Was bedeutet Daddy Issues? Was sind Daddy Issues? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Daddy Issues, Was sind Daddy Issues, Bedeutung, Definition, Erklärung


Die Daddy Issues sind die „Vater-Themen“ (wörtliche Übersetzung), im Deutschen bekannt als Vaterkomplex. Das Konzept der überstarken und häufig sehr ambivalenten (mit gegensätzlichen Gefühlen besetzten) Bindung an den eigenen Vater stammt vom Begründer der modernen Psychoanalyse Sigmund Freud (1856 – 1939) und wurde von seinem Schüler Carl Gustav Jung (1875 – 1961) erheblich erweitert. Wichtig zu wissen: Beide, Freud und Jung, setzten noch auf der Philosophie und den Sagen der Antike und der Renaissance auf, die ebenfalls schon den Vaterkomplex kannten.

Was bedeutet Daddy Issues? Was sind Daddy Issues? Bedeutung, Definition, Erklärung

Zunächst einmal ist unbestritten, dass der Vater für sein Kind lange Zeit die wichtigste männliche Bezugsperson ist. So weit, so Freud, so Allgemeinwissen, so gut. Nun kommt es natürlich darauf an, wie gut der Vater seine Sache macht. Meistens ist er unvollkommen, weil es keine Ausbildung zum Vater (und zur Mutter) gibt, jedoch spielt er dem Kinde eine Rolle vor, an welcher sich dieses orientiert. Der Junge erlebt am Vater das Vorbild der Stärke und Kompetenz, das Mädchen erlebt ihn im besten Fall als beschützend und mit weisem Ratschlag ausgestattet, darüber hinaus (für das Konzept der Daddy Issues wichtig) als zärtlich liebend mit einem sehr latenten, am besten nie ausgelebten erotischen Bezug. Dieses Gesamtkunstwerk empfindet das Mädchen als „väterlich“. So denken (heterosexuelle) Jungen über ihren (heterosexuellen) Vater eher selten.

In der Beziehung zwischen Vater und Sohn kann Gewalt eine mehr oder minder erhebliche Rolle spielen, die wiederum laut Freud ihren latenten Ursprung im heimlichen Begehren des Jungen gegenüber seiner Mutter hat, welches der Vater mit Gewalt abwehrt. Dieses Themenfeld nannte Freud den Ödipuskomplex nach der griechischen Sage von Ödipus, der unwissentlich den eigenen Vater erschlug und die eigene Mutter heiratete, nachdem man ihn als Kleinkind ausgesetzt hatte (weshalb er seine Eltern als junger Mann nicht kannte), weil das Orakel von Delphi genau dieses Szenario vorausgesagt hatte.

Die Daddy Issues wiederum spiegeln den Ödipuskomplex aus Sicht des Mädchens, sie spielen auch überwiegend bei jungen Frauen eine Rolle. Sie sind aber etwas anders beschaffen, weil junge Frauen zwar oft in heftigem Clinch mit ihrer Mutter liegen, was für die Daddy Issues eine Rolle spielt, dabei aber Gewalt eine eher untergeordnete Rolle spielt – ganz einfach weil Frauen aufgrund ihres Hormongerüsts (des niedrigeren Testosteronspiegels) weniger zu Gewalt neigen als Männer. Die Daddy Issues der jungen Frauen aber entstehen genau wie der Ödipuskomplex des Mannes aus dem Begehren gegenüber dem gegengeschlechtlichen Elternteil (immer von heterosexuellen Menschen). Dieses Begehren ist mit Eifersucht des Mädchens gegenüber der Mutter verbunden (dementsprechend der Ödipuskomplex mit Eifersucht des Jungen gegenüber dem Vater).

Daddy Issues: Bezug zur griechischen Mythologie nach Carl Gustav Jung

So, wie Sigmund Freud den Ödipuskomplex aus der griechischen Sage des Ödipus ableitete, fand auch Carl Gustav Jung eine entsprechende griechische Sagengestalt, nämlich die Elektra. Er benannte daher den Vaterkomplex als Elektrakomplex. Elektras Vater wurde ermordet, was sie aus übergroßem Schmerz sehr blutrünstig rächte. Damit beschrieben die griechischen Sagenerzähler die überstarke Bindung des Mädchens gegenüber ihrem Vater, wobei die Feindseligkeit gegenüber der Mutter ebenfalls eine Rolle spielt.

Es ist allerdings festzuhalten, dass die griechischen Sagenwelten und die darauf aufsetzende Psychoanalyse von Freud, Jung und anderen Psychologen bestimmte Zustände überzeichnen, die nach moderneren Erkenntnissen nicht unveränderlich sind. Dies ist eine sehr wesentliche Erkenntnis. Die griechische Sagenwelt ging beispielsweise von einem feststehenden Schicksal aus, dem niemand entrinnen kann. Das zeigt sich unter anderem in der Ödipus-Sage: Die Eltern setzen ihr Baby aus, weil ihnen das Orakel weissagt, dass es einst den Vater erschlagen und die Mutter heiraten werde. Auch Ödipus erfährt als junger Mann von dieser Prophezeiung und will ihr entkommen, indem er sich vermeintlich von der Gegend seiner Geburt entfernt. Doch auf dem Weg trifft er seine Eltern, erkennt sie nicht, das Schicksal nimmt seinen Lauf. Im wirklichen Leben ist das nicht so: Unser Schicksal ist keineswegs vorherbestimmt, auch nicht durch die Prägung des Elternhauses, selbst wenn moderne Therapeuten diesen Aspekt sehr gern aufgreifen. Dahinter steckt nichts weiter als die Übergabe der Verantwortung für das eigene Handeln an die Eltern.

Jedermann kann aber die Verantwortung für sich selbst auch übernehmen, es gibt hierfür genügend erfolgreiche Beispiele. Dementsprechend sind weder junge Männer Sklaven ihres Ödipuskomplexes noch junge Frauen Sklavinnen der Daddy Issues. Sie haben die Wahl, mit diesen Bezügen zu leben oder nicht.

Wie zeigen sich Daddy Issues bei jungen Frauen?

Der berüchtigte Vaterkomplex kann zunächst dazu führen, dass sich junge Frauen sehr viel älteren Männern sexuell zuwenden, also Männern im Alter ihres Vaters. Dies kann mit einer Feindseligkeit gegenüber ihrer Mutter einhergehen, muss es aber nicht. Schon daran erkennen wir, dass die Sage von Elektra eigentlich ein unvollkommenes Vorbild für den Vaterkomplex ist. Auch das Verhältnis gegenüber dem Vater kann vollkommen gegensätzlich ausfallen:

  • Es gibt Frauen mit Daddy Issues, die zu ihrem eigenen Vater ein ganz besonders liebevolles und erotisch geprägtes Verhältnis pflegen.
  • Es gibt auch das genaue Gegenteil: Manche jungen Frauen mit Daddy Issues haben ein distanziertes, zerrüttetes Verhältnis zu ihrem Vater.

Der Komplex bringt noch weitere, sehr bemerkenswerte Phänomene hervor. So gibt es Frauen, die als Mädchen von ihrem Vater misshandelt wurden und später einen Partner wählen, der ihrem Vater äußerlich sehr stark ähnelt und möglichweise sehr ähnliche Interessen, den gleichen Beruf etc. hat, aber charakterlich das genaue Gegenteil des gewalttätigen Vaters darstellt, also sehr sanft und liebