Wer hat Fußball erfunden? Geschichte des Fußballs

Wer hat Fußball erfunden, Geschichte des Fußballs


Die traditionsreiche Sportart Fußball hat eine lange Geschichte vorzuweisen, die sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Häufig wird das heutige England als Ursprung des modernen Fußballs angesehen. Die Einflüsse auf die Sportart jedoch reichen in vielfältige Epochen der Menschheitsgeschichte zurück.

Wer hat Fußball erfunden? Geschichte des Fußballs

Der moderne Fußball entwickelte sich aus frühen Ballsportarten, dabei gab es schon im antiken China und im mesoamerikanischen Raum Ballsportarten, die als frühe Inspiration fungieren. Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. existierte im historischen China eine Ballsportart namens Cuju. Die Sportart wurde so populär, das sie sich gar als eine Art Nationalsport entwickelte, der bis in das 6. Jahrhundert n. Chr. verbreitet war. Zum Einsatz kamen bereits Lederbälle, was Vergleiche zum modernen Fußball nicht komplett absurd werden lässt.

Bevor Kolumbus Amerika entdeckte, wurde gleichfalls in Mesoamerika das Ballspiel kultiviert. Dabei scheint das dortige Ballspiel anders als die chinesische Variante weniger sportlicher als ritueller Wurzel gewesen zu sein. Viel über das historische Ballspiel aus dem mittelamerikanischen Raum wurde nicht überliefert – allerdings kam hier kein Ball aus Leder, sondern aus natürlichem Kautschuk zum Einsatz.

Noch bevor sich der moderne Fußball im heutigen Großbritannien entwickelte, erfreuten sich verschiedenste Ballspielvarianten auf dem europäischen Kontinent steigender Beliebtheit. Bereits im spätmittelalterlichen Italien – um das 15. Jahrhundert – soll in der Region Florenz der Calcio storico gespielt worden sein. Dabei wurde das traditionsreiche Spiel mit den besten Roben im Anschluss an den sonntäglichen Kirchenbesuch zelebriert. Das Calcio storico gilt als raue Frühform des Fußballs, dabei lassen sich auch Elemente des modernen Rugby entdecken. Es ist demnach davon auszugehen, dass der moderne Fußball nicht im luftleeren Raum am Reißbrett entstanden ist, sondern dass er sich organisch aus historischen Ballsportarten entwickelt hat, deren Traditionen sich teils bis in die Antike zurückverfolgen lassen.

Die Wurzeln des modernen Fußballs

Der britische Einfluss auf den modernen Fußball hatte ebenfalls einen mittelalterlichen Ursprung. Seit dem 12. Jahrhundert findet im britischen Ashbourne das Shrovetide-Fußballspiel statt. Jedes Jahr am Faschingsdienstag wie am Aschermittwoch wird noch heute die Tradition gepflegt. Dabei gilt die Frühform des Fußballspiels als eine reduktionistische und kaum reglementierte Version: So wird zwischen 14 und 22 Uhr um einen Korkball gespielt, dabei gibt es kein eng umgrenztes Spielfeld. Der Shrovetide-Fußball ist ein extrem raues Fußballspiel, das mit einer unbegrenzten Anzahl von Spielern funktioniert. Zwei historische Steinpyramiden formen die Tore. Vom einflussreichen Shrovetide-Fußball ist es noch ein langer Schritt zum modernen Association-Football.

Hier kommen die traditionsreichen britischen Universitäten ins Spiel. Bereits im 19. Jahrhundert gab es verschiedene Fußballspiele in England, die nicht unähnlich des Shrovetide-Fußballs zwischen rivalisierenden Orten stattfanden. Von hier gelangten die britischen Frühformen des Fußballspiels an Universitäten und Privatschulen wie Cambridge, dem Eton College, der Westminster School, dem Cheltenham College und vergleichbaren Bildungseinrichtungen. Das Fußballspiel bildete eine körperliche Abwechslung zum harten Studienalltag. Doch damit die verschiedenen Universitäten und Colleges miteinander konkurrieren konnten, war ein einheitliches Regelwerk vonnöten.

