Was ist die „grüne Inflation“? Bedeutung, Definition, Erklärung


Als „grüne Inflation“ werden Preissteigerungen bezeichnet, die durch Klimaschutzmaßnahmen entstehen.

Was ist die „grüne Inflation“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Experten warnen vor einer „grünen Inflation“. Dies hängt zum einen mit dem Klimaschutz und deren Investitionen zusammen. Die Energiewende und steigende CO2-Steuern treiben den Preisanstieg an. Schon im Februar 2021 wurde von einem britischen Ökonom vorausgesagt, dass uns bald eine sehr hohe Inflation erwarten würde. Dazu tragen nicht nur die Kosten zu einem Klimawandel bei, sondern auch die älter werdende Bevölkerung und die abnehmende Globalisierung. Die hohen CO2-Preise könnten dann eine sogenannte „grüne Inflation“ herbeiführen, warnte der Ökonom.

In früheren Jahrhunderten konnte man als Gradmesser die steigenden Brotpreise nehmen. Heute sind das die Energiepreise, deren Preisanstieg momentan durch die Decke gehen. Das Statistische Bundesamt gab hierzu an, dass Ende 2021 die Energie um 22,1 % teurer war, als 12 Monate vorher. Kraftstoffe und Heizöl stiegen sogar um 50 %. Bei Strom und Gas waren die Preise noch halbwegs erträglich, da diese um „nur“ 12 % anstiegen. Vorausgesetzt man hatte als Verbraucher einen Vertrag mit Preisgarantie.

Gründe für den Preisanstieg gibt es viele. Geopolitische Spannungen, das Wiederanziehen der Weltkonjunktur, steigende Preise der Emissionsrechte oder aber auch die Abschaffung der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung. Nicht zu vergessen die neue CO2-Abgabe.

Natürlich sind einige dieser Faktoren vermutlich nur ein Phänomen vorübergehender Natur. Sollte die Politik es aber mit dem Klimaschutz ernst meinen, dann können uns diesbezüglich weitere Steigungen der Preise für fossile Brennstoffe blühen. Denn nur mit erhöhten Preisen wird es bei den Verbrauchern zu Verhaltensänderungen und einem Umdenken kommen.

Das Problem dabei ist, dass viele Menschen so schnell auf die Preisveränderungen nicht reagieren können. Gerade in ländlichen Gegenden sind viele Berufstätige auf das Auto angewiesen, um Ihrer Arbeit nachzugehen. Menschen die zur Miete in ihrer Wohnung leben, können diese nicht einfach so auf eigene Faust isolieren oder gar eine neue sparsame Heizung verbauen.

Zusätzlicher Inflationstreiber Energiewende

Durch das Verbot von billigen, herkömmlichen Energiequellen zwingt die Wirtschaft dazu, auf teure Energieträger umzusteigen. Auch Produktionskosten erhöhen sich durch die Abschaffung von Kohle und Kernenergie. Die damit verbundene Teuerung könnte kein Vergleich mehr zur Ölkrise in den 70er Jahren sein.

Klimaschutzprogramme der EU-Kommission und der Umstieg auf erneuerbare Energien werden die Verbraucherpreise wohl noch weiter ankurbeln. Hinzu kommt da auch noch die Bepreisung von Treibhausgasen. Dazu hat die Bundesregierung nämlich im Rahmen des nationalen Emissionsrechte-Handelssystems Folgendes vereinbart: Die CO2-Steuer soll von 25 auf 30 Euro pro Tonne angehoben werden, bis sie dann im Jahr 2025 allmählich 55 Euro je Tonne erreicht hat.

Steigende Preise bei CO2-Zertifikaten

Auf der europäischen Ebene kosten Verschmutzungsrechte auch immer mehr. Innerhalb eines Jahres haben sich die CO2-Zertifikate, die an der Leipziger Strombörse gehandelt werden, verdreifacht. Sie stiegen auf 82 Euro. Manchmal wurde auch schon die Grenze zu 90 Euro überschritten. Stromerzeuger sind wegen der steigenden Gaspreise sogar schon auf Kohlestromversorgung ausgewichen. Das förderte natürlich den Ausstoß an CO2-Gasen, was wiederum die starke Nachfrage nach CO2-Zertifikaten mit sich brachte. Industrieanlagen und Kraftwerke benötigen diese Berechtigungen. Sie müssen nämlich pro Tonne ausgestoßenem CO2 ein Zertifikat bei der Emissionshandelsstelle abliefern.

