Was bedeutet „Fire-and-Forget“? (Militär) Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Fire-and-Forget, Militär, Bedeutung, Definition, Erklärung


Mit der Bezeichnung „Fire-and-Forget“ werden im militärischen Kontext gelenkte Waffensysteme beschrieben, die nach dem Abfeuern selbstständig ihr Ziel erfassen und verfolgen, ohne dass weitere Aktionen des Bedieners notwendig wären. Der Begriff kann sich auf gelenkte Luft-Boden-, Luft-Luft-, und Boden-Luft-Raketen beziehen.

Das Gegenstück zu Waffen mit „Fire-and-Forget“-Eigenschaften sind Raketen, die nach dem Abschießen durch externe Einwirkung zum Ziel gelenkt werden. Darunter fallen etwa Raketen, die eine Lasermarkieren des Zieles benötigen.

„Fire-and-Forget“ (Militär) – Herkunft

Die Bezeichnung „Fire-and-Forget“ verbreitete sich erst lange, nachdem die damit beschriebenen Waffentypen entwickelt wurden. Seit den 1980er-Jahren beschrieb das US-Militär mit „Fire-and-Forget“ die Waffen mit den zuvor beschriebenen Eigenschaften. Der Begriff setzte sich zunächst im englischsprachigen Raum und dann in den anderen NATO-Staaten durch, heute hat er sich in der militärischen Fachsprache etabliert.

„Fire-and-Forget“ (Militär) – Geschichte

Erste Entwicklungsversuche für „Fire-and-Forget“-Waffen gab es vor und im Zweiten Weltkrieg. Es wurden zwar einfache Lenkwaffen entwickelt, diese bedurften jedoch einer ständigen Steuerung und waren somit keine „Fire-and-Forget“-Systeme.

Das amerikanische Militär entwickelte in den 1950er-Jahren die erste wärmesuchende Rakete für den Luftkampf zwischen Flugzeugen. Dies war die erste wahre „Fire-and-Forget“-Waffe. Auch das britische Militär führte bald einen ähnlichen Waffentyp ein. Die ersten Kampfeinsätze für „Fire-and-Forget“-Waffen gab es im Vietnamkrieg – mit großem Erfolg.

Die wohl größte Bedeutung für das Kampfgeschehen in fast allen folgenden Konflikten sollten tragbare „Fire-and-Forget“-Waffen zur Luft- und Panzerabwehr erlangen. Diese ermöglichen mobilen Infanterieeinheiten die Bekämpfung von eigentlich überlegenen Zielen. Diese Waffen haben einen erheblichen Einfluss für die Risikobewertung von Piloten und Panzerkommandeuren auf dem Gefechtsfeld.

Ein bekanntes Beispiel für „Fire-and-Forget“-Waffen und ihren großen Einfluss ist der Einsatz von Stinger-Flugabwehrraketen durch afghanische Widerstandskämpfer zur Abwehr der sowjetischen Invasion in den 1980er-Jahren. Diese, damals fortschrittlichen Waffensysteme, wurden den Afghanen durch die USA bereitgestellt und führten zu besonders hohen Verlustzahlen der sowjetischen Luftstreitkräfte. Besonders Helikopter sind für diese Typen der „Fire-and-Forget“-Waffen anfällig, aber auch Kampfflugzeuge zur Luftnahunterstützung.

Auch bei der Verteidigung ukrainischer Streitkräfte gegen die russische Invasion im Jahr 2022 spielten infanteriegestützte „Fire-and-Forget“-Waffen eine große Rolle. Darunter sind besonders Stinger-Luftabwehrraketen und Javelin-Panzerabwehrraketen zu erwähnen. Diese Waffentypen erlaubten es leichten, mobilen Infanterieeinheiten immer wieder nadelstichartige Angriffe auf feindliche Einheiten durchzuführen.

2003 wurde ein DHL-Transportflugzeug in Bagdad mit einer „Fire-and-Forget“-Rakete sowjetischer Bauart beschossen. Bei den Tätern handelte es sich um irakische Terroristen. Das Flugzeug konnte trotz schwerster Schäden erfolgreich notlanden. Seitdem werden immer wieder Befürchtungen geäußert, dass „Fire-and-Forget“-Waffen für Terrorattacken gegen die zivile Luftfahrt eingesetzt werden könnten.

„Fire-and-Forget“ (Militär) – weitere Waffentypen

Neben typischen wärmesuchenden Raketen, die die Motorenwärme ihres Zieles anvisieren, gibt es auch GPS-gesteuerte und radargesteuerte „Fire-and-Forget“-Waffensysteme. Diese Steuerungsarten sind besonders bei ballistischen Raketen oder Marschflugkörpern anzutreffen.

Abwehr von „Fire-and-Forget“-Waffen

Je nach Steuerungsart bestehen verschiedene Arten des Schutzes gegen „Fire-and-Forget“-Waffentypen.

Gegen Marschflugkörper und ballistische Raketen, die in der Regel GPS-gesteuerte oder radargesteuerte „Fire-and-Forget“-Waffensysteme sind, können Luftabwehrsysteme eingesetzt werden. Diese verwenden meist wärmesuchende „Fire-and-Forget“-Raketen, die die Hitze des Raketenantriebs erkennen.

Gegen wärmesuchende „Fire-and-Forget“-Raketen wurden sogenannte IR-Flares oder Täuschkörper entwickelt. Dies sind kleine, glühende Kügelchen, die ein Ziel einer wärmesuchenden „Fire-and-Forget“-Rakete aussenden kann. Die heißen Täuschkörper verwirren die Sensorik der Rakete und verhindern einen Treffer.

Panzer weisen Reaktivpanzerung auf, die zwar nicht Treffer verhindert, aber vor schwereren Schäden durch die eintreffende Rakete schützen kann. Dieser Schutz ist nicht gegen „Fire-and-Forget“-Waffen spezifisch.
Moderne Abwehrsysteme verwenden Mikrowellen oder elektromagnetische Felder, um die Navigation von „Fire-and-Forget“-Waffen zu stören.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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