Was ist „Infokrieg“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Infokrieg, Bedeutung, Definition, Erklärung


Als Infokrieg wird die gezielte Verbreitung von politischen Informationen und Propaganda in den digitalen und sozialen Medien bezeichnet, um Menschen zu beeinflussen, Falschmeldungen und Narrative (siehe: Framing) zu verbreiten.

Bei einem Infokrieg sollen Gegner und Konkurrenten geschwächt bis geschädigt werden. Dies geschieht in dem dem Weltbild widersprechende Informationen verbreitet werden, die für Zweifel am eigenen Handeln und/oder der eigenen Regierung sorgen und letzten Endes die Moral und den Zusammenhalt schwächen. Der Infokrieg kann soweit führen, dass nicht mehr eindeutig erkennbar ist, was wahr und was falsch ist.

Methoden des Infokriegs sind: Massenhaftes Verbreiten von Desinformation, Fake-News und Falschmeldungen in den sozialen Medien. Verbreiten von Narrativen und Framing von Ereignissen. Manipulieren von öffentlichen Lexika und Internet-Enzyklopädien.

Welche Ziele werden von wem in einem Infokrieg verfolgt?

Wie in einem realen Krieg, in dem Kampfhandlungen mit Waffen und menschlichen Ressourcen ausgetragen werden, wird auch im Infokrieg das Ziel einer Schwächung oder Bekämpfung der gegenüberstehenden Konfliktpartei als höchstes Ziel betrachtet. Der Unterschied im Infokrieg besteht hierbei, dass im direkten Sinne keine physischen Schäden angerichtet werden, sondern die Beeinflussung der Psyche des Feindes und der eigenen Gesellschaft zum Ziel erklärt wird.

Die Schwächung des Feindes wird in der Regel mit verschiedenen Methoden erreicht oder versucht zu erreichen. Durch die gezielte Anwendung von Medien und den darin enthaltenen Informationen soll die gegnerische Konfliktpartei desinformiert werden. Dies fördert die Unwissenheit oder die Verbreitung von Falschinformationen in der Bevölkerung und in politischen Kreisen, was wiederum das interne Konfliktpotenzial deutlich erhöht. Im Extremfall kann durch eine erfolgreiche Desinformation die Schwächung aus dem Inneren in Form von Bürgerkriegen, Revolutionen oder Umstürzen stattfinden und den feindlichen Staat an seiner Verteidigungsfähigkeit und politischen Stabilität hindern.

Wenn die Desinformation im Rahmen des Infokrieges nicht ihr volles Potenzial entwickelt, dann kann sie wenigstens wichtige kriegsrelevante, gesellschaftliche, religiöse und politische Strukturen schwächen. Kann eine Armee beispielsweise von ihrer vermeintlichen Unterlegenheit beeinflusst oder überzeugt werden, so sinkt die Kampfmoral und damit die Verteidigungsfähigkeit des Feindes enorm.

Als psychologische Waffe in Friedenszeiten und effektives Mittel in der Kriegsführung kann der Infokrieg auch in den eigenen Reihen zur Beeinflussung der eigenen Bevölkerung verwendet werden. Während eine gezielt verwendete Desinformation beim Feind für Schwächung sorgen kann, kann diese andersherum zur Stärkung der eigenen Seite verwendet werden. Euphorisierende und überzeugende Informationen können so die eigene Moral steigern und den gesellschaftlichen, politischen und gegebenenfalls religiösen Zusammenhalt sichern oder bestärken.

Der Infokrieg und seine Praktiken definieren jedoch nicht, wo und ob sich die gegnerische Partei befindet. So kann ein Informationskrieg national, global, aber auch regional stattfinden und zwischen verschiedenen Gruppen, in unterschiedlichen Bereichen verwendet werden. Besonders in friedlichen und reichen Regionen dient der Informationskrieg nicht immer zur Stützung von kriegerischen Akten, sondern zur wirtschaftlichen und politischen Beeinflussung. So werden hier Sanktionen oder wirtschaftliche Entscheidungen stets von riesigen Mengen an Informationen begleitet und führen oftmals zu Desinformation, sogenannten Fake-News und einer allgemein feindlichen Gesinnung. Nichtsdestotrotz muss selbst im Kontext zum Informationskrieg immer differenziert werden, ob es sich hierbei wirklich um Falschinformationen oder um reale Informationen mit einem Mehrwert handelt. Dies ist aufgrund der teils inflationären Menge an Informationen nur bedingt machbar und macht den Informationskrieg somit zu einer sehr starken Methode.

Welche Maßnahmen werden für und gegen den Infokrieg ergriffen?

Im Rahmen des Informationskrieges konnten sich besonders seit der Entwicklung und kommerziellen Einführung des Internets zahlreiche Praktiken und Methoden für einen erfolgreichen Informationskrieg etablieren können. Hierbei gibt es zwei allgemein bekannte Methoden. In der ersten Methode wird mehr auf die Qualität des vertriebenen Infomaterials gelegt, auch wenn dieses in ihrem Wahrheitsgehalt verfälscht ist. Auch wenn der Inhalt einer solchen Information nicht der Wahrheit entspricht, soll sie möglichst komplex und hochwertig aufgebaut sein, um den Eindruck einer legitimen und zuverlässigen Quelle darzustellen.

