Die russische Cnimationsserie „Mascha und der Bär“ (Маша и Медведь) gilt mit Stand 2022 als erfolgreichste Animationsserie der Online-Ära. Auf YouTube rangiert sie unter den Top 10 und auf dem ersten Rang der Nicht-Musik-Videos. Sie wird in mehr als 100 Länder im TV ausgestrahlt.
Worum geht es bei „Mascha und der Bär“? Handlung, Inhalt
Die bislang fünf Staffeln mit jeweils 26 Folgen (bis auf die kürzere Staffel 4 mit Maschas Liedern) handeln vom gutherzigen, manchmal etwas tollpatschigen Mädchen Mascha und dem harmonieliebenden vormaligen Zirkusbären. Beide Figuren haben auch Schwächen: Mascha ist manchmal nervig, der Bär manchmal reizbar.
Die Idee zur Serie des Autoren-Produzenten-Teams Andrei Dobrunow, Dmitri Loweiko und Oleg Kusowkow basiert auf einem russischen Volksmärchen. Es flossen auch private Erfahrungen mit Kindern ein. Die erste Begegnung der beiden Hauptprotagonisten führt gleich zu einem der typischen Konflikte zwischen ihnen, von denen die gesamte Serie lebt und die sie auch so beliebt machen:
Mascha entdeckt den Bärenhof, stellt ihn auf den Kopf und wird daher vom Bären verjagt. Doch diesen plagt mit Einbruch der Dunkelheit das schlechte Gewissen, er begibt sich auf die Suche nach Mascha. So geht es während der ersten Staffel fortlaufend weiter. Mascha kommt dem Bären in die Quere, der sie in gewisser Weise liebevoll und etwas streng erziehen muss. Dabei ist er durchaus auch impulsiv. Kinder verstehen das sehr gut als gesunde innerfamiliäre Konfliktbewältigung.
Figuren der Serie „Mascha und der Bär“
Eines der Erfolgsgeheimnisse von Mascha und der Bär ist die Besetzung mit vielen diversen Figuren, die untereinander differenzierte Beziehungen eingehen:
Mascha: Das kleine blonde Mädchen mit seinen großen grünen Augen trägt traditionelle russische Kleidung, ist typisch kindlich verspielt und außerdem eine Naschkatze. Bis auf wenige Gastrollen taucht in der Serie kaum eine andere menschliche, sprechende Figur auf. Die Sprecherinnen Alina Kukuschkina (Staffeln 1 und 2) sowie Warwara Saranzewa (ab Staffel 3) waren zu Beginn der Synchronisation jeweils acht Jahre alt.
Bär (Мишка, damit eigentlich „Bärchen“): Der frühere Zirkusbär im Ruhestand spricht nicht, versteht aber Maschas Sprache und kann sogar lesen. Er kommuniziert mit Gesten. Seine Rolle gegenüber Mascha ist zwischen liebendem, erziehenden Vater und großem, manchmal auch streitenden Bruder angelegt.
Bärin: Die Bärin ist vonseiten des Bären romantischen Avancen ausgesetzt, die sie durchaus interessant findet. Allerdings lässt sie ihn immer wieder abblitzen. Ihr Charakter wird leicht distanziert und arrogant als Pendant zum bodenständigen Auftreten des Bären dargestellt.
Kragenbär: Dieser tritt mit seinem schwarzen Fell und der V-förmigen Zeichnung als Nebenbuhler des Bären gegenüber der Bärin auf, die er allerdings auch nicht begeistern kann, weil er ein unbeliebter Macho und Muskelprotz ist. Mascha legt sich häufiger mit ihm an, die anderen Waldtiere gehen ihm aus dem Weg. Die Wölfe kuschen sogar vor ihm.
Wölfe: Die beiden Wölfe wohnen auf einem Hügel in einem ausgedienten Rettungsfahrzeug, sind ständig hungrig, fressen Insekten und versuchen hin und wieder erfolglos, auch Mascha und andere Waldtiere zu fressen. Darüber hinaus würden sie gern dem Bären seinen vollen Kühlschrank stehlen, was ihnen aber ebenfalls misslingt. Mascha schikaniert sie mit ihren Eskapaden, in deren Folge als Running Gag der Rettungswagen der Wölfe den Hügel hinunterrollt.
