Mittlerweile lassen sich unter dem Hashtag „spedup“ unzählige Videos finden, in denen berühmte Songs entweder beschleunigt oder gepitcht werden und dann auf der Plattform TikTok millionenfach als Sound genutzt werden. Ein Trend, der immer mehr an Aufmerksamkeit gewinnt.
Was sind „Sped-Up“-Songs? Bedeutung, Definition, Erklärung
Weitere globale Trends sind unter anderem speedreading, speedwatching oder speedlistening, insbesondere dann, wenn es um das Abhören von Sprachnachrichten geht. TikTok steht bekanntlich für die Schnelllebigkeit in der heutigen Zeit. Auf dieser Plattform entstehen permanent neue Trends oder Challenges, die zahlreiche Interessenten anlockt.
Bei Sped-Up-Songs werden bekannte Lieder mit fast doppelter Geschwindigkeit und Quietsche-Stimmen abgespielt. Dass dies ein absoluter Trend sein soll, klingt erst einmal abwegig, aber dennoch lässt es sich durchaus begründen. Denn mittlerweile ist wissenschaftlich bewiesen, dass gerade schnelle Musik viel Aktivität im menschlichen Gehirn auslöst. Menschen neigen dazu, Musik mit schnellem Tempo und regelmäßigen Mustern ganz besonders zu mögen. Wenn Menschen ein bestimmtes Lied beziehungsweise eine bestimmte Art Musik gut gefällt, wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet.
Künstler machen sich den Sped-Up-Trend zu eigen
Aus den vorstehend genannten Gründen springen nun immer mehr Künstler auf diesen Zug auf. Mit einem einfachen TikTok-Sound eines privaten Nutzers lässt sich wenig Kapital erwirtschaften. Es dauert nicht lange, bis die Interessenten dann letztendlich beim normal-schnellen Original-Lied landen.
Natürlich kann man seinen Fans einen Schritt voraus sein, indem man gleich selbst entweder eine „Slowed-Down“- oder „Sped-Up“-Version veröffentlicht. Dieser Weg wird zurzeit von vielen Künstlern schon beschritten. Dabei wird folgendermaßen vorgegangen: Es wird zunächst ein Song veröffentlicht. Kurz danach werden die beiden anderen Fassungen herausgebracht. Die Chance, dass einer dieser drei Songs ein Erfolg wird, multipliziert sich. Natürlich wird den Künstlern damit ein zu hohes kommerzielles Denken vorgeworfen, allerdings kann man ihnen dies in einer Zeit, in der jeder Stream nur einige Cent-Bruchteile bringt, nicht verübeln.
Allerdings gerät bei diesem Trend ein wenig die Authentizität und Eigenständigkeit der Künstler ins Wanken. Viele sind der Meinung, ein Musiker sollte seinen Song in dem Tempo veröffentlichen, in dem er es auch selbst für angemessen hält. Zudem schleicht sich noch eine musikalische Gleichförmigkeit bei den „Sped-Up“-Songs ein. Durch die erhöhte Geschwindigkeit eines Songs ist der Gesang viel höher gepitcht und so gehen die wichtigen stimmlichen Merkmale verloren.
Stimmliche Erkennungsmerkmale sowie besondere Gesangsleistungen rücken deshalb enorm in den Hintergrund. Ganz besonders zu erkennen ist dies bei dem Song „Summertime Sadness“ von Lana Del Rey. In der „Sped-Up“-Version klingt der Song nämlich eher nach den Chipmunks als nach einem traurigen Mädchen. Werden bestimmte Songs schneller gemacht, klingen sie oftmals fröhlich oder niedlich, obwohl es sich eventuell um ein eher traurigeres Stück handelt. Andersherum ist es bei verlangsamten Liedern, die dann oftmals düster und schleppend wirken.
Einige Musikpädagogen sind sich dabei einig, dass eine solch beschleunigte Version eines Songs kaum Raum für eine musikalische Reise im Gehirn lässt. Aufgrund des Hochpitchens werden der Stimme sämtliche Identität sowie besondere stimmliche Merkmale genommen. Auch die wichtigen kurzen Pausen zwischendurch fehlen, in denen normalerweise die Zeit genutzt wird, die Bedeutung des Songs und den Vibe zu analysieren. Bei „Sped-Up“-Songs liegt das Augenmerk mehr auf einer übergreifenden Stimmung als auf der Bedeutung des Songs. Viele Künstler machen sich dennoch diesen Trend zu eigen, wohingegen andere Musiker wiederum aufgrund der „Beschädigung“ ihres Songs leiden.
Sped-Up Songs: Schnelle Musik eignet sich für kurze Aufmerksamkeitsspannen
Wer etwas weiter zurückdenkt, der wird sich daran erinnern können, dass YouTube oftmals im Clinch mit der GEMA lag. Offizielle Versionen von berühmten Songs waren deshalb eine Rarität auf der Plattform. Doch schon in dieser Zeit kamen einige überlegene User auf den Gedanken, einfach die BPM nach oben oder unten zu verändern, damit man eine Sperrung auf YouTube umgehen konnte.
Heute sind die Werkzeuge aus Zeiten des damaligen „Graumarkts“ angesagter als je zuvor. Dies liegt höchstwahrscheinlich auch daran, dass die heutige Zeit insgesamt wesentlich schnelllebiger geworden ist. Somit ist auch durch die Beschleunigung von Liedern ein schnellerer Input für unser Gehirn anregender.