Das direkte Gegenstück dazu und damit auch die zweite Methode ist der quantitative Gebrauch von Falschinformationen, der komplett falsche oder unvollständige Informationen enthält. Hier lautet die Taktik „Ablenkung durch Lärm“ und gilt als erklärendes Sprichwort, das den Kern der zweiten Methode definiert. Durch die massenhaften und qualitativ mangelhaften Verbreitung von Falschinformationen, deren wahre Natur durchaus einfach und schnell zu identifizieren ist, soll die gegnerische Konfliktpartei in der Unübersichtlichkeit und dem enormen Datenzufluss aus dem Gleichgewicht geraten. Hierbei liegt der Schwerpunkt in der Absicht des Erschaffers von Falschinformationen also nicht in einer langfristigen Manipulation, sondern dem einfachen „bombardieren“ mit Nachrichten und Meldungen. Statistisch betrachtet werden zwar viele dieser Informationen als Falschmeldung identifiziert, manche aber für kurze Zeiträume durchaus ernst genommen. Es ist nicht selten der Fall, dass ein Medium im Fernsehen oder im Netz auf eine Information oder Bildmaterial zurückgreift, welches sich im Nachhinein als Fälschung oder vollständig fabrizierter Sachverhalt herausgestellt.

Trotz der starken Mittel und vielfältigen Werkzeuge, denen sich eine Konfliktpartei im Informationskrieg zunutze machen kann, ist die Abwehr einer solchen Attacke an Einzelpositionen durchaus leicht abzuwehren. Besonders im Zeitraum der letzten Jahre, in dem der Informationskrieg immer größere Ausmaße angenommen hat, haben sich Redaktionen, Journalisten und Informationsinstanzen mit Sicherheitsmaßnahmen und Prüfungsinstrumenten ausrüsten können. So ist es möglich, dass beispielsweise ein Fernsehsender vor der Veröffentlichung und Bearbeitung eines Inhaltes diesen auf seine Quelle, vollständigen Inhalt, sowie die Unversehrtheit der Information prüfen kann. Erst danach wird eine Meldung oder Mitteilung auf Basis der gelieferten und verifizierten Information gesendet. Auch Social Media Plattformen oder Zeitschriften machen sich diese Methodik zunutze, um sich selbst und ihre mediale Kundschaft vor Falschinformationen zu schützen.

Nichtsdestotrotz hat dieses System nach wie vor starke Mängel und einen weiteren großen Nachteil. Aufgrund der Individualität einer jeden Information und Quelle muss jede Prüfung über ihren Wahrheitsgehalt manuell und nach persönlichem Ermessen stattfinden. Arbeitet eine Redaktion mit tausenden solcher Nachrichten, dann kann sich unter Umständen aufgrund mangelnder personellen Kapazitäten die eine oder andere Falschinformation in den offiziellen Bericht schleichen. Da zum Zweck der Desinformation auch Bots auf Social Media Plattformen erzeugt werden und relevante Informationen mit ihrem massenhaften Erscheinen sowie der Überschattung mit faktisch falschen Kommentaren verdrängen, schalten viele Kanäle auf einen geprüften Modus um. Hierbei wird jeder Kommentar und jedes Profil erst nach der Prüfung freigegeben, um die maximale Sicherheit zu garantieren.

Während Kriege aus technisch älteren Zeiten höchstens von Propagandablättern begleitet wurden, stehen frühstens seit der Einführung des Fernsehens und spätestens seit dem Beginn des kommerziellen Internets völlig neue Mittel zum Führen eines Infokrieges bereit. In kriegerischen Auseinandersetzungen wird also seit vielen Jahren parallel neben einem wirtschaftlichen Krieg auch ein Infokrieg geführt. So können Berichte zu Kampfhandlungen, Opferzahlen, Videos und Fotos sowie strategische Bewegungen leicht verfälscht werden. Mit der technischen Entwicklung der Menschheit ist ein realer Krieg ohne den Infokrieg keine Option mehr und dient vor allem der psychologischen Beeinflussung. Solche Kampfhandlungen im Sinne des Infokrieges lassen sich mit herkömmlichen Mitteln genauso wenig eingrenzen, wie zu Friedenszeiten. Auch hier dient zum Schutz die vorläufige Prüfung sowie die Zulassung von ausgewählten verifizierten Inhalten. Die einzige Lösung, eine Flut an Falschmeldungen zu unterbinden, ist die vollständige Sperrung aller Informationsquellen. Dies erweist sich politisch als schwierig und würde zudem bedeuten, dass jedes Medium gesperrt werden würde. In einer Gesellschaft ist in den seltensten Fällen möglich, die Berichterstattung vollständig zu unterlassen.

Was ist „Infokrieg“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Es hat sich über die Jahrzehnte lange Entstehungsgeschichte des Begriffs eine gängige und allgemeine Bedeutung etablieren können, die in ihrer Gültigkeit nach wie vor bestehen bleibt. So verwenden die Personen oder Gruppen, die von dem Begriff Gebrauch machen, diesen als Erklärung oder Verbildlichung von dem Sachverhalt eines Krieges mit der Nutzung von Informationen.

Dieser Krieg mithilfe von Informationen wird dabei meist nicht gewaltsam ausgetragen, sondern auf der medialen und informativen Ebene, beispielsweise im Fernseher, in der Zeitung oder aber auch im Internet. Der Infokrieg wurde auch in Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkrieges als erklärende Begrifflichkeit verwendet, dies blieb aber aufgrund der gewaltsamen Natur der Kriege immer zweitrangig.

Besonders seit der Etablierung des Internets und dem freien Zugang zu Informationen tauchte der Begriff des Infokrieges zunehmend in gesellschaftlichen und politischen Kreisen auf. Es zählt auch zur herrschenden Meinung, dass der Infokrieg in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgeartet ist. Heute findet man den Begriff somit in vielen politischen Diskussionen, sodass sich dieser langfristig in die globale und regionale Politik eingliedern konnte.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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