Was ist der „Romeo und Julia Effekt“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist der Romeo und Julia Effekt, Bedeutung, Definition, Erklärung


Der „Romeo-und-Julia-Effekt“ beschreibt ein psychologisches Phänomen, das sich zwischen zwei Liebenden abspielt. Werden Liebenden Hindernisse in den Weg gelegt, so intensivieren sich ihre Liebesgefühle und sie wollen einander umso mehr. Der Effekt bezieht sich auf das Shakespeare-Stück „Romeo und Julia“, dem wohl berühmtesten Liebespaar in der Literaturgeschichte.

Reaktantes Verhalten: Was ist Reaktanz?

Das Verhalten, die Liebenden infolge der negativen Reaktionen ihrer Umgebung an den Tag legen, nennt sich reaktantes Verhalten bzw. Reaktanz. Es äußert sich ähnlich wie kindliches Trotzverhalten, ist aber nicht kindlich, sondern quasi eine unvermeidbare Folge von unterdrückendem Verhalten von Autoritätspersonen. Gerade bei Ereignissen, die Menschen nicht kontrollieren können (beispielsweise wenn sie mit starken Einschränkungen konfrontiert werden) zeigen vor allem Jugendliche eine „Jetzt-erst-recht-Redaktion“. Allen Warnungen zum Trotz verbünden sie sich nun besonders stark. Ihr Verhalten ist ein Versuch, die verlorene Autonomie wiederzuerlangen.

Den „Romeo-und-Julia-Effekt“ gab es schon in der Antike

Ungewöhnliche Liebesbeziehungen zwischen zwei Menschen können reaktantes Verhalten provozieren (den beschriebenen „Romeo-und-Julia-Effekt“). Die Liebenden in der Shakespeare-Tragödie tun genau das Gegenteil dessen, was die Gesellschaft bzw. die Eltern von ihnen erwartet. Durch Drohungen und Sanktionierungen tritt nicht der erhoffte Effekt ein, stattdessen halten die Liebenden sogar bis zum Tode zusammen.

Der „Romeo und Julia Effekt“ ist auch zu beobachten, wenn zwischen zwei Partnern ein großer und Altersunterschied besteht (insbesondere dann, wenn die Frau älter ist als der Mann). Solche Beziehungen werden von vielen Gesellschaften wenig akzeptiert und vielfach sanktioniert. Sowohl das engere als auch das weitere familiäre Umfeld, aber auch Kollegen und Kolleginnen sowie Freundeskreise legen diesen Beziehungen Steine in den Weg, manipulieren die Beteiligten und versuchen, die Verbindung zu sabotieren.

Nicht erst bei Shakespeare traten verbotene Liebesbeziehungen auf, sie waren bereits in der griechischen Mythologie ein wichtiges Thema. Durch alle Epochen der Menschheitsgeschichte wurden Liebesbeziehungen, die durch äußere Einflüsse unterdrückt werden, gerne und prägnant thematisiert. Beispiele hierfür sind die Odyssee Homers sowie zahlreiche Märchen der Gebrüder Grimm.

Der römische Dichter Ovid schrieb schon im Jahr eins oder zwei nach Christus von Pyramus und Thisbe – einem Liebespaar, dessen Geschichte der von Romeo und Julia gleicht. Ob Film-Melodram „Lovestory“ oder 50er-Jahre-Musical „West Side Story“ – das Interesse an Geschichten über verbotene oder tragische Liebesbeziehungen ist bis heute nicht abgeebbt, sodass diese häufig Kernthema von Filmen, Musicals, Büchern et cetera. Sind. Die darin enthaltene Tragik übt auf Leser und Zuschauer eine magische Anziehungskraft aus und ist ein Garant für volle Kassen.

Psychologie hinter der Reaktanz

Wenn Liebenden durch Unterdrückung von außen eingeschränkt werden, führt das oft zu Reaktanz. Beide fühlen sich noch enger verbunden, sozusagen als Kämpfer gegen den Rest der Welt. Kinder kommen um das dritte Lebensjahr herum in ihre Trotzphase. Der „Romeo-und-Julia-Effekt“ wirkt zwar wie das Trotzverhalten kleiner Kinder, ist aber nicht damit gleichzusetzen. Es steckt mehr dahinter. Auch bei Romeo und Julia im Shakespeare-Drama sind es die Eltern, die das Störfeuer abgeben. Das bewirkt, dass die Liebe beider zueinander immer stärker wird. Hätten sich andere Gleichaltrige zur Thematik geäußert hätten, wäre das als unpassend empfunden worden. Solche Äußerungen hätten die Reaktionen des Liebespaares in eine ganz andere Richtung beeinflusst.

„Romeo-und-Julia-Effekt“ ist wissenschaftlich belegt

Es existieren Studien mit übereinstimmenden Ergebnissen darüber, wie Jugendliche reagieren, wenn Eltern den Umgang mit bestimmten Personen verbieten. Sie bestätigen das Shakespeare-Schauspiel. Die Liebe beider nimmt dann zu, wenn sich Eltern auf eine ganz bestimmte, autoritäre Art gegen die Beziehung der Partner aussprechen. Gleichzeitig mit der wachsenden Zuneigung entstehen auch kritischere Stimmen gegenüber dem Partner oder der Partnerin. Oberflächlich betrachtet wirkt das paradox, ist aber ebenfalls begründbar: Das Denken ist kritisch, beim Fühlen ist die Situation genau umgekehrt.

Der „Romeo-und-Julia-Effekt“ geschieht nicht auf kognitiver, sondern auf emotionaler Ebene. Der Effekt ist multirational, es steckt ein Motiv dahinter. Die Liebe nimmt deshalb zu, weil die Betroffenen wieder die Freiheit erlangen möchten, die durch die Autorität der Eltern eingeschränkt wird. Der Einfluss der Eltern wirkt erst dann, wenn die Jugendlichen darüber nachdenken, was zu ihnen gesagt wurde, also in der Reflexion. Um ihren Einfluss bei ihren jugendlichen Kindern zu behalten, sollten Eltern ihre Erziehung möglichst konsistent halten und eine klare Linie verfolgen. Wankelmütigkeit verstärkt den „Romeo-und-Julia-Effekt“.Was ist der Romeo und Julia Effekt?

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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