Antibaby-Pille: Vorteile und Nachteile erklärt

Antibaby-Pille, Vorteile und Nachteile erklärt


Die Anti-Baby-Pille, umgangssprachlich „Pille“ genannt, ist eine hormonelle Verhütungsmethode, die erstmals 1960 in den USA auf den Markt kam. Ein Jahr später war sie auch in Deutschland erhältlich. Bei korrekter Anwendung verhindert die Pille mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Schwangerschaft. Die Pille schenkte Frauen eine nie dagewesene Freiheit und Selbstbestimmtheit über ihren Körper. Dadurch prägte sie die Gesellschaft von Industrieländern maßgeblich. Heute verhüten weltweit ca. 200 Millionen Frauen mit der Anti-Baby-Pille. In Deutschland ist die Pille mit 34 % ähnlich beliebt wie das Kondom mit 38 %.

Vorteile der Anti-Baby-Pille

(Nachteile der Antibaby-Pille folgen weiter unten)

– Die Verhütung mit der Pille ist komfortabel und leicht. Sie gilt außerdem als sehr sicher, deutlich sicherer als beispielsweise natürliche Empfängnisverhütungs-Methoden.

– Die Einnahme der Anti-Baby-Pille erlaubt eine optimale Zykluskontrolle. Die Frau weiß genau, wann sie ihre Periode bekommt und kann diese bei Bedarf einige Tage verschieben. (Davon machen Leistungssportlerinnen gerne Gebrauch).

– Die Pille hat keinerlei Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Nach Absetzen werden die meisten Frauen nach einem Zyklus schwanger, egal wie lange sie die Präparate vorher eingenommen haben.

– Durch die Einnahme reduzieren sich Dauer und Stärke der Menstruation, was in der Regel mit weniger Schmerzen verbunden ist. Die Einnahme der Pille kann die Symptome einer Endometriose deutlich lindern.

– Einige Präparate können Akne reduzieren, so dass diese bevorzugt jungen Frauen mit Hautproblemen verschrieben werden. Die positiven Effekte auf die Haut resultieren aus der Tatsache, dass die Einnahme der Pille die Konzentration männlicher Geschlechtshormone im Blut reduziert. Allerdings ist die Wirkung gegen Akne keine zugelassene medizinische Indikation der Pille.

– Ferner ist nachgewiesen, dass Kombinationspräparate das Risiko senken, an Eierstockkrebs und Gebärmutterkörper-Krebs erkranken. Das ist bis 30 Jahre nach Absetzen der Pille der Fall. In Bezug auf andere Krebserkrankung gibt es zwar positive Studiendaten, die sind aber noch nicht gesichert.

– Die Minipille enthält eine Wirkstoffmischung mit extrem wenig Östrogen. Sie eignet sich für Frauen, die eine Hormonbehandlung mit Östrogen nicht vertragen.

Die Antibaby-Pille und ihre Nebenwirkungen: Nachteile

Heute bietet der Markt mehr als 50 verschiedene hormonelle Verhütungsmittel. Sie sind zwar praktisch, aber nicht nebenwirkungsfrei. Insbesondere die Langzeitfolgen haben dazu geführt, dass die Pille an Beliebtheit etwas eingebüßt hat. Manchmal können sich die Symptome bei längerer Einnahme jedoch abschwächen. Ob Mikropille, Minipille oder „normale“ Anti-Baby-Pille, alle Präparate beeinflussen den Hormonhaushalt der Frau.

