Territoriale Integrität ist das Recht auf Selbstbestimmung eines Staates. Sie garantiert die Unverletzlichkeit eines Hoheitsgebietes (Territorium) bzw. die Grenzen eines souveränen Staates und ist ein Begriff aus dem Völkerrecht.
Was ist “Territoriale Integrität”? Bedeutung, Erklärung, Definition
Integrität wird mit Unbestechlichkeit, Unbescholtenheit oder Makellosigkeit übersetzt. Wer integer ist, hält starke moralische Prinzipien ein und ist ehrlich. Integrität ist unerlässlich, um jemandem vertrauen zu können. Im politischen Sinne ist mit Integrität die Unverletzlichkeit eines Staatsgebietes gemeint. Es bedeutet, dass andere Länder die Grenzen eines Staates wahren.
Der Begriff territoriale Integrität beschränkt sich auf Beziehungen zwischen einzelnen Staaten, denen das Recht auf Selbstbestimmung zugesprochen wird. Dagegen hat die territoriale Souveränität einen Absolutheitsanspruch. Sie beschreibt die Verfügungsgewalt über ein Territorium, auch wenn keine Herrschaftsgewalt besteht. Es muss beachtet werden, dass ein Hoheitsgebiet nicht grundsätzlich mit dem Staatsgebiet gleichzusetzen ist.
Durch besondere Vereinbarungen kann es durchaus Gebiete innerhalb eines Staatsgebietes geben, über die ein anderer Staat Souveränität besitzt (z. B.Guantanamo Bay auf Kuba, ein umstrittener Stützpunkt der USA). Dieses Gebiet gehört nicht zum Hoheitsgebiet Kubas, Kuba übt hier also keine Hoheitsgewalt aus. Weltweit betrachtet ist diese Situation jedoch selten.
Territoriale Integrität in Theorie und Praxis
Nach der Charta der Vereinten Nationen (Art. 2 Abs. 4) bedeutet territoriale Integrität, dass alle Mitglieder in ihren internationalen Beziehungen sämtliche Handlungen unterlassen, die gegen die politische Unabhängigkeit und Unversehrtheit der anderen Staaten gerichtet sind oder die Ziele der Vereinten Nationen gefährden (auch Androhung und Anwendung von Gewalt). Im Umweltvölkerrecht wären auch Umwelteinflüsse von außen eine Verletzung der territorialen Integrität.
Vielfach orientiert sich politisches Handeln jedoch nicht an den hohen moralischen Werten, die die Integrität definieren, sondern an Profitstreben und ist von Korruption geprägt. Territoriale Integrität kann auch eine Sache der Perspektive sein und nicht immer ist ein Referendum Ausdruck direkter Demokratie. Wenn Länder Beschlüsse zu Papier bringen, heißt das noch lange nicht, dass ein Staat tatsächlich souverän handeln kann. Auch wenn die territoriale Integrität als internationales Prinzip Geltung haben mag, so kann sich das Territorium eines Landes durchaus verändern, kann kleiner oder größer werden. Die deutsche Geschichte hat gezeigt, dass die Lebensbedingungen in einem Land und seine Regierung nicht unbedingt schlechter werden, wenn dessen äußeren Grenzen schrumpfen. Egal, welches Land, Gebietsteilungen sind nicht in Stein gemeißelt und auch umkehrbar.
Die territoriale Integrität wird nicht immer gewahrt, sondern hängt häufig von den Interessen anderer mächtiger Staaten ab. Wenn man in die Geschichte zurückblickt, so lässt sich feststellen, dass einige der heutigen EU-Mitgliedstaaten erst aufgrund der Verletzung ihrer territorialen Integrität entstanden sind. Als sich Slowenien 1991 von Jugoslawien unabhängig erklärte, existierte es vorher gar nicht als eigenständiger Staat. Doch niemand bestand auf der territorialen Integrität von Jugoslawien. Genauso wenig bestanden westliche Staaten auf die territoriale Integrität der Sowjetunion, als die baltischen Länder Litauen, Estland und Lettland ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärten.
Im Laufe der Geschichte haben sich Ländergrenzen immer wieder verschoben. Auf starren Grenzen zu beharren, ist also eher ein Wunschdenken, das mit der Realität kaum standhält. Eine solche Haltung schafft mehr Probleme als dass sie förderlich ist. Beispiel Bosnien-Herzegowina: Man beharrte im „Dayton-Abkommen“ darauf, den einstigen Teilstaat Jugoslawiens intakt zu lassen, obwohl sich große Teile der Bevölkerung zu Serbien oder zu Kroatien zugehörig fühlten. Das hatte zur Folge, dass der Staat bis heute uneinheitlich und schlecht zu regieren ist. Ähnliches geschah in Afghanistan, im Kosovo, in Somalia und im Ukraine-Russland-Krieg. Politiker betrachteten und betrachten diese Staaten immer einheitlicher, als sie tatsächlich waren bzw. sind.