Was ist das Subsidiaritätsprinzip? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist das Subsidiaritätsprinzip, Bedeutung, Definition, Erklärung


Das „Subsidiaritätsprinzip“ kann als zentraler Grundsatz in verschiedenen gesellschaftlichen sowie politischen und wirtschaftlichen Kontexten bezeichnet werden. Es beschreibt die Delegation von Verantwortlichkeiten an die niedrigste, zur Verfügung stehende Ebene. Die grundlegende Idee dahinter ist ein föderales System. Die Bedeutung des „Subsidiaritätsprinzips“ liegt weiterhin in der Förderung von Effizienz, Flexibilität und bürgernahen Lösungen. Das „Subsidiaritätsprinzip“ hat daher vor allem im politischen und gesellschaftlichen Kontext eine große Bedeutung.

In unserer heutigen Gesellschaft (und insbesondere in Industrienationen) stellt das „Subsidiaritätsprinzip“ eine gängige und etablierte Methode dar. Doch, was genau hat es mit dem „Subsidiaritätsprinzip“ auf sich? Woher stammt dieses? Und wie genau funktioniert das Prinzip? Darüber soll dieser Artikel einmal umfassend und detailliert aufklären. Des Weiteren sollen alle Vor- und Nachteile sowie Kritiken zum „Subsidiaritätsprinzip“ aufgezeigt werden.

Begriffserläuterung des „Subsidiaritätsprinzips“

Der Ausdruck „Subsidiaritätsprinzips“ stammt aus der deutschen Fachsprache und setzt sich aus den Wörtern „subsidiär“ (in etwa „unterstützend“, „Hilfe leistend“ oder „behelfsmäßig“) und „Prinzip“ zusammen. Kombiniert entsteht daraus ein gesellschaftliches und politisches Prinzip, bei dem höhere gesellschaftliche Einheiten weitgehend selbst handeln und erst dann höhere Einheiten eingreifen, wenn die untergeordneten Kräfte nicht ausreichen oder ihre Funktion nicht wahrnehmen können.

Das „Subsidiaritätsprinzips“ meint hiermit vor allem politische Instanzen, wie beispielsweise Länder- und Staatsparlamente, beziehungsweise Polizei- und Hilfskräfte. Jedoch lässt sich das „Subsidiaritätsprinzips“ auch in verschiedenen, anderen Bereichen beobachten – beispielsweise im Unternehmensumfeld.

Das „Subsidiaritätsprinzip“ spielt jedoch eine entscheidende Rolle in föderalen Staaten, wie beispielsweise Deutschland, Österreich, den Vereinigten Staaten oder der Schweiz sowie in föderalen Staatenzusammenschlüssen wie der Europäischen Union. Es bildet ebenfalls ein zentrales Element im ordnungspolitischen Konzept der sozialen Marktwirtschaft.

Ursprung des Begriffs „Subsidiaritätsprinzip“

Der Begriff „Subsidiaritätsprinzip“ hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „subsidium“ (zu Deutsch: „Hilfe“ oder „Reserve“). Die hinter dem Prinzip stehende Maxime wurde geprägt, um eine optimale Balance zwischen Selbstbestimmung und staatlicher Einmischung zu gewährleisten. Das „Subsidiaritätsprinzip“ vertritt nun, dass staatliche Institutionen lediglich dann intervenieren sollten, wenn individuelle, kleinere Gruppen oder untere Ebenen allein nicht in der Lage sind, eine bestimmte Aufgabe zu bewältigen.

Dadurch sollen staatliche Eingriffe auf das nur unbedingt Erforderliche beschränkt werden. Gleichzeitig soll dadurch der Grundstein für das Verständnis von effizienter Aufgabenteilung und Verantwortungsübernahme in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten gelegt werden. Ein genauer Entstehungszeitpunkt für das „Subsidiaritätsprinzip“ kann jedoch nicht festgemacht werden – wenngleich der Begriff „Subsidiaritätsprinzip“ bereits im 19. Jahrhundert in der katholischen Soziallehre geprägt wurde.

Funktionsweise des „Subsidiaritätsprinzips“

Das „Subsidiaritätsprinzips“ versteht sich als Leitprinzip für die Delegation von Aufgaben und Verantwortlichkeiten an möglichst niedrige Ebenen. Es strebt damit eine maximale Selbstbestimmung und Eigenverantwortung von Individuen, Familien oder Gemeinden an. Übergeordnete Institutionen sollen nur dann regulativ eingreifen, wenn die Ressourcen auf individueller oder lokaler Ebene nicht ausreichen, um eine Aufgabe zu bewältigen. Damit fungiert das „Subsidiaritätsprinzips“ als Richtlinie für effiziente Entscheidungsstrukturen. Und zwar vertritt dieses, dass Regulierungskompetenzen „so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig“ angesiedelt sein sollten.

Verwendung des Ausdrucks „Subsidiaritätsprinzip“ in unterschiedlichen Kontexten

Für das „Subsidiaritätsprinzip“ sind insgesamt drei Hauptverwendungsbereiche kennzeichnend:

  • Gesellschaft und Politik
  • Wirtschaft
  • soziale Dienstleistungen

Diese drei Bereiche sollen in Bezug auf die Ausprägung des „Subsidiaritätsprinzips“ in den folgenden Abschnitten einmal genauer erklärt werden.