Hase: Dieser gute Freund des Bären spielt mit ihm häufiger Eishockey und arbeitet beim ihm im Garten, darüber hinaus stibitzt er ihm die Karotten und spottet über seine Vergangenheit als Zirkusartist.
Eichhörnchen: Auch die Eichhörnchen werden von Mascha geärgert. Dann werfen sie ihr Zapfen hinterher.
Igel: Typischerweise sammeln die Igel mit ihren Stacheln Gegenstände. Gegen Maschas Eskapaden sind sie größtenteils immun.
Maschas Hoftiere: Die Hühner, die Ziege, der Hund und das Schwein flüchten, wenn Mascha auftaucht. Das Schwein ist meistens zu langsam. Dann steckt es Mascha in einen Kinderwagen und schiebt es herum. Die Ziege, der Hund und das Schwein sind begabte Musiker, auch als Tänzer macht das Schwein eine gute Figur.
Bienen: Der Bär hält in seinem Garten Bienen, die auf Maschas Eskapaden extrem aggressiv reagieren.
Dascha: Diese Cousine von Mascha sieht ihr zum Verwechseln ähnlich, doch sie hat silberblondes Haare und blaue Augen. Sie wohnt in der Großstadt und ist viel ruhiger als Mascha.
Panda: Der entfernte Cousin des Bären ist der typische chinesische Pandabar. Weil der Bär sein Haus an der Bahnlinie Moskau-Peking gebaut hat, besucht ihn manchmal der Panda.
Tiger: Der ehemalige Zirkuskollege des Bären kommt gelegentlich auf Kurzbesuch und spielt mit dem Bären Schach. Auch schwelgen beide in Erinnerungen an den Zirkus.
Pinguin: Der Bär fand einst ein Piguinei, brütete es aus und zog das Findelkind dann auf. Jetzt lebt der Pinguin in der Antarktis. Im Winter besucht er manchmal den Bären.
Väterchen Frost: Der russische Weihnachtsmann wird als sehr alter, sehr kleiner Mann dargestellt (nur wenig größer als Mascha). Wie es seine Rolle vorsieht, verteilt er zu Neujahr (dem russischen Weihnachtsfest) die Geschenke an alle Waldbewohner. Seine Anreise unternimmt er auf der Bahnlinie mit einer Draisine.
Produktion und Ausstrahlung
Die Produktion begann wahrscheinlich 2010, die Erstausstrahlung auf Rossija 1 ab Ende 2012. In Deutschland erschien die erste Staffel auf KiKA ab November 2013. Auf YouTube sind die Folgen in vielen Sprachen zu sehen, selbstverständlich auch auf Deutsch. Die Produktionsfirma äußerte sich auch zu den Kosten pro Episode: Sie liegen umgerechnet bei rund 250.000 Euro. Zur Serie gibt es Merchandising und auf Deutsch beispielsweise ein Kindermagazin vom Egmont Ehapa Verlag. Mascha und der Bär erhielt den Kidscreen Award 2015 für die Animationen.
Gesellschaftliche Bedeutung in Russland: Mascha und der Bär
Während westliche Kinder die Serie einfach toll wie viele andere Serien finden, wird sie in Russland kontrovers und emotional diskutiert.
Konservative Kreise unterstellen ihr, dass sie auf russische Kinder wie eine „westliche Droge“ wirke, was auch schon ein Vorwurf gegen Pokémon und die Teletubbies gewesen war. Angeblich seien die Figuren schlechte Vorbilder für russische Kinder. Im Fokus steht dabei der spielerische, unangepasste Umgang von Mascha vor allem mit dem Bären, der doch eigentlich ihr Erzieher sein soll.
In Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion herrscht immer noch ein sehr rigides, autoritäres Erziehungssystem, das vor allem die Konservativen auch um keinen Preis aufgeben möchten. Ohne dieses System hätte Putin möglicherweise seinen Krieg nicht so einfach anzetteln können. Mascha hingegen wird niemals bestraft, sondern lernt aus ihren eigenen Fehlern. Das kann den Machthabern in Russland nicht gefallen.
937