Da jede Frau anders auf Hormone reagiert, können die Nebenwirkungen sehr unterschiedlich sein. Wird die Pille abgesetzt, kann es mehrere Monate dauern, bis sich der normale Zyklus wieder einstellt. Genauso ist es möglich, dass die Frau nach sehr kurzer Zeit schwanger wird. Gerade Minipillen haben den Nachteil, unregelmäßige Zyklen und Zwischenblutungen hervorzurufen. Diese Präparate können auch während der Stillzeit eingenommen werden, da sie weder die Milchbildung noch die Milchqualität beeinflussen. Stillende Frauen, die trotzdem Bedenken haben, dass ihr Baby mit der Muttermilch Hormone aufnimmt, müssen eine andere Verhütungsmethode wählen.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Zwischenblutungen
  • Wassereinlagerungen
  • Stimmungsschwankungen
  • depressive Verstimmungen
  • Gewichtszunahme
  • Nachlassen der Libido
  • Blutgerinnsel, Thrombosen und Embolien

Krebsrisiko durch die Pille – ja oder nein?

Die Einnahme muss immer nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen. Bei langer Einnahmedauer (25 bis 35 Jahre) gehen Mediziner von einem marginal erhöhten Risiko (0,1 %) für Gebärmutterhalskrebs und Brustkrebs aus. Frauen, die die Pille einnehmen, haben jedoch ein geringeres Risiko für Eierstockkrebs.

Die Pille erhöht das Risiko für Thrombosen

Eine der wichtigsten und zugleich schwerwiegendsten Komplikationen sind Thrombosen. Frauen mit weiteren Risikofaktoren sind besonders gefährdet. Diese Risikofaktoren sind Rauchen, Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck und familiäre Vorbelastung. Ein erhöhtes Thromboserisiko kann durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden.

Schlechtere Körperwahrnehmung

Es ist unbestritten, dass die Pille stark in den Hormonhaushalt eingreift. Viele Frauen wünschen sich mehr Natürlichkeit und möchten Ihren Körper besser wahrnehmen. Sie haben das Gefühl, die Wahrnehmung wird durch die Pille gedämpft.

Schwächere Libido

Die Pille kann die Libido abschwächen, was selten erwünscht ist und zu Konflikten in der Partnerschaft führen kann.

Feste Einnahmezeiten

Die Minipille muss jeden Tag konsequent zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Sie eignet sich daher nur für Frauen, die gut strukturiert sind. Sie toleriert nur geringe Abweichungen beim Zeitpunkt der Einnahme.

Störfaktoren für die Wirksamkeit der Pille

Der Empfängnisschutz der Minipille ist nicht mehr gewährleistet, wenn sich die Einnahme um mehr als 12 Stunden verschoben hat oder sie mehr als einmal vergessen wurde. Auch Durchfall und Erbrechen haben Einfluss auf ihre empfängnisverhütende Wirkung. Antibiotika, aber auch pflanzliche Medikamente wie beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel mit Johanniskraut, beeinträchtigen die Sicherheit der Anti-Baby-Pille. Wer verreist, muss Zeitverschiebungen berücksichtigen. Bei Zeitverschiebungen bis maximal 12 h (in der Regel alle Reiseziele innerhalb Deutschlands) können Frauen die Pille am Urlaubsort wie gewohnt einnehmen. Bei Flügen in westlicher Richtung vergrößert sich der Einnahmeabstand. Information im Beipackzettel und Gynäkolog:innen geben darüber genaue Auskunft.

Kurze Entwicklungsgeschichte der Antibaby-Pille

Die Idee, Hormone zur Empfängnisverhütung einzusetzen, verfolgten Ärzte schon ab 1919. Margaret Sanger und Katharine McCormick, beides Frauenrechtlerinnen und im medizinischen Bereich tätig, gaben den entscheidenden Anstoß hierzu.

Die Krankenschwester Margaret Sanger sah in ihrem Arbeitsumfeld täglich Frauen, die an den Folgen ungewollter Schwangerschaften litten und nach dilettantisch durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen starben. Beide Frauen waren engagierte Frauenrechtlerinnen und strebten eine großflächige Aufklärung über Verhütung an. 1921 gründeten sie die „Amerikanische Liga für Geburtenkontrolle“.

