In Diskussionen im Internet versteht man unter dem Vorwurf einer Sockenpuppe in der Regel einen Zweit- oder Mehrfachaccount eines Benutzers, der bereits über ein Benutzerkonto verfügt, aber unter verschiedenen Gründen in einer Diskussion nicht mit diesem Konto posten möchte. Die Sockenpuppen fallen daher nicht selten unter die Kategorie der Trolle, Agenda-Accounts oder Wegwerfaccounts. In der Regel werden die Sockenpuppen dafür genutzt, Diskussionen durch besonders kontroverse Äußerungen entgleisen zu lassen oder direkte Regelverletzungen auf einer Plattform vorzunehmen. Sockenpuppen können aber bei heiklen Themen auch einfach dem Wunsch nach Anonymität in einer Debatte entsprechen.
Was sind Sockenpuppen und wie funktionieren sie? Internet, Social Media
Bei einer Sockenpuppe handelt es sich in fast allen Fällen um einen weiteren Account einer Person, die entweder nur bei bestimmten Themen und Diskussionen auftritt oder stets dort, wo der User mit seinem eigentlichen Account in einer Diskussion verstrickt ist. Mit der Hilfe des zusätzlichen Accounts soll erreicht werden, dass die Meinung des Sockenpuppen-Besitzers als von anderen geteilt erscheint und damit mehr Legitimität hat. Sockenpuppen werden auch dafür genutzt, bestehende Diskussionen in eine bestimmte Richtung entgleisen zu lassen – etwas, das unter dem Begriff Derailing auf vielen Plattformen sanktioniert wird.
Der Einsatz von Sockenpuppen ist im Internet keine neue Entwicklung lässt sich in dieser Form bereits in die ersten Usenet-Gruppen zurückverfolgen. Vergleiche wurden auch mit Publikationen im Mittelalter gemacht, in denen wichtige Leute unter falschen Namen Leserbriefe oder Kolumnen in Zeitungen geschrieben habe, um ihren Standpunkt mit der Hilfe dieser vermeintlich neutralen Person zu verdeutlichen oder die Diskussion zu beeinflussen.
Vor allem die modernen sozialen Netzwerke, Foren und Kommentar-Bereiche in Online-Publikationen machen den Einsatz von Sockenpuppen heute einfach wie nie. In der Regel braucht es für die Verifizierung des Accounts nur eine E-Mail-Adresse und diese ist wiederum bei den verschiedensten Diensten in wenigen Minuten angelegt. Da man auch ohne irgendeine Form von Verifizierung und ohne Vorlauf in Diskussionen einsteigen kann, ist es für Sockenpuppen besonders einfach, bereits kurz nach der Registrierung aktiv zu werden. Das wiederum hat zur Folge, dass Accounts mit wenige Aktivität oder einem geringen Alter inzwischen in den sozialen Netzwerken von vielen Benutzern in Diskussionen besonders kritisch betrachtet werden.
Die Ziele hinter dem Einsatz von Sockenpuppen
Es gibt verschiedene Gründe für den Einsatz von Sockenpuppen. So setzen verschiedene Benutzer auf den Einsatz von mehreren Accounts, um ihre Anonymität im Internet zu wahren. Da sie keine zusammenhängende Historie haben, wird es schwieriger, eine Person hinter dem Account zu doxxen und somit die Verbindung zu einer realen Person herzustellen. Besonders in Zeiten, in denen die Cookies sonst zu einem Problem werden können, wird dieser Grund häufig benutzt. Allerdings würden in diesem Fall die Sockenpuppen nicht als Störungen oder als Agenda Pushing in bestimmte Richtungen dienen, sondern einzig zu dem Einsatz bei verschiedenen Themen.
Der eigentliche Grund liegt aber in der Regel bei einer Verschiebung des Diskurses. Mit der Hilfe von Sockenpuppen lässt sich beispielsweise in Diskussionen recht mühelos das Gefühl aufbauen, dass eine bestimmte Position von einer Mehrheit vertreten wird. Wenn ein Benutzer ein kontroverses Statement macht, ihm zwei Leute widersprechen, gleichzeitig aber zwei Sockenpuppen das kontroverse Statement aufgreifen, werden die Mehrheitsverhältnisse verfälscht. In größeren Dimensionen kann auf diese Weise eine bestimmte Ansicht oder Position besonders sichtbar gemacht werden. Durch das Gefühl, dass eine Mehrheit für kontroverse Statements werden sich daher auch Leute hervortrauen, die diese bestätigen. Das kann eine eigene Dynamik entwickeln.
Natürlich lassen sich auf diese Weise auch konkrete Vorhaben sichtbarer machen, als sie in einer organischen Diskussion sein würden. Sei es nun bei einer Petition, einer Umfrage oder bei einer einfachen Diskussion bei einem Forum im Internet – alles in allem werden durch Sockenpuppen Meinungen mehrheitsfähig gemacht, die in einem organischen Diskurs nicht mehrheitsfähig wären. Genau dort liegt auch das bisher größte Problem bei der Suche nach einer Lösung dieses Problems.
Unterscheidung zwischen Bot-Netzwerken und Sockenpuppen
Oftmals gehen in der Beschreibung Trolle, Sockenpuppen und Bots die Begrifflichkeit ineinander über. Tatsächlich gibt es aber Unterscheidungen. Ein Troll wird in der Regel einfach nur versuchen die anderen User zu provozieren, ohne dabei eine klare Agenda zu verfolgen. Ein Bot oder ein Bot-Netzwerk wird nicht nur von mehreren Personen oder Organisationen gesteuert, sondern agiert in den Diskussionen auch ganz automatisch. Es ist also selten eine einzelne Person dahinter, sondern ein Algorithmus, der beispielsweise in den sozialen Netzwerken auf einzelne Keywords anspringt und daraufhin anfängt aktiv zu werden.
Hinter den meisten Sockenpuppen in sozialen Netzwerken stehen einzelne Personen. Es gibt zwar auch eine Vielzahl von Berichten, nach denen etwa Geheimdienste in Russland, den USA und China inzwischen eine große Zahl von Sockenpuppen für die Beeinflussung von Diskussionen im Internet nutzen, das konnte aber bisher im größeren Maße nicht bestätigt werden. Zudem werden immer mehr Benutzer vorsichtig im Umgang mit einer speziellen Sorte von Accounts und bei einer genaueren Prüfung sind die Sockenpuppen für den Betreiber relativ einfach zu entdecken.