammt wie Moana aus der polynesischen Sprache und beschreibt eine Höhle am Wasser oder am Meer. Damit greift der Name Vaiana sogar eine eine zentrale Szene im Film auf, in der Vaianas Großmutter ihr in einer Höhle uralte Wandmalereien zeigt, die Segelboote darstellen, mit denen die Bewohner Moto Nuis früher weit aufs Meer hinaus segelten, um zu fischen. Es handelt sich also nicht um einen Fantasienamen, sondern um einen Namen, der genauso passend für die wagemutige Filmheldin ist wie der ursprüngliche.
In Italien, dem Land, in dem die Namenskrise ihren Ursprung hat, entschied man sich für einen ganz anderen Namen, nämlich für Oceana. Dieser frei erfundene Name spielt auf die Inselheimat und die maritimen Abenteuer der Heldin an. Sowohl Vaiana als auch Oceana erwiesen sich an den Kinokassen als ebenso zugkräftige Filmtitel, und das Publikum in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien liebte das unerschrockene Mädchen genauso wie der Rest der Welt, wo man es weiterhin unter dem Namen Moana kennt. Aber Disney wird bei der Erschaffung neuer Filmfiguren seither sicher noch gründlicher vorgehen, um für sie Namen zu finden, die ebenso attraktiv wie mit sämtlichen Gesetzen vereinbar sind.
Ich finde den Namen Vaiana sehr schön