Bei der Redewendung „in den sauren Apfel beißen“ handelt es sich um eine alltagssprachliche Aussage, die einem Großteil der deutschen Bevölkerung bekannt ist. Grundsätzlich besagt dieser Spruch, dass eine Person von unangenehmen Konsequenzen oder Umständen betroffen ist und deshalb einen Nachteil erfährt. Es handelt sich um eine Aussage mit metaphorischer Bedeutung. Darunter versteht man, dass sich die Bedeutung nicht unmittelbar aus dem Wortlaut ergibt. Auch wenn die meisten Menschen die Bedeutung aufgrund der Bekanntheit der Aussage verstehen, muss diese zunächst auf andere Sachverhalte und Situationen übertragen werden.
Herkunft: Wo kommt die Redewendung „in den sauren Apfel beißen“ her?
Bereits der bekannte Mönch und Theologe Martin Luther hat den Spruch in einer ähnlichen Form verwendet. Hierbei nutzte er den Wortlaut „Not lehrt in saure Äpfel beißen“ als Teil eines Briefes, welcher an den Kurfürsten Johann von Sachsen gerichtet war. In diesem übermittelte Luther dem kranken Fürsten seine Genesungswünsche. Bereits zur damaligen Zeit hat sich darin die heute noch übliche Bedeutung der Redewendung gezeigt. Der Kurfürst musste seine Krankheit durchleben und Medizin einnehmen um wieder gesund zu werden.
Auch wenn davon auszugehen ist, dass die Aussage aus der Zeit des Mittelalters stammt, ist der genaue Ursprung bis heute wissenschaftlich nicht abschließend geklärt.
Bedeutung von „in den sauren Apfel beißen“
Meistens wird die Aussage in Kontexten verwendet, in denen bestimmte Umstände unveränderbar erscheinen. Es geht darum, dass jemand ein notwendiges Übel über sich ergehen lassen muss, um den aktuellen Zustand zu verändern. Zum Beispiel hat eine Schülerin sich viel Mühe bei der Bearbeitung einer Hausaufgabe gegeben und diese einige Stunden später versehentlich in den Papiermüll geworfen. Sie muss die Aufgabe erneut bearbeiten um am nächsten Tag nicht mit leeren Händen in der Schule zu erscheinen. Oder ein Student hat den letzten Abschnitt seiner Hausarbeit nicht gespeichert und muss diesen erneut ausformulieren.
Die Redewendung lässt sich jedoch auch auf den zwischenmenschlichen Kontext anwenden: Es ist unumgänglich, dass sich jemand bei einer anderen Person entschuldigt, damit die gemeinsame Freundschaft wieder in alter Form erstrahlen kann.
Tatsächlich kann der Bezug zu „sauren Äpfeln“ auch wortwörtlich verstanden werden. In der Not steht so zu sagen kein anderes Lebensmittel zur Verfügung als saure Äpfel. Gemeinhin gelten Äpfel als gesundes Lebensmittel, doch die meisten Menschen bevorzugen die süße rote Form. Saure Äpfel erweisen sich jedoch als besonders gesund, weshalb ihr Verzehr sehr positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Der Geschmack und der Nutzen sind demnach voneinander zu trennen: Wer gesund leben möchte muss eben auch mal in den sauren Apfel beißen.
Nicht immer ist aktives Handeln gefragt
Die Redewendung lässt sich nicht nur auf Situationen anwenden, in denen der Adressat selbst zum Handeln angeregt werden soll. Häufig geht es rein um die Akzeptanz einer Situation oder eines Zustandes. Damit hat die Aussage auch einen Bezug zur Zukunft.
Hierbei spielt wieder die Unvermeidbarkeit der aktuellen Situation eine Rolle. Menschen können an den aktuellen Gegebenheiten nichts ändern. Sie müssen diese akzeptieren und auf eine bessere Zukunft hoffen. Dies ist oft der Fall, wenn es sich um Themen handelt, welche Menschen alleine nicht beeinflussen können, wie z. B. die aktuellen Machtverhältnisse innerhalb eines Staates bis zur nächsten Wahl. So ergibt sich für die Einzelperson und die gesamte Gesellschaft die Notwendigkeit sich ihrem Schicksal zu fügen.