Was ist Dark Tourism / Schwarzer Tourismus? Bedeutung und Definition erklärt


Als „Dark Tourism“ oder auf deutsch „Schwarzer Tourismus“ werden Touren und Reisen an Unglücksorte bezeichnet. Reisende wollen dabei Orte an denen Tragödien geschehen sind, Orte die mit dem Tod in Verbindung stehen, Orte der Krisen und Katastrophen sehen und erleben.

Im Jahr 2018 wurde das Konzept der „Dark Tourism“ in Deutschland bekannt. Über die Netflix-Serie „Dark Tourist“ verbreitete sich die Idee.

Weitere Bezeichnungen für Dark Tourism

Der griechische Ausdruck für „Dark Tourism“ ist „Thanatourism“ bzw. „Thanatourismus“. Er leitet sich vom Namen des griechischen Totengottes Thanatos ab. Der Thanatos ist auch in der Psychologie ein Begriff. Dort bezeichnet er den Todestrieb und das Gegenteil des Eros.

Eine weitere Bezeichnung ist „Grief tourism“. Der englische Ausdruck „grief“ bedeutet auf deutsch: Trauer, Leiden, Schmerz.

Auf deutsch gibt es drei mögliche Übersetzungen:

  • Dunkler Tourismus
  • Düsterer Tourismus
  • Schwarzer Tourismus

Ein weiterer Ausdruck ist: „Todestourismus“.

Reiseziele von Dark Tourism / Schwarzer Tourismus

„Dark Tourists“ bzw. auf deutsch „Schwarze Touristen“ besuchen Orte des Todes, der Trauer und Tragödie. Dies können folgende Orte sein:

  • Friedhöfe, Gruften, Ruhestätten, Schreine, Beerdigungsrituale
    • Kirche in Sedlec (Ungarn) in dem die Inneneinrichtung aus menschlichen Knochen gebaut wurde.
    • Totenfeiern in Asien (An denen Leichen herumgetragen werden.)
    • Totengötter
    • Voodoo-Rituale
  • Gefängnisse und Verliese
    • Alcatraz
  • Katakomben von Paris – Hier wurden die Gebeine von Toten abgelegt, aufgeschicht und hinterlassen.
  • Kriegstunnel in Sarajevo
  • Museen die sich dem Tod widmen
  • Nuklearunglücke
    • Fukushima
    • Tschernobyl und Prypjat
  • Orte des Genozids, Massengräber, Kriegsverbrechen
    • Killing Field in Kambodscha (Der Ort an dem die Roten Khmer mehr als 100.000 Menschen umgebracht haben.)
    • Konzentrationslager (Auschwitz)
    • Ruanda Genozid
  • Schlachtfelder, Kriegsschauplätze
    • Ehemalige Sperrzonen
    • Hiroshima und Nagasaki (Hier wurden Atombomben im Zweiten Weltkrieg abgeworfen.)
    • Irak
    • Orte des Ersten Weltkrieges
      • Verdun
    • Orte des Zweiten Weltkrieges
      • Konzentrationslager
    • Syrien
  • Stillgelegte Gefängnisse, Nervenheilanstalten, Krankenhäuser
  • Unglücksorte
    • Costa Concordia (Verunglücktes Kreuzfahrtschiff)
    • Grenfell Tower in London (Dieser brannte 2017. Dabei kamen 72 Menschen ums Leben.)
    • Ground Zero
    • Mordhäuser
    • Orte an denen Menschen ermordert wurden
      • JFK Ermordnung
      • Orte an denen Pablo Escobar und das Medellín-Kartell aktiv waren (Dies wird auch Narco Tourismus genannt.)
    • Orte an denen Mörder gelebt haben und aktiv waren
      • Charles Manson
    • Orte an denen Serienmörder gelebt oder gemordet haben
    • Orte des Terros
    • Pompeji
    • Selbstmord-Wald in Japan
    • Tatorte

Argumente für und gegen Dark Tourism

Dunkler Tourismus ist das Gegenteil von „normalem“ Tourismus, der viele an schöne Orte der Welt zieht. Anstatt Strände, die Berge und alte Städte anzuschauen, lassen Dunkle Touristen die Orte von Tragödien auf sich wirken. Ob das gut oder schlecht, moralisch oder unmoralisch ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.

Unglücksorte sind emotional aufwühlend und sie können dem Dunklen Touristen einen „emotionalen Kick“ geben. Das Erlebnis kann dazu dienen, dass die eigene Sensibilität neuhergestellt und das Moralempfindungen geschärft wird.

Pro-Argumente für Dark Tourism

„Schwarze Touristen“ treten gezielt in Kontakt mit dem Tod und Konfrontieren sich mit den dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Sie schaffen damit eine Verbindung zum Vergänglichen, die in unserer Gesellschaft nicht zu existieren scheint. Sie helfen beim Erinnern und arbeiten gegen das Vergessen. Sie erleben, wovon nur berichtet wird.

Wenn „Dunkle Touristen“ sich dem Leid anderer öffnen, können sie menschlicher werden.

Dark Tourists sollten nur willkommen sein, wenn sie sich würdevoll und mit dem nötigen Anstand und Respekt benehmen.

„Dark Tourism“ bedient einen Teil der menschlichen Psyche, der in der heutigen sicheren westlichen Welt vernachlässigt wird. Der Teil nach Unordnung, Chaos und dem Tod. Denn auch der Tod ist Teil des Lebens.

Kontra-Argumente gegen Dark Tourism

„Schwarze Touristen“ können Schaulustige sein, die sich am Leid anderer ergötzen. Ihnen geht es, um Nervenkitzel und Voyeurismus.

Wenn „Dark Tourism“ zu „Slum Tourismus“ verkommt, sollte ein Schlussstrich gezogen werden. „Slum Tourismus“ bedeutet, dass Reisende gezielt Armenviertel besuchen, um das Elend zu erleben. Auch wenn Dunkler Tourismus zu Katastrophentourismus verkommt, sollte ein weiterer Schlussstrich gezogen werden.

Geschichte des Ausdrucks „Dark Tourism“

Der Ausdruck „Dark Tourism“ soll 1996 erstmalig von John Lennon und Malcolm Foley geprägt wurden sein. Die beiden Tourismusforscher aus Großbritannien analyisierten in einem Essay die Faszination der Ermordnung von JFK. Ihren Text „JFK and dark tourism: A fascination with assassination“ findest du auf www.tandfonline.com online hier.

An der University of Central Lancashire gibt es ein „Institut of Dark Tourism“.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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