Wörtlich übersetzt bedeutet der englische Ausdruck „Overtrekking“ auf Deutsch in etwa so viel wie „Überwandern“, wobei sich die Bezeichnung jedoch nicht auf eine eventuell sehr anstrengende Wanderung und die daraus resultierende übermäßige Erschöpfung bei den Wanderern, sondern auf bestimmte populäre, und damit insbesondere in letzter Zeit stark frequentierte und somit fast permanent überlaufene Reise- und Wanderziele bezieht.
Als erweitertes Synonym für Overtrekking könnte je nach genauer Art und Weise der Reise auch Overtourism („Übertourismus“) genutzt werden. Das Letztgenannte ist aber in Bezug auf letztlich sämtliche touristisch überlaufene Destinationen weltweit deutlich umfassender, während Overtrekking eindeutiger auf ständig massenhaft aufgesuchte und deshalb auch langfristig womöglich dauerhaft Schaden nehmende Wanderziele abzielt. Demzufolge ist Overtrekking eine Beschreibung des zu großen Besucheransturm an berühmten Zielen in der freien Natur, Overtourism hingegen der übergeordnete Sammelbegriff, der jedoch im allgemeinen Verständnis und soziologischen Sprachgebrauch eher auf die Auswüchse des Massentourismus in Städten und Ferienorten sowie im Umfeld berühmter Attraktionen und Sehenswürdigkeiten abzielt.
Overtrekking: Speziell historische und berühmte Städte werden dem Ansturm nicht mehr Herr
Konkrete lokale und regionale Beispiele für Overtourism bzw. Übertourismus in den letzten Jahren und der Gegenwart sind in erster Linie die Städte Amsterdam in den Niederlanden, Barcelona in Katalonien und Palma de Mallorca auf der gleichnamigen Baleareninsel, die deutsche Hauptstadt Berlin, Dubrovnik an der südlichen Adriaküste Kroatiens sowie die Marktgemeinde Hallstatt im Salzkammergut in Österreich und die legendäre Lagunenstadt Venedig im Nordosten Italiens. All diesen touristischen „Hotspots“ ist gemeinsam, dass die Anzahl der Besucher pro Tag, Monat oder Jahr teils häufig bereits deutlich diejenige der Einwohner und Einheimischen vor Ort übertrifft, bislang als Mietwohnungen zur Verfügung stehender Wohnraum zu Ferienunterkünften umgewandelt wird und sich die Infrastruktur in einschlägigen Stadtteilen und Wohnquartieren weg von den Angeboten des alltäglichen Bedarfs (Lebensmittel, Einzelhandel, Handwerker) hin zu nahezu exklusiv an Bedürfnissen der Touristen (Gastronomie, Souvenirs, Unterhaltung) ausgerichteten Angeboten ändert. In vielen der oben genannten Städte ist aufseiten der Politik und bei Bürgern in letzter Zeit ein gesteigertes Problembewusstsein für unerwünschtes Overtourism entstanden, welches die Gründung offizieller wie auch privater Initiativen zu dessen Begrenzung bewirkt hat.
Häufig fühlen sich viele Einheimische zur Urlaubskulisse für Touristen degradiert
Als hauptsächlich treibende Elemente dieser vielfach kritisierten Entwicklung wurden das seit 2008 weltweit kommerziell agierende US-amerikanische Wohnungsvermietungsportal „Airbnb“ und dessen Verantwortung für schrumpfendes Wohnungsangebot und steigende Mieten, zu niedrige Preise bei Billigfluggesellschaften sowie ausufernder Filmtourismus zu Drehorten und zu hohe Teilnehmerzahlen bei Landausflügen im Kreuzfahrttourismus identifiziert. Die Versuche von Stadtregierungen, die täglichen Touristenmassen mithilfe von Eintrittsgeldern und Ortstaxen sowie Verboten von Ferienwohnungen und Zeitfenstern für Besucher zu regulieren, haben mancherorts bereits für Erfolge bei der Eindämmung gesorgt. Häufig werden solche Maßnahmen aber von einschlägig interessierter Seite vor allem in der Tourismus- und Immobilienwirtschaft als restriktiv und schädlich für Standort und Arbeitsplätze angeprangert. Nichtsdestotrotz beschäftigt man sich mittlerweile auch im Tourismusmanagement ernsthafter und interessierter als noch vor wenigen Jahren mit für alle Beteiligten möglichst langfristig zufriedenstellenden Lösungsansätzen, da Belastungen durch Overtourism nicht nur immer mehr Einheimische betreffen, die Touristen zunehmend feindlich gegenüberstehen, sondern letztlich auch das eigentliche Geschäftsmodell Gefahr läuft, zukünftig nicht mehr weiter gewinnbringend genutzt werden zu können.
