„Quiet Firing“ bedeutet wortwörtlich: „stilles entlassen“ und meint jemanden feuern, ohne ihn zu feuern. Gemeint ist mit „Quiet Firing“, dass einer Person alle Aufstiegschancen und Entwicklungschancen im Job verwehrt werden.
Quiet Firing ist ein englischer Ausdruck, der sich mittlerweile im deutschen Sprachraum etabliert hat.
„Quiet“ heißt auf Deutsch übersetzt „leise“ / „still“.
„Firing“ bedeutet in diesem Zusammenhang „feuern“ / „entlassen“.
Quiet Firing ist also ein „leises Feuern“ oder „stilles Entlassen“.
Was bedeutet Quiet Firing? Bedeutung, Definition, Erklärung
Wenn sie sich Quiet Firing zunutze macht, dann setzt die Chefetage darauf, dass unliebsame Mitarbeiter das Unternehmen von sich aus verlassen. Um dies zu erreichen, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Manchmal wird nur eine Methode angewandt, es sind jedoch auch Kombinationen möglich.
Ordentliche Kündigung
Um die Motive hinter Quiet Firing zu verstehen, gilt es zu wissen, dass Arbeitnehmer in der Regel meist gesetzlich gegen unbegründete Kündigungen geschützt sind.
In den meisten Unternehmen wird zu Arbeitsbeginn eine Probezeit vertraglich vereinbart. Häufig erstreckt sich diese über sechs Monate. Sie dient Arbeitgeber und Arbeitnehmer dazu herauszufinden, ob die Stelle tatsächlich zum neu eingestellten Mitarbeiter passt.
Beide Parteien können während der Probezeit das Arbeitsverhältnis ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von wenigen Wochen beenden.
Eine Ausnahme bildet lediglich die fristlose Kündigung. Hier wird das Arbeitsverhältnis sofort beendet. Sie ist jedoch nur aus gewichtigen Anlässen möglich und muss auch während der Probezeit begründet werden. Ihr geht häufig eine Abmahnung voraus. Dieses Schriftstück weist den Arbeitnehmer darauf hin, ein bestimmtes Fehlverhalten zu unterlassen, da andernfalls Konsequenzen folgen.
Nach Ablauf der Probezeit greift bei Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern das Kündigungsschutzgesetz. Es dient dazu, Arbeitsplätze zu sichern und Arbeitnehmer vor Willkür zu schützen. Eine Kündigung nach der Probezeit muss vom Arbeitgeber aufgrund von real existierenden Fakten begründet werden. Der Kündigungsgrund muss gegebenenfalls beweisbar sein.
Motive des Arbeitgebers für Quiet Firing
Wurde die Probezeit erfolgreich beendet, ist es für viele Unternehmen also nicht mehr so leicht, sich von unliebsam gewordenen Mitarbeitern zu trennen.
Zumal in manchen Verträgen außerdem Abfindungssummen in beträchtlichen Höhen festgelegt sind. Der Mitarbeiter erhält dann bei Verlust des Arbeitsplatzes einen bestimmten Betrag.
Nach Ende der Probezeit beträgt die Kündigungsfrist manchmal mehrere Monate. Soll Personal dringend ersetzt werden, gilt es trotzdem, diese Zeitspanne einzuhalten.
Beim Quiet Firing versuchen die Personalverantwortlichen, den oben genannten Punkten zu entgehen, indem sie die entsprechende Person dazu bewegen, das Unternehmen von sich aus zu verlassen. Eine arbeitgeberseitige Kündigung mit ihren möglichen Konsequenzen für das Unternehmen soll also in eine arbeitnehmerseitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses abgewandelt werden.
Aber auch Konfliktscheue vom Vorgesetzten kann ein Grund für Quiet Firing sein. Anstelle einer möglicherweise unangenehmen Klärung von Problemen wird auf einen Neustart mit einer anderen Person gesetzt.
Siehe: Was ist Quiet Quitting?
Anzeichen für Quiet Firing
Die sogenannte stille Kündigung kann von Vorgesetzten auf vielfache Art herbeigeführt werden.
Wichtige, neue oder erfüllende Aufgaben werden anderen Kollegen übertragen und stattdessen vom betroffenen Mitarbeiter offensichtlich sinnlose, dafür jedoch zeitintensive Arbeiten verlangt. Dies bewirkt, dass die Motivation des Mitarbeiters stetig sinkt. Zumal von der Chefetage auch die Wertschätzung verwehrt bleibt.
Auch ein generelles Zuviel oder ein Zuwenig an Arbeit kann auf Quiet Firing hindeuten.
Einladungen zu Teammeetings oder anderen geschäftlichen Besprechungen unterbleiben. Der Mitarbeiter hat immer mehr das Gefühl, im Abseits zu stehen.
Vonseiten des Vorgesetzten gibt es anstelle von konstruktiver Kritik nur Vorwürfe. Die Anschuldigungen können durchaus aus unbegründet sein.
Mitarbeitergespräche werden immer wieder verschoben oder ohne neuen Termin abgesagt. Die Teilnahme an Fortbildungen oder anderweitigen fachlichen Weiterbildungen wird versagt.
Gehaltserhöhungen und Aufstiegsmöglichkeiten werden auf lange Sicht verwehrt.
Möglichkeiten betroffener Mitarbeiter
Verhärtet sich der Verdacht von Quiet Firing betroffen zu sein, dann sollte zunächst das Gespräch mit den Kollegen gesucht werden. Denn womöglich ist nicht der Einzelne das Problem, sondern eine generell vergiftete Arbeitsatmosphäre. Eventuell können eine Aussprache untereinander oder ein gezieltes Meeting helfen, Unstimmigkeiten zu beseitigen.
Ist jedoch klar ersichtlich, dass nur eine Person von den Schikanen der Chefebene betroffen ist, so ist es für diese lohnend, zunächst alle Vorfälle schriftlich festzuhalten. Dann wird das Gespräch gesucht.
Je nach Unternehmensstruktur können Vertrauenspersonen aus dem Betriebsrat oder der Personalabteilung eingeschaltet werden.
Es ist auch möglich sofort direkt mit der Führungskraft zu sprechen. Letzteres erfordert jedoch einiges an Mut und Selbstbeherrschung. Mithilfe der zuvor angefertigten Notizen wird das Problem sachlich und faktenbasiert geschildert. Auch wenn es verständlicherweise schwerfällt, Vorwürfe und Anschuldigungen sollten unterbleiben.
In manchen Fällen wird der Mut zur Offensive belohnt, dann nämlich, wenn das Quiet Firing nicht bewusst erfolgt ist. Es kann jedoch auch sein, dass das Gespräch keine Lösung bringt oder den beklemmenden Verdacht sogar bestärkt. In diesen Fällen kann es nötig werden, den Fokus auf eine berufliche Neuorientierung zu legen.
Quiet Firing aus Sicht des Arbeitgebers
Für den Arbeitgeber mag diese Art der Personalführung kurzfristig ein personelles Problem lösen. Auf lange Sicht hat sie jedoch kein Erfolgspotenzial. Denn das Quiet Firing vergiftet die Atmosphäre im Unternehmen, Mitarbeiter werden verunsichert und demotiviert. Dies senkt Teammoral und Effizienz.
Wird die Methode publik, dann ist nicht nur der Imageschaden groß. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wird es für solche Firmen schwer bis unmöglich motivierte und qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen.