Was bedeutet „Entwicklungsrückstand“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Entwicklungsrückstand, Bedeutung, Definition, Erklärung


Von einem Entwicklungsrückstand ist die Rede, wenn bei Kindern eine Verzögerung der geistigen, körperlichen und seelischen Entwicklung auftritt.

Was bedeutet „Entwicklungsrückstand“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Grundsätzlich folgt die Entwicklung des Kindes einem allgemeingültigen Schema und ist logisch aufgebaut. Ein Kind lernt zuerst Krabbeln und dann Laufen. Eine umgekehrte Entwicklung ist ausgeschlossen. Jedes Kind hat in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen sein eigenes Tempo. Der Entwicklungsstand von Kindern gleichen Alters divergiert leicht. Das ist vollkommen normal. Allerdings existiert eine allgemeine Richtlinie, welche Entwicklungsziele Kinder in einem gewissen Alter erreicht haben sollten. Hierfür ermittelt der Untersuchende den Intelligenzquotienten (IQ) und den emotionalen Quotienten (EQ) des Kindes. Weichen Kinder stark von dieser Norm ab, bezeichnen Mediziner dies als Entwicklungsrückstand oder Entwicklungsretadierung.

Diese Bereiche können von einem Entwicklungsrückstand betroffen sein

  • fein- und grobmotorische Entwicklung (Bewegungsabläufe)
  • kognitive Entwicklung (Erfassen von Zusammenhängen und allgemeines Denkvermögen)
  • emotionale Entwicklung (Umgang mit Emotionen)
  • soziale Entwicklung (Umgang mit anderen Menschen)
  • Sprachentwicklung (Sprachverständnis und aktive Sprache)
  • schulische Entwicklung (Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben)

Ursachen für einen Entwicklungsrückstand

Für eine Entwicklungsretadierung können unterschiedliche Ursachen verantwortlich sein. Häufig vertreten sind Schädigungen des Gehirns während der Schwangerschaft, der Geburt oder im frühen Kindesalter. Auch neurologische Erkrankungen (angeboren oder erworben) können die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen oder verzögern. Ursächlich hierfür sind meist Hirnhautentzündungen, Stoffwechselerkrankungen, Schädel-Hirn-Verletzungen oder ein Sauerstoffmangel während der Geburt.

Neben den körperlichen Aspekten können auch psychologische Gründe eine essenzielle Rolle spielen. Insbesondere dann, wenn das Kind traumatische Erlebnisse zu verarbeiten hat. Nicht selten verursacht ein solches Trauma eine Entwicklungsverzögerung. Ferner kann eine Deprivation die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Die Deprivation bezeichnet fehlende Liebe, Aufmerksamkeit und Nestwärme. Das Kind wird von den Eltern vernachlässigt, was einen niedrigen emotionalen Quotienten zur Folge haben kann.

Entwicklungsretadierung – Diagnose

Der modernen Medizin stehen inzwischen zahlreiche Scores und Testinstrumente zur Verfügung, mit denen sich der Entwicklungsstand des Kindes feststellen lässt. Die Resultate in den verschiedenen Bereichen (siehe Abschnitt „Diese Bereiche können von einem Entwicklungsrückstand betroffen sein“) werden mit den Normwerten für das jeweilige Alter verglichen. Hinzu kommt die klinische Einschätzung eines Experten auf dem Gebiet der Kindesentwicklung. Hierbei kann es sich um einen Kinderarzt, Neurologen, Psychologen oder Ergo-Therapeuten handeln.

In einigen Fällen sind weitere medizinische Untersuchungen notwendig. Bei Verdacht auf neurologischen Ursachen erfolgen meist eine Elektroenzephalografie (EEG) und/oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Um erbliche bedingte Ursachen auszuschließen, ist eine humangenetische/zytogenetische Untersuchung das Mittel der Wahl. Eine metabolische Abklärung kommt zum Einsatz, wenn der Verdacht auf eine Stoffwechselerkrankung besteht.

Therapiemöglichkeiten bei einem Entwicklungsrückstand

Therapeutische und medizinische Maßnahmen richten sich nach der Ursache für den Entwicklungsrückstand. Kinder mit Sprachstörungen erhalten eine logopädische Behandlung. Mithilfe einer Ergotherapie lassen sich motorische Defizite ausgleichen. Zu den weiteren Therapiemöglichkeiten zählen die Physiotherapie, die Psychotherapie, eine heilpädagogische Früherziehung sowie Therapien für Kinder mit Hör- oder Sehschwächen. Bei neurologischen Erkrankungen oder Stoffwechselkrankheiten kommt in den meisten Fällen eine medikamentöse Behandlung infrage.

Entwicklungsrückstand im Jugendstrafrecht

Eine Entwicklungsverzögerung schützt nicht vor Strafe. Allerdings ergibt sich eine Besonderheit, die Einfluss auf das Urteil haben kann. War der Beschuldigte zum Tatzeitpunkt zwischen 18 und 21 Jahren alt, wird er trotzdem nach Jugendstrafrecht verurteilt, wenn ein diagnostizierter Entwicklungsrückstand vorliegt.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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