Overtourism ist das grundlegende Problem, Overtrekking ein großer Teil dessen
Zu der eingangs gestellten Frage nach Overtrekking und der diesbezüglichen Verbindung bzw. Unterscheidung von Overtourism zurückkommend lässt sich festhalten, dass von den Auswirkungen des Massentourismus heutzutage bei Weitem nicht nur die oben genannten sowie viele weitere Städte und Gemeinden rund um den Globus, sondern auch zahlreiche Naturdenkmäler und Landschaften betroffen sind, die angesichts eines schier nicht enden wollenden Touristenansturms ebenso von schwerwiegenden Schäden und Zerstörungen oder sogar gänzlich in ihrem weiteren Bestand bedroht sind. So weisen Overtrekking und Overtourism als problematische Gemeinsamkeit zu umfangreiche Menschenmassen auf, die sich an manchen Orten zu oft oder auch ständig ballen. Anders als beim Overtourism, der durch die Phänomene Gentrifizierung sowie Verteuerung und Vertreibung von bislang bestehenden sozialen Strukturen in dicht besiedelten Gebieten gekennzeichnet ist, sind es beim Overtrekking eher Probleme in Hinsicht auf Umweltverschmutzung durch Vermüllung und die Überlastung von Verkehrswegen sowie sanitären Einrichtungen in nur sehr dünn oder gar nicht besiedelten Naturlandschaften.
Ob in den Bergen oder am Meer: Die Natur verträgt keine Menschenmassen mehr
Inzwischen existiert sogar eine ganze Bandbreite an Reiseführern mit ausführlichen Listen von Destinationen in bestimmten Naturregionen, von deren Besuch wegen des permanent zu hohen Gästeaufkommen dringend abgeraten und nicht nur saisonal gewarnt wird. Als Musterbeispiel hierfür wird häufig generell das Hochgebirgssystem Himalaja sowie speziell der mit 8.848 Metern höchste Berg der Erde, der von immer mehr Touristen ausgesuchte Mount Everest in Nepal und China genannt. Zur Behebung der Abfallproblematik rund um den majestätischen Gipfel sind Bergsteiger seit 2014 gesetzlich verpflichtet, pro Person mindestens 8 Kilogramm Altmüll auf ihrem Abstieg einzusammeln und zur fachgerechten Entsorgung in die Täler mitzubringen. Ein bekanntes Exempel für die Umweltprobleme, die im Zusammenhang mit dem bereits erwähnten Filmtourismus entstehen können, ist die im Jahr 2000 durch den Spielfilm „The Beach“ international berühmt gewordene thailändische Insel Ko Phi Phi Leh. Nachdem der von der Produktionsfirma „20th Century Fox“ künstlich verbreiterte Strand an der Maya Bay bereits irreversibel geschädigt und in der Folge von täglich bis zu über 5.000 Touristen überschwemmt wurde, erfolgte im Juni 2018 dessen komplette und mehrfach verlängerte Sperrung.
Viele Länder Asiens wehren sich mittlerweile mit Gebühren gegen noch mehr Gäste
International weniger bekannt, aber dennoch anhaltend ähnlich schwierig gestaltet sich die Lage auch im gleichermaßen im Süden Thailands gelegenen, gut 400 km² großen und für den sog. „James-Bond-Felsen“ Khao Ta-Pu bekannten Nationalpark Ao Phang-nga an der Andamanensee, von dessen Besuch der sich auch auf die Probleme mit Overtrekking und Overtourism spezialisierte Reiseführerverlag „Fodor’s“ in seinen Publikationen wegen der dort viel zu großen Touristenmassen schon seit Jahren dringend abrät. Ebenfalls in Asien liegen Hanoi als Hauptstadt Vietnams, wo 2019 ein Zug einen Nothalt einlegen musste, weil Touristen auf den Gleisen „Selfies“ anfertigten und die indonesische Insel Bali, auf der für 2020 die Einführung einer neuen Gebühr in Höhe von ca. 10 US-Dollar pro Person und Tag geplant ist. Noch deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen hingegen Besucher des nur gut 38.000 km² großen Kleinstaats Bhutan im Zentrum des Himalaja, der von Touristen einen Mindestpreis für jede Übernachtung zwischen 200 und 250 US-Dollar sowie eine einmalige Einreisegebühr in Höhe von 40 US-Dollar verlangt.