Konsequenz waren die sogenannten Cambridge-Regeln, die 1848 ihre Premiere feierten. Entwickelt durch ein Komitee an der gleichnamigen Universität, ähneln sie den Grundregeln des modernen Fußballs. Sie sind der erste konzertierte Versuch, ein einheitliches Regelwerk für die populäre Sportart zu schaffen. Dabei wurden elf Paragraphen festgelegt, von denen so einige bahnbrechend waren: Der Anstoß des Balls in der Mitte des Spielfelds, die Etablierung des Toraus, das Verbot von rabiaten Mitteln sowie die Vereinheitlichung der Torregeln. Und die simpelste und wichtigste aller Regeln: Wer die meisten Tore schießt, gewinnt. Die so etablierten Cambridge-Regeln sind der Grundstein für den modernen Fußball.

Die Internationalisierung und Modernisierung der Sportart

Mit den dank der Universität Cambridge etablierten neuen Regeln konnte sich der Fußball auf ein neues Level entwickeln. Konkurrierende Orte und Universitäten durften sich so endlich auf ein einheitliches Regelwerk berufen. Etwa neun Jahre nach den Cambridge-Regeln wurde in der Stadt Sheffield der Sheffield Code entwickelt. Ihm sind das Konzept des Freistoßes und des Eckstoßes zu verdanken. 1863 wurde in England der nächste Schritt vollzogen: Die Football Association (FA) wurde gegründet. Der erste offizielle Fußballverband der Welt ebnete den Weg für den organisierten modernen Fußball. Unter diesem neuen Verband konnten die Fußballregeln weiter verfeinert und die Eckpunkte des Spiels fortschreitend definiert werden. So wurde die Ballgröße noch 1872 vereinheitlicht. Zwei Jahre darauf wurde als regelnde Person auf dem Feld der Fußballschiedsrichter eingeführt.

Auf das internationale Parkett drängte der Fußball 1904 dank der Gründung der FIFA (Fédération Internationale de Football Association) in Paris. Bereits zuvor hatten sich zahlreiche nationale Verbände gegründet. In der Schweiz, Dänemark und Belgien fanden frühe Entwicklungen außerhalb Englands statt. Deutschland folgte 1874 mit der Einführung des Fußballs durch den Lehrer Konrad Koch. Das erste deutsche Fußballspiel fand im gleichen Jahr in Braunschweig statt. Konsequenz der Etablierung der Sportart in Deutschland war die Gründung des Deutschen Fußballbundes (DFB) im Jahr 1900. Die Deutsche Fußballmeisterschaft debütierte in den Jahren 1902/1903. Vom Ende des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts machte der Fußball riesige Entwicklungsschritte. Die Etablierung der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1930 war ein neuer Höhepunkt dieser Entwicklungen.

Seitdem hat sich der Fußball auch taktisch enorm weiterentwickelt. Vom klassischen Liberospiel bis zum Total Football von Johan Cruyff konnte sich der Fußball mehrmals neu erfinden. Dabei gibt es heute zahlreiche Wettbewerbe wie UEFA Champions League, UEFA Europa League oder die Europameisterschaft, die den sportlichen Konkurrenzkampf auf verschiedenen Ebenen regeln. In den 70er-Jahren wurde außerdem der Frauenfußball in Deutschland etabliert, der 1991 in der ersten Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen mündete. Innerhalb von anderthalb Jahrhunderten ist der Fußball vom simplen Ballspiel in der englischen Provinz zu einem internationalen Massenphänomen herangewachsen.

Überblick – Die Ursprünge des Fußballs

Wichtige Entwicklungen des Fußballs fanden in England statt: Vom Shrovetide-Fußballspiel bis zu den Cambridge-Regeln und dem Sheffield Code. Doch schon zuvor gab es Varianten des Fußballspiels im historischen China, Mittelamerika und Italien. Seit Jahrtausenden waren ähnliche Ballspielarten bekannt. Der moderne Fußball hat sich zwar vor allem in den letzten anderthalb Jahrhunderten entwickelt. Erfunden hat den Fußball jedoch keine einzelne Person oder Nation. Vielmehr ist er einer organischen historischen Entwicklung zu verdanken, die sich allerdings in England erheblich beschleunigte.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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