Bis die CO2-Zertifikate die Hürde von 100 Euro pro Tonne brechen, ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Einen solchen Effekt bezüglich des Preisanstiegs hat bereits schon eine US-Investmentbank vorhergesagt. Bei so einem Szenario hätte eine Erhöhung erhebliche Auswirkungen auf die Stromkosten von Verbrauchern die gut und gerne um 12 % steigen könnten. Damit würde der Anstieg der Gesamtinflation im Euroraum 35 Basispunkte zusteuern.

CO2-Politik trägt zur Inflation bei

Auch in Deutschland wirken sich die steigenden CO2-Abgaben auf die Verbraucherpreise aus. Schon im Jahr 2020 hat die deutsche CO2-Politik bis zu 1,1 Prozentpunkte zur Steigerung der CO2-Abgabe beigetragen.

Die Folgen der hohen CO2-Bepreisung sind bereits jetzt schon deutlich im Portemonnaie bei den Verbrauchern zu spüren. Strompreise, die im Jahr 2020 mehr als 18 % gestiegen sind; Gaspreise unterfielen einer noch stärkeren Erhöhung. Der Auslöser dieser Preisexplosion war die zunächst rasante Erholung der Wirtschaft nach dem coronabedingten Lockdown. Auch die Unausgeglichenheit von Angebot- und Nachfrage auf dem Gas- und Ölmarkt trugen wesentlich dazu bei.

Teurer Winter

Bekanntlich haben viele Strom- und Gasversorger ihre Preise erhöht. Das dürfte sich bei vielen Verbrauchern in den nächsten Monaten auf ihren Rechnungen bemerkbar machen.

Nachdem zunächst im Dezember 2020 die Ölpreise wieder leicht gesunken waren, verspürten Verbraucher aber schon im Januar 2021 wieder einen leichten Anstieg durch den Wegfall der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung.

Die Richtung bei den CO2-Preisen kennt aber nur einen Weg: Nach oben. Die politisch durchgesetzte Versteuerung der Treibhausgase wird die „grüne Inflation“ weiter anstacheln. Der Inflationseffekt ist bereits durch die stetige Ansteigung des CO2-Aufschlags bis 2025 vorprogrammiert.

Ist die „grüne Inflation“ gefährlich?

Wird die „grüne Inflation“ also in diesem oder den darauffolgenden Jahren zur echten Gefahr? Viele Banken sind besorgt über diese Situation. Der Verzicht der Wirtschaft von Nutzung CO2-verursachender Technologien könnte zu Verwerfungen führen und somit Einfluss auf die Inflation haben.

Jedoch halten viele Ökonomen die Diskussion über die „grüne Inflation“ als völlig verfehlt. Meinungen, die behaupten, dass die „grüne Inflation“ schlecht oder gar schädlich sei, wären falsch und zynisch. Ökonomen sind sich einig, dass nicht der CO2-Preis und der Klimaschutz zur erhöhten Inflation führen würden. Das Gegenteil wäre der Fall. Der Klimawandel selbst und die damit verbundenen Handelskonflikte würden die größere Bedrohung darstellen.

Preise für klimaschädliches Handeln und Verhalten werden steigen

Man kann sich wohl einig darüber sein, dass ein gewisses Maß an „grüner Inflation“ wohl richtig und auch notwendig ist. Sie spiegelt eine Anpassung der relativen Preise wider. Damit Anreize für Innovationen und klimaneutrale Wirtschaftsprozesse gesetzt werden, müssen die Preise für klimaschädliches Verhalten steigen. Darüber müssen sich Verbraucher wohl im Klaren sein.

Wenn die Berechnungen stimmen, würde die Teuerungsrate in den nächsten Jahren nicht mehr bei im Durchschnitt 1,4 %, sondern 1,9 % liegen. Dabei geht man von einer 0,5 %-ig höheren Inflation aus. Immerhin läge dieser Wert noch unter der von der EZB berechneten Inflationsrate von 2 %.

Die Ampel sollte Inflationsangst ernst nehmen

Wo bleibt bei der aktuellen Teuerung denn jetzt eigentlich der Klimaschutz? Denn der Anteil der Klimaschutzfaktoren macht an der Inflation gerade einmal nur 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte aus. Zur Wahrheit gehört auch, dass sich die CO2-Abgabe bis 2026 vermutlich verdoppeln wird und das wird sich deutlich auf die Inflation ausschlagen. Wirtschaftswissenschaftlern bereiten diese Entwicklungen große Sorgen. Hier sehen sie die Bundesregierung in der Pflicht, die die Reduktion von CO2 politisch herbeigeführt hat. Die ökologische Veränderung sollte demnach sozial flankiert werden. Dies hat die Ampel Wissenschaftlern zufolge zu wenig „untersucht“.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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