Was bedeutet „relativieren“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet relativieren, Bedeutung, Definition, Erklärung


Relativieren bedeutet, etwas in seinem Wert einzuschränken, indem man es in einen anderen Zusammenhang stellt. Relativierungen finden auf vielen Ebenen statt und sind eine gerne verwendete Strategie, um die Argumente der Gegenseite zu entkräften.

Relativieren: Problembewältigung oder Verleugnung?

Beim Umgang mit Problemen zeigt sich besonders deutlich, wie stark die eigene Sichtweise die Auswirkung des Problems bestimmt. Wenn wir mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, können wir auf verschiedene Weise damit umgehen.

Eine beliebte Vorgehensweise ist es, sie zu umgehen, statt die Steine aus dem Weg zu räumen. Alternativ relativieren wir die Schwierigkeiten, machen sie also harmloser, als sie eigentlich sind. Weil vieles eine Frage des Vorhersehens und des Standpunktes ist, funktioniert die Strategie des Relativierens immer wieder gut. Wir setzen dabei etwas in Beziehung, schränken es ein oder ziehen es in Zweifel.

Jeder von uns hat irgendwann mit Herausforderungen zu kämpfen. Doch wie stark diese als Problem oder als Chance betrachten, hängt von unserer Erziehung und vielen anderen Faktoren ab. Eine Möglichkeit der Problembewältigung ist das Rationalisieren, eine weitere die Relativierung. Relativieren ist nicht grundsätzlich schlecht. Bei vielen Problemen hilft es, sie erst einmal auszusprechen. Denn wenn es gelingt, die Probleme von außen zu betrachten, nimmt man sie häufig weniger schwer. Das bedeutet, man hat sie relativiert.

Absolute und relative Begriffe: Vorsicht bei der Wahl des Ausdrucks

Durch die Wahl von Begriffen treffen wir bereits Aussagen. Doch viele Begriffe sind nur relativ, andere wiederum nur absolut verwendbar. Wenn man davon spricht, XY hat einen Herzinfarkt erlitten, dann ist das eine Tatsache. Es gibt keinen relativen Herzinfarkt. Bei Kopfschmerzen sieht die Sache anders aus, denn Kopfschmerzen können sich auf sehr unterschiedliche Weise darstellen. Es könnte zum Beispiel auch Migräne sein. Treffen wir medizinische Aussagen, macht es häufig Sinn, die Beschreibung zu relativieren, damit angemessen gehandelt werden kann. Denn durch absolut verwendete Begriffe kann eine Stigmatisierung erfolgen.

Relativieren in Verhandlungen

Man kann nicht nur Probleme, sondern auch Aussagen relativieren. Relativierung dient hier der Entkräftung eines Gegenargumentes. Ein typischer Satz, der relativiert, lautet: „Wo gehobelt wird, fallen auch Späne.“ Wer sich so äußert, möchte seinen Gesprächspartner manipulieren, indem er die Ausgangssituation harmloser darstellt, als sie eigentlich ist. Das Argument des Gegenübers wird entkräftet, indem man es verallgemeinert. Ein anderes Beispiel wäre: „Betrug ist Betrug!“ Damit stellt der Redner Schwarzfahren in der U-Bahn auf die gleiche Ebene wie Steuerhinterziehung im großen Stil – was nicht vergleichbar ist.

Gelingt nicht immer: Krisenbewältigung durch Faktenanalyse

Es gibt nicht nur die eine, richtige Sichtweise auf ein Problem. Probleme sind immer relativ, denn die Realität, in der wir leben, ist zunächst unsere eigene Realität. Sie wird von unseren Gewohnheiten, unser Erziehung und unseren Gedanken geprägt. Für Außenstehende kann sich die Realität ganz anders darstellen als wir sie wahrnehmen. Ob eine Situation als schlimm oder weniger schlimm empfunden wird, hängt von der eigenen Einstellung ab.

Oft hilft es, eine gewisse Distanz zu seinem Problem aufzubauen. Das ist zum Beispiel dadurch möglich, dass man es offen ausspricht. Durch den Perspektivenwechsel wird das Problem relativiert und erscheint weniger dramatisch. Doch reden hilft nicht, wenn ein Problem nur „widergekäut“ wird. Die meisten Menschen bringt es nicht weiter, wenn sie sich stets mit ihren negativen Gefühlen auseinandersetzen. Durch das Grübeln wird der ursprüngliche Schmerz reaktiviert und alte Wunden wieder aufgerissen. Das kann sogar in einer Depression münden.

Hilfreicher ist es, die Situation nüchtern zu analysieren, die Fakten zu betrachten und intellektuell nach einer Lösung zu suchen. Statt sich auf das Problem zu konzentrieren, ist es sinnvoller, den Fokus auf die eigenen Stärken zu legen und sich bewusst machen, wann und auf welche Weise man die letzte größere Krise bewältigt hat. Das macht selbstbewusst und ebnet den Weg für die leichtere Bewältigung der nächsten Krise.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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