1951 lernte Sander den Endokrinologen Gregory Pincus kennen und fragte ihn, wie viel Geld er für die Entwicklung eines hormonellen Verhütungsmittels bräuchte. Er veranschlagte weitaus weniger, als letztendlich benötigt wurde, erhielt es aber von der vermögenden Katharine McCormick, einer Freundin Sanders. Sie unterstützte das Vorhaben mit insgesamt 2 Millionen US-Dollar.

Zusammen mit anderen Wissenschaftlern gelang es Pincus, die Hormone Progesteron und Östrogen künstlich herzustellen. Ihre Erfolge sind nicht ohne die Arbeit des Deutschen Chemikers Adolf Butenandt denkbar. Ihm gelang es nach jahrelangen Versuchen, Hormone zu isolieren. Damit schaffte er die chemische Grundlage zur Herstellung der Anti-Baby-Pille. 1939 erhielt Butenandt für seine Forschungen zu Sexualhormonen den Nobelpreis für Chemie.

Als die Pille 1961 auch in Deutschland verfügbar war, gab es seitens der Kirchen erheblichen Widerstand. Man befürchtete einen Verfall der Moral. Zunächst war die Pille auch nicht zur Empfängnisverhütung, sondern als Medikament gegen Menstruationsbeschwerden gedacht. Ärzte verschrieben sie nur verheirateten Frauen mit Kindern. Die empfängnisverhütende Wirkung erwähnte der Hersteller Schering lediglich als Nebenwirkung im Beipackzettel, doch sie kam einer Revolution gleich.

Eine neue Zeit bricht an: die sexuelle Revolution

Erst die Pille machte die sexuelle Revolution der 1960er Jahre möglich, doch das innovative Verhütungsmittel setzte sich nicht von Anfang an durch. Das lag nicht nur daran, dass die katholische Kirche dagegen protestierte, auch die Frauen selbst (50 %) waren der Pille gegenüber skeptisch eingestellt. Das zeigen Umfragen des Allesbach-Institutes von 1963. Sie plädierten sogar dafür, die Pille in Deutschland zu verbieten. Mehr als 60 % der Befragten schlossen sich der Auffassung der Kirchen an, dass die Pille einen negativen Einfluss auf die Moral habe. Obwohl Papst Paul VI. in seiner Enzyklika die Pille sogar mit einem Bann belegte, konnte er letztendlich nicht viel ausrichten. Zu groß war die Freude der Frauen, endlich von der Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft befreit zu sein. Von nun an waren Fruchtbarkeit und Sexualität getrennte Lebensbereiche.

Wie funktioniert die Anti-Baby-Pille? Funktionsweise

Die in der Pille enthaltenen Hormone Östrogen und Gestagen unterdrücken die Reifung des weiblichen Eis im Eierstock und verhindern damit den Eisprung. Die Hormone beeinflussen auch die Schleimhaut des Gebärmutterhalses, denn während des gesamten Zyklus bleibt der Muttermund mit einem Schleimpfropfen verschlossen. Dadurch wird das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter verhindert. Die Hormone schwächen außerdem den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut deutlich ab. Würde wider Erwarten ein Eisprung stattfinden, könnte sich eine befruchtete Eizelle hier nicht einnisten.

Wie wird die Antibaby-Pille eingenommen?

Die einzelnen Einnahme-Anleitungen variieren von Präparat zu Präparat. Frauen nehmen die Tabletten durchgehend ein, sie basieren auf einem Zyklus von 28 Tagen. Die erste Tablette wird bei allen Präparaten am ersten Tag der Regelblutung eingenommen. Nach 21 Tagen folgt eine siebentägige Einnahmepause. In dieser Zeit sinken die Hormonspiegel und eine schwache Regelblutung setzt ein. An Tag acht wird wieder mit einer neuen Packung begonnen. Es gibt auch Präparat die eine durchgehende Tabletteneinnahme vorsehen. Dann enthalten die Tabletten, die in der Zeit der Periode genommen werden, keine Wirkstoffe.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert