Was ist Gierflation? Bedeutung, Erklärung, Definition

Was ist Gierflation, Bedeutung, Erklärung, Definition


Die Gierflation ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für Profit-Preis-Spirale. Das Wort kombiniert die beiden Begriffe Inflation und Gier. Bereits durch die Inflation sind die Preise stark angestiegen. Nicht nur Energiepreise, insbesondere Lebensmittelpreise kennen scheinbar nur einen Weg: nach oben. Die Gierflation prangert die Vorgehensweise von Herstellern, ungerechtfertigte Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben, an.

Im Juni 2023 lag die Inflationsrate bei 6,1 %. Obwohl sie gegenüber dem Vormonat ein wenig gesunken ist, stiegen die Preise für Lebensmittel weiterhin erheblich – und zwar um beinahe 15 %. Aktuell kosten Lebensmittel 22 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Ursprünglich waren Krisen infolge der Corona-Pandemie, hohe Energiekosten und der Ukraine-Krieg Inflationsauslöser. Doch mittlerweile wird immer offensichtlicher, dass Unternehmen die Preise auch ohne Not in die Höhe treiben. Dieser Vorgang nennt sich Gierflation. Jetzt ist nicht mehr Kostendruck der Auslöser, sondern Habgier. Die hohen Kosten sind für die meisten Verbraucher nicht mehr nachvollziehbar. Sie sehen die enormen Preissteigerungen nicht mehr durch die Energiekosten gerechtfertigt. Nicht nur die Verbraucher unterstellen den Herstellern, dass dahinter reine Gier steckt.

Währungshüter haben keine echte Handhabe gegen die Gierflation

Selbst die Chefin der EZB, Christina Lagarde, stellte im Juni 2023 bei den Unternehmen ausgeprägte Gierflation fest. Sie kritisierte die Wirtschaft ungewohnt heftig und vertrat die Auffassung, sie treibe die Teuerungsrate künstlich in die Höhe. Denn die hohen Preise sind nicht nur ein Ärgernis für Verbraucher, auch die EZB hat damit ein Problem. Doch ihr fehlt letztendlich die Möglichkeit, Unternehmen zu beeinflussen und deren Profitgier zu stoppen. Denn Habgier lässt sich mit Geldpolitik nicht eindämmen.

Das Phänomen der Gierflation wird nicht nur von der EZB kritisiert, auch große Versicherungsunternehmen sehen eine zunehmende Gewinnmitnahme seitens der Hersteller, die durch fehlenden Wettbewerb unterstützt wird. Das sei vor allem bei Produzenten von Milcherzeugnissen sowie bei Obst und Gemüse der Saison erkennbar. Auch im Tourismus sind die Preise überproportional angestiegen. So kosten Flugtickets teilweise das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr, die Kerosinpreise sind aber stark gefallen.

genau wie für die endverbraucher sind auch für Verbraucherschützer die gewaltigen Preissteigerungen weder nachvollziehbar noch gerechtfertigt. Mittlerweile gingen beim Bundeskartellamt etliche Kundenbeschwerden über unlautere Preissteigerungen im Lebensmittelbereich ein. Auf Nachfrage von Verbraucherschützern gab die Behörde zwar an, die Situation zu beobachten, doch eingegriffen hat sie bisher nicht.

Deutsche Bundesregierung nimmt zur Gierflation Stellung

Für die Bundesregierung ist der Hauptgrund für den inflationären Anstieg der Lebensmittelpreise der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Dieser habe erheblichen Einfluss auf die Agrarmärkte, die durch steigende Energiepreise, fehlende Rohstoffe und unterbrochene Lieferketten enorme Kostensteigerungen hinnehmen mussten.

Befragt zu ungerechtfertigten Preissteigerungen im Lebensmittelsektor schrieb die Bundesregierung sinngemäß, dass sich zu den inflationstreibenden Faktoren in Bezug auf Unternehmensprofite kaum Aussagen machen ließen. Auf die Frage, inwieweit man hier eingreifen wolle, antwortete sie, dass man eine Gesetzesänderung erarbeitet habe, die dem Bundeskartellamt in Zukunft erlaubt, Maßnahmen zur Förderung des Wettbewerbs anzuordnen. Das Kartellamt muss gegebenenfalls aktiv werden.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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