Was sind intrusive Gedanken? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was sind intrusive Gedanken, Bedeutung, Definition, Erklärung


Unter intrusiven Gedanken, auch bekannt unter der Bezeichnung „Intrusion“, versteht man plötzlich unwillentlich auftretende Gedanken, die häufig als störend und lästig empfunden werden. Sie weisen unterschiedliche Formen auf und haben zum Teil einen Bezug zu psychischen Störungen und Erkrankungen. Oft stehen sie in Verbindung mit tabuisierten Themen wie Sexualität oder Gewalt. Häufig besteht ein Bezug zu Angst, welche sich im Erleben eines Menschen manifestiert hat. Diese kann sehr vielfältig sein und zum Beispiel mit Verlust in Verbindung stehen, was sich in der Befürchtung äußern kann, eine nahestehende Person zu verlieren. Oder auch in dem ständigen Gedanken, sich möglicherweise mit Krankheitserregern infizieren zu können.

Was sind intrusive Gedanken? Bedeutung, Definition, Erklärung

Des Weiteren weisen intrusive Gedanken meistens Verbindungen zu Erinnerungen an vergangene Ereignisse auf, welche eine Person in ihrem realen Leben durchlebt hat. Das Erlebte wurde zum Teil nicht vollständig verarbeitet, weshalb es sich in Form von Intrusion der betroffenen Person immer wieder aufdrängt. Grundsätzlich zeichnet sich diese Form von Gedanken dadurch aus, dass die erlebende Person wenig bis keine Kontrolle über die Gedanken besitzt.

In manchen Fällen sind die Gedanken besonders ausgeprägt. Dies ist meistens bei einem zugrundeliegenden traumatischen Erlebnis der Fall. Hierbei kann es zu immer wiederkehrenden intrusiven Gedanken kommen, welche auch als „Flashbacks“ bezeichnet wird. Dieser psychologische Begriff findet sich auch in der Alltagssprache immer wieder. Im Bereich der Psychotraumatologie wird genau unterschieden zwischen Flashback und Intrusion. Beide lassen sich jedoch intrusiven Gedanken zuordnen.

Flashbacks sind eine besonders intensive Form von Intrusion. Sie können Symptome von bestimmten psychischen Störungen und Erkrankungen sein, wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder Depression. Als Auslöser dieser Form von Intrusion gelten bestimmte Trigger, bei denen es sich um Schlüsselreize handelt. Diese führen bei der betroffenen Person dazu, dass sich Erinnerungen an bestimmte traumatische Ereignisse der Vergangenheit plötzlich ins Bewusstsein drängen. Sie werden wieder erinnert und häufig auf gedanklicher Ebene erneut durchlebt, was von den Betroffenen als quälend empfunden wird. Dabei gibt es einen großen Bezug zu Emotionen, welche in Zusammenhang mit traumatischen Ereignissen in der Vergangenheit erlebt wurden. Auch die Emotionen werden wieder aktiviert, weshalb sich diese als Teil des Flashbacks auf das Erleben der Person auswirken. Es muss jedoch nicht immer ein konkreter Trigger vorliegen.

Intrusionen, bei denen es sich nicht um Flashbacks handelt, werden meistens weniger intensiv erlebt. Die betroffene Person kann dabei ihre Umgebung noch wahrnehmen und behält zumindest teilweise den Bezug zur Realität. Charakteristisch ist bei diesen Gedanken auch, dass sie häufig in Momenten auftreten, in denen sie unangemessen erscheinen. Dies können z. B. aufdrängende sexuelle Gedanken in einer ernsten Situation sein, in welcher ein seriöses Auftreten oder Empathie gefordert ist. Häufig lösen die Gedanken auch Sorgen oder Ängste aus und lassen Betroffene wiederholt über vergangene Ereignisse grübeln. Intrusionen müssen außerdem nicht unbedingt einen bestimmten Auslöser haben, sondern können ganz plötzlich auftreten, ohne dass sie sich kontrollieren lassen. Sie können auch weitere körperliche Symptome auslösen, welche häufig mit Stress in Verbindung stehen. Hierzu zählen u. A. Herzrasen und Atemprobleme. Teilweise kann sich das Erleben bis hin zu einer Panikattacke steigern. Im psychiatrischen Kontext werden bei bestimmten psychischen Störungen auftretende Zwangsgedanken ebenfalls den intrusiven Gedanken zugeordnet.

Kontrolle über intrusive Gedanken erlangen

In der Wissenschaft wird davon ausgegangen, dass es möglich ist, mit bestimmten Gedankentechniken intrusive Gedanken zu hemmen. Ebenfalls spielen bestimmte Hirnregionen und Neurotransmitter eine große Rolle. Grundsätzlich kommt im Gehirn dem Hippocampus und in diesem Zusammenhang dem Neurotransmitter GABA eine besondere Bedeutung zu. Forschung hat gezeigt, dass Personen mit einer zu geringen GABA-Konzentration im Hippocampus schlechter in der Lage sind, intrusive Gedanken zu hemmen. Durch die Freisetzung von GABA ist es regulär möglich, dass die Aktivität bestimmter Nervenzellen gehemmt werden kann. Eine zu geringe GABA-Konzentration erweist sich hierbei als hinderlich.

Es existieren unterschiedliche Herangehensweisen und Empfehlungen, wie sich intrusive Gedanken kontrollieren lassen. Ein möglicher Weg kann in dem Versuch bestehen, die Gedanken zu akzeptieren. Es geht hierbei um die Akzeptanz, dass diese Gedanken auftreten und um das Bewusstsein, dass viele weitere Menschen davon betroffen sind. Es kann hilfreich sein, den Gedanken ihre Relevanz zu nehmen. Wenn ihnen weniger Aufmerksamkeit gewidmet wird erscheinen sie unwichtiger, als wenn die Gedanken immer um sie kreisen. Die Intrusionen sollten jedoch nicht ignoriert oder verdrängt werden. Der Versuch der Akzeptanz kann dazu führen, zu lernen, mit den Gedanken besser umzugehen. Es ist hilfreich zu reflektieren, in welchen Situationen die Gedanken auftreten und diese schriftlich festzuhalten. Dies kann mit Hilfe eines Tagebuchs erfolgen. So kann sich die betroffene Person täglich Zeit nehmen und sich mit den verschriftlichten Gedanken befassen. Es wird jedoch empfohlen, sich dabei zeitlich zu begrenzen. Die Gedanken lassen sich auch positiv umformulieren. Wiederkehrende Sorgen können z. B. als sinnvoll erachtet werden, weil sie dazu anregen, bedacht zu handeln und Gefahren zu erkennen. Dies kann sich in vielen Lebenssituationen als vorteilhaft erweisen.

Sind intrusive Gedanken besonders ausgepägt, wie es bei Flashbacks der Fall ist, ist es sinnvoll professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die kann in Form einer Psychotherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten oder im Rahmen einer psychiatrischen Behandlung durch einen Facharzt erfolgen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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