Gesellschaft und Politik

In gesellschaftlichen und politischen Kontexten bezeichnet das „Subsidiaritätsprinzip“ die Delegation von Entscheidungsbefugnissen an die lokalste Ebene. Es fördert Selbstbestimmung und Eigenverantwortung von Individuen, Familien und Gemeinden, wobei staatliche Eingriffe nur bei Bedarf erfolgen sollten. Dadurch kann eine effiziente und kostengünstigere Verwaltung ermöglicht werden. Gleichzeitig können sich untergeordnete Ebenen gezielter um die lokalen Bedürfnisse kümmern – schließlich kennen diese jene oftmals auch besser.

Wirtschaft

Hingegen bedeutet das „Subsidiaritätsprinzip“ im wirtschaftlichen Zusammenhang eine dezentrale Organisationsstruktur von Unternehmen. Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden auf niedrigere Ebene übertragen, um Flexibilität und Effizienz zu fördern. Dies ermöglicht eine anpassungsfähige Wirtschaftsstruktur. Beispielsweise kann es sich um untergeordnete Abteilungen, Unternehmensbereiche oder Niederlassungen handeln.

Soziale Dienstleistungen

Im Bereich sozialer Dienstleistungen wird das „Subsidiaritätsprinzip“ angewendet, um sicherzustellen, dass Hilfe und Unterstützung auf einer niedrigeren Ebene bereitgestellt werden. Dies garantiert bedarfsorientierte und bürgernahe Sozialleistungen. Das „Subsidiaritätsprinzip“ in sozialen Dienstleistungen manifestiert sich beispielsweise in lokalen Gemeinschaftszentren, die Unterstützung und Beratung auf individueller Ebene bieten, bevor überregionale Sozialbehörden eingreifen.

Vor- und Nachteile des „Subsidiaritätsprinzip“

Das „Subsidiaritätsprinzip“ bietet eine Vielzahl an Vorteilen, aber auch Nachteile. Sämtliche Vor- und Nachteile sollen daher im Folgenden einmal vollumfänglich aufgelistet werden:

Vorteile

  • es ermöglicht eine dezentrale Entscheidungsfindung
  • es bietet mehr Effizienz und reduziert bürokratische Hemmnisse
  • eine flexiblere Struktur (und Einbeziehung von mehr lokalen Gegebenheiten)
  • mehr Bürgernähe

Nachteile

  • mangelnde Koordination und unzureichende Kooperation bergen Risiken
  • lokale Einheiten könnten überfordert sein (insbesondere bei komplexen Aufgaben)
  • die Umsetzung kann aufgrund von Ungleichheiten zu disparaten Ergebnissen führen (je nach Ressourcen und Kompetenzen auf lokaler Ebene)

Kritiken zum „Subsidiaritätsprinzip“

Kritiker des „Subsidiaritätsprinzips“ argumentieren, dass die Dezentralisierung von Entscheidungsbefugnissen zu Ineffizienzen führen kann. Die Unklarheit bezüglich der Aufgabenverteilung könnte zu inkonsistenten Regelungen und mangelnder Koordination zwischen verschiedenen Ebenen führen. Zudem besteht die Gefahr, dass lokale Einheiten überlastet werden, insbesondere in komplexen Angelegenheiten, was zu ungleichen Ergebnissen führen könnte. Ein weiterer Kritikpunkt ist die potenzielle Benachteiligung von Gemeinschaften mit begrenzten Ressourcen.

Manche sehen in diesem Prinzip eine Bedrohung für soziale Gerechtigkeit und fordern eine bessere Balance zwischen Dezentralisierung und Zentralisierung, um effektive und faire Lösungen zu gewährleisten. Der politische, gesellschaftliche sowie soziale Apparat würden auf Basis des „Subsidiaritätsprinzips“ zu behäbig und zu wenig flexibel, was seinerseits zu Nachteilen führen könnte. Kritiker sehen im „Subsidiaritätsprinzip“ daher ein eher nachteiliges Konstrukt.

Fazit zum Thema „Subsidiaritätsprinzip“ und ähnliche Prinzipien

Zusammenfassend kann das „Subsidiaritätsprinzip“ als politisches, gesellschaftliches sowie wirtschaftliches und soziales Modell bezeichnet werden, bei dem Aufgaben und Verantwortungen an niedrigere Ebenen abgegeben werden. Durch die Delegation können die niedrigeren Ebenen besser auf die lokalen Gegebenheiten eingehen. Kritiker sehen im „Subsidiaritätsprinzip“ jedoch ein wenig flexibles, veraltetes Modell.

Neben dem „Subsidiaritätsprinzip“ existieren noch weitere Prinzipien, wie beispielsweise das „Solidaritätsprinzip“ und das „Autonomieprinzip“. Das „Solidaritätsprinzip“ betont die gemeinschaftliche Verantwortung für das Wohl aller Mitglieder der Gesellschaft. Hingegen meint das „Autonomieprinzip“ individuelle Selbstbestimmung und Freiheit. Es strebt die Eigenverantwortung und Unabhängigkeit der Einzelnen an, wobei staatliche Eingriffe auf ein Minimum beschränkt werden sollten, um persönliche Entscheidungen und Handlungen zu schützen. Beide Prinzipien sind daher eng mit dem „Subsidiaritätsprinzip“ verwandt.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert