Der Ausdruck „Act your wage“ meint ein Verhalten, das dem der stillen Kündigung (Quiet Quitting) ähnlich ist, aber nicht identisch mit ihr ist. „Act your wage“ bedeutet, dass Arbeitnehmer:innen so handeln, wie es ihrem Gehalt entspricht. Wer nur den Mindestlohn verdient, arbeitet gemäß diesem Verhaltenskodex auch nur mit minimalem Engagement.
Anders als bei der inneren Kündigung mögen die Mitarbeitenden ihren Job meist und sind mit großen Hoffnungen ins Berufsleben gestartet. Doch irgendwann mussten sie feststellen, dass sie nur ausgenutzt werden. So entschlossen sie sich bewusst dazu, keine Überstunden zu machen oder übermäßigen Einsatz in anderer Form zu zeigen.
„Act your wage“ ist eine Form der Gegenbewegung zu einem ausnutzenden Verhalten, das unter Arbeitgeber:innen immer stärker um sich greift: Sie zahlen unverhältnismäßig niedrige Gehälter und kalkulieren bewusst den Mehreinsatz der Mitarbeitenden ein, um mehr Profit zu machen.
Was ist und bedeutet “Act your Wage”? Bedeutung, Definition, Erklärung
„Dienst nach Vorschrift“ ist keine neue Arbeitseinstellung. Sie existiert seit Jahrhunderten. Arbeitnehmer:innen drücken damit ihren Unmut bezüglich der Arbeitsbedingungen aus. Auch die Generation Z möchte sich ausnutzendes Verhalten nicht mehr gefallen lassen, denn sie hat auch die Burn-Out-Lebensläufe Älterer, die alles für ihren Job getan haben, vor Augen. Mit der Strategie „act your wage“ passen sie Ihren Arbeitsaufwand dem Gehalt an.
Wer wenig verdient, arbeitet nur das Nötigste, wer dagegen viel verdient, arbeitet auch mehr. Zwischen stiller Kündigung und „act your wage“ gibt es zahlreiche Abstufungen. 2023 zeichnet sich der Trend ab, dass die große Karriere für immer weniger Menschen das vorrangige Ziel ist. Sie möchten Ihre Lebenszeit nicht ausschließlich für den Job opfern – vor allem dann nicht, wenn Überstunden nicht bezahlt werden. Sie sind durchaus bereit, gute Arbeit zu leisten, doch nur innerhalb der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit.
Wie Arbeitgeber sich hierzu positionieren, sagt viel über sie aus
Der stille Rückzug verrät mehr über Manager:innen als über Arbeitnehmende. Vorgesetzte offenbaren, dass sie die Mehrarbeit einkalkuliert haben. Die Mitarbeitenden sind nicht mehr bereit, das stillschweigend mitzumachen, zumal die Lebenshaltungskosten stark zugenommen haben, die Löhne aber nicht im gleichen Maße gestiegen sind. Wer nicht einmal auskömmlich verdient, wird nicht die Arbeit für zwei erledigen. „Act your wage“ heißt keineswegs, dass die Betreffenden schlechtere Arbeit leisten. Sie möchten nur nicht mehr ihrer Zeit und Kraft als nötig investieren. Sie setzen Grenzen, wenn sie sich ausgebrannt fühlen.
Nachteile für Arbeitgeber:innen
Für Arbeitgeber:innen hat die Strategie der Mitarbeitenden Konsequenzen. Die können nicht mehr davon ausgehen, dass Mitarbeitende aufgrund einer Hoffnung auf Anerkennung mehr leisten. Sie bringen ausschließlich das ein, was vertraglich geregelt ist. Vorgesetzte sind gezwungen, mehr anzubieten. Sie müssen entweder mehr Personal einstellen oder bessere Gehälter zahlen, wenn ihnen die Person wichtig ist.
Nachteile für Arbeitnehmer:innen
Seinen Arbeitseinsatz auf ein Minimum zu beschränken, ist unkollegial, denn damit bürdet man anderen automatisch mehr Arbeit auf. Wer in seinem Leben nicht die Arbeit priorisiert, kann mit dieser Haltung zurechtkommen. Die möglichen Konsequenzen sollten dabei immer bedacht werden. Nicht jeder Arbeitgeber schätzt diese Arbeitseinstellung und wird die fehlende Motivation abstrafen. Er wird der betreffenden Person kein besseres Gehalt anbieten und ihr möglicherweise kündigen. Deshalb wird selbst in eigenen Reihen, beispielsweise auf TikTok, an „act your wage“ Kritik geübt.