Grundsätzlich handelt es sich bei einem KoDorf um das Gegenteil einer Fertighaus-Siedlung am Ortsrand. Es ist das Ziel, das Beste aus Stadt und Land zu vereinen. Bereits vor 100 Jahren hat die Gartenstadt-Bewegung versucht, eine neue Siedlungsform zu erschaffen. Somit sollten die Vorteile aus Stadt-Leben und Land-Leben vereint werden. Die Gründer des KoDorfs greifen diese Vision wieder auf und passen sie entsprechend den heutigen Bedürfnissen und Möglichkeiten neu an.
KoDörfer bestehen zumeist aus einer Anhäufung kleinerer Häuser und vielfältigen Gemeinschaftsflächen. Dies kann zum Beispiel ein Coworking-Space sein, welcher aus einer Gemeinschaftsküche mit einer langen Tafel besteht. Auch Werkstätten, Aufenthaltsräume für Groß und Klein oder Veranstaltungsräume sind geplant. Wie genau diese Gemeinschaftsflächen genutzt werden, obliegt der Bewohnerschaft. Betrachtet man die Situation global, ziehen immer mehr Menschen vom Land in die Großstadt. In Deutschland allerdings ist dies genau umgekehrt. Oftmals sind es hier nur die jüngeren Leute, die es noch in die Großstadt zieht. Dies liegt aber oftmals nicht daran, dass sie das wünschen, sondern weil die Arbeitssituation es so vorsieht.
Laut einer Umfrage gaben im Jahr 2018 circa 40 % der Befragten an, dass sie lieber in einer Kleinstadt wohnen würden. Und schon vor der Corona-Pandemie bevorzugten 38 % das Dorfleben. Attribute, wie gemeinschaftsbasiert, innovativ, ökologisch oder gemeinwohlorientiert spielen bei der jüngeren Generation eine große Rolle. Kurz gesagt, geht es allen eigentlich um die Lebensqualität. Die Initiatoren des KoDorfes setzen diese Attribute in den Mittelpunkt ihres Marketings.
Schon zwei Gemeinden wurden vom Konzept KoDorf überzeugt
Auch hier geht es am Ende um das „Vermarkten“. Es fängt alles beim Finden geeigneter Flächen an und hört mit Investoren und ihrem Geld, welche die Dörfer bauen müssen, auf.
Zwei passende Flächen haben die Initiatoren des KoDorfs in Deutschland schon gefunden. Auch die zwei Bürgermeister inklusive den jeweiligen Gemeinderäten konnten sie von ihrer Idee überzeugen.
Beispiel Wiesenburg KoDorf
In Wiesenburg entsteht das KoDorf auf dem Gelände eines alten Sägewerks. Wiesenburg befindet sich in der Nähe von Berlin und das KoDorf umfasst im Moment insgesamt 40 Kleinhäuser. Die KoDorfgemeinschaft kann zwischen drei verschiedenen Haustypen auswählen, um eine Vereinheitlichung zur Kostenminimierung zu erzielen. Die entsprechende Baugenossenschaft baut also dieses KoDorf anstelle von Investoren oder Privatpersonen. Das alte Sägewerk, welches circa 500 Quadratmeter umfasst, wird als gemeinschaftliche Nutzungsfläche umgebaut und dient letztlich somit dem Coworking-Space sowie den Veranstaltungs- und Aufenthaltsräumen.
Damit die Nachhaltigkeit gewährleistet wird, wurden bei der Bebauung dieses KoDorfes verschiedene Maßnahmen ergriffen. Ein Beispiel hierfür ist der vorhandene Baumbestand, der in das neue Gelände einbezogen werden soll. Zudem ist weiterhin geplant, dass die Dächer dieser Häuser begrünt werden. Außerdem sollen Gärten anstatt Zäune geschaffen werden. Das KoDorf strebt zudem eine eigene Energie- und Wärmeversorgung an. Zum Einsatz könnten hier Blockheizkraftwerke, Photovoltaikanlagen und Wärmepumpenheizungen kommen.
Unter den Bewohnern sollen sich sowohl Junge und Alte, Pärchen und Alleinstehende sowie Familien mit Kindern wiederfinden. Deshalb ist es auch wichtig, dass die Kosten so gering wie möglich gehalten werden. Einer der Initiatoren gab an, dass ein circa 30 Quadratmeter-Haus ungefähr 40.000 Euro kosten wird. Wer nicht viel Eigenkapital aufbringen kann, der kann sich die Summe von der KfW finanzieren lassen. Der Restanteil von 70 % zahlt man mit dem Wohngeld ab, welches jeden Monat an die Genossenschaft fließt.
Sicherlich ist das KoDorf nicht für jedermann die passende Lebensform. Für viele Menschen kann dieses neue Zuhause aber auch eine solidarische Gemeinschaft bieten, die sie sonst so sehr vermissen.
KoDorf: Idee des Konzepts
Immer häufiger ist zu beobachten, dass der ländliche Raum Sehnsuchts- und Zukunftsort vieler Menschen ist. Mit dem KoDorf soll dieser Wandel bestritten werden. Mit den vielen kleinen, ökologisch gebauten Holzhäusern und großen Gemeinschaftsflächen soll das Gemeinwohl im Mittelpunkt stehen. KoDörfer sind übrigens Genossenschaftsprojekte.
KoDorf: Kritik
Kritiker dieses Projekts bezeichnen es unter anderem als Berliner Hipster-Blase oder auch als landendes UFO. Diese Vorwürfe weist einer der Initiatoren jedoch regelrecht zurück. In Wiesenburg ist das KoDorf beispielsweise einerseits sehr divers und andererseits wiederum frei von Richtlinien. Einer der Initiatoren beschreibt es folgendermaßen: „Viel kann, nichts muss“. Insbesondere soll das Thema Wirksamkeit im Mittelpunkt stehen. Demnach ist dem Initiator am wichtigsten, dass es eine Gemeinschaft gibt, in der man die Wirksamkeit spürt. Einige Menschen sollen durch das KoDorf wieder das Gefühl erleben, dass ihr Handeln etwas bewirkt; sei es positiv oder negativ.
Exklusive Wohnlage
Die Barrieren des KoDorf sind bewusst sehr gering und offen gehalten. Viele sind freischaffend und besitzen ähnliche Interessen wie beispielsweise Yoga. Die meisten Menschen aus den KoDörfern kommen ursprünglich vom Land. Sie sind damals zum Arbeiten oder Studieren in die Stadt gezogen und haben jetzt den Wunsch, wieder zurückzugehen. Sie möchten eben die Vorteile aus beiden Welten genießen.