Mit dem englischen Begriff Regretting Motherhood bezeichnet man die Tatsache, wenn Frauen es bereuen, dass sie Mutter geworden sind. Die Bezeichnung für diesen Umstand ist noch relativ jung. Erst im Jahre 2015 tauchte der Begriff Regretting Motherhood zum ersten Mal in einer wissenschaftlichen Studie auf, die die aus Israel stammende Soziologin Orna Donath verfasst hatte. Wörtlich ins Deutsche übertragen bedeutet Regretting Motherhood Bedauern der Mutterschaft.
Die Studie über das Bedauern der Mutterschaft von Orna Donath
Die Soziologin Orna Donath brach mit ihrer Studie zum Thema Regretting Motherhood ein großes Tabu. Frauen, die es bereuten Kinder bekommen zu haben, gab es in der Geschichte der Menschheit schon immer. Allerdings war es über lange Zeiten hinweg ein absolutes Tabu das als Frau offen anzusprechen, oder auch nur auf Nachfrage zuzugeben. Mit der Veröffentlichung der Studie über Regretting Motherhood aus dem Jahre 2015 änderte sich dies. Orna Donath sprach für die Erstellung ihres Aufsatzes mit Müttern aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Weiterhin gehörten die Frauen den verschiedensten Religionen an. Auch der Familienstand der Frauen war vielfältig. Einige waren verheiratet, andere geschieden, einige alleinerziehend, andere nicht und teilten sich die Erziehungsverantwortung mit ihrem Partner. Allen stellte die Israelin folgende Frage in genau diesem Wortlaut: Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, mit Ihrem heutigen Wissen und Ihrer Erfahrung, würden Sie dann noch einmal Mutter werden wollen?
Zum Ergebnis der Studie über Regretting Motherhood
Das Ergebnis der Studie war erstaunlich. Donath bat die befragten Frauen jeweils mit einer klaren Aussage auf ihre Fragestellung zu antworten. Akzeptabel waren nur die Antworten Ja oder Nein. Überraschenderweise antworteten viele der befragten Frauen mit einem klaren Nein. Insgesamt waren es 23. Diese Frauen befragte Orna Donath im Anschluss detaillierter darüber, weshalb sie ihre Mutterschaft bereuen. Ein Großteil der befragten Frauen gab dabei an sich in der Mutterrolle unwohl und in gewisser Weise unfrei und gefangen zu fühlen. Zu ihrem Verhältnis zu ihren Kindern befragt gaben die Mütter an, dass sie ihre Kinder einerseits zwar lieben würden, andererseits die damit einhergehende Mutterrolle jedoch massiv ablehnen würden und die Geburt ihrer Kinder, im Nachhinein, gerne ungeschehen machen würden.
Wann genau setzt Regretting Motherhood üblicherweise ein?
Hier gibt es keine klare Tendenz. Die Studie von Orna Donath, sowie auch nach diesem Zeitpunkt zusätzlich angefertigte Studien anderer Wissenschaftler und Befragungen zum Thema Regretting Motherhood haben ergeben, dass der Zeitpunkt, wann das Bedauern über die Mutterschaft einsetzt sehr unterschiedlich sein kann. Einige Frauen bereuen es bereits Mutter zu werden während sie noch schwanger sind, das Kind also noch gar nicht geboren wurde. Bei anderen setzt das Bedauern erst später ein. Nach Aussage dieser Frauen ist es jeweils stark mit den Lebensumständen verknüpft, die das Muttersein mit sich bringt. Das Bedauern wird oft aus einer Überforderung heraus erkannt. Viele Frauen sagen auch, dass sie sich zwar nur ab und an überfordert mit ihrer Mutterrolle fühlen, es sich für sie allerdings nicht gut anfühlt, dass das Kind so viel ihrer Zeit beansprucht, die sie früher für sich selbst zur Verfügung gehabt hätten.
Die Folgen der Studie zum Thema Regretting Motherhood
Die Reaktionen auf die Studie waren international unterschiedlich. Im Heimatland der herausgebenden Soziologin waren die Reaktionen zwar zunächst wie in vielen anderen Ländern auch überrascht, aber das Ergebnis der Studie wurde nicht als Skandal bewertet. Ganz anders verhielt es sich hierbei in Deutschland, wo das offene Sprechen über Regretting Motherhood als absolut skandalös und ethisch nicht vertretbar wahrgenommen wurde. Vor allem im sozialen Netzwerk Twitter wurde die Studie durch deutsche User und Userinnen stark diskutiert. Unter dem Hashtag #regrettingmotherhood sind die Meinungen nachzulesen.
Welche Diskussion zum Thema Regretting Motherhood wurde in Deutschland geführt?
Zahlreiche Diskussionsteilnehmer sprachen sich dafür aus, dass es verwerflich sei Mutterschaft zu bereuen. Sie waren der Meinung, dass eine Frau, die ein Kind geboren hatte, automatisch froh und glücklich darüber sein müsse. Gebe sie im Anschluss an ihre Mutterschaft zu bereuen, dann sei die Frau als nicht normal und möglicherweise auch sehr egoistisch einzustufen. Dagegen wehrten sich wiederum deutsche Frauen, die, genau wie die in der Studie von Orna Donath befragten Israelinnen ihre Mutterschaft bereuten. Sie beriefen sich auf diese Studie und sprachen sich dafür aus, dass es ganz gewöhnlich sei, dass nicht alle Frauen nach dem Mutterwerden glücklich sind. Vielmehr sei es nur ungewohnt für die Gesellschaft, dass es Frauen gibt, die dies auch ansprechen und offen sagen, dass sie ihre Mutterschaft bereuen.
Was können betroffene Frauen tun, um mit Regretting Motherhood und der Kritik daran besser umgehen zu können
Experten raten zunächst einmal dazu, dass die betroffenen Frauen sich nicht mit ihren Kritikern streiten sollten. Wenn sie selbst es bedauern Mutter geworden zu sein, dann bedeutet das noch lange nicht, dass sie etwas Falsches empfinden würden oder sich für ihre Gefühle gar zu rechtfertigen hätten. Am besten gehen betroffene Frauen mit Kritikern gar nicht erst auf Konfrontation. Weiterhin kann es gut sein sich mit anderen Frauen zu verbünden, die ihre Mutterschaft ebenfalls bereuen, um das Gefühl zu haben damit nicht alleine zu sein. Weiterhin kann es hilfreich sein sich von einem reinen Schwarz-Weiß-Denken zu verabschieden, denn schließlich geben viele Frauen, die die Mutterschaft bereuen an ihre Kinder dennoch zu lieben. Deshalb müssen sie nach Meinung von Experten auch kein schlechtes Gewissen haben, dass sie die Mutterschaft eventuell ungeschehen machen würden, wenn sie vor ihrer Schwangerschaft bereits gewusst hätten was mit dem Muttersein genau auf sie zukommen würde. Denn auch, wenn sie mit diesem Wissen anders entschieden hätten, bedeutet das nicht, dass sie ihre Kinder nicht gut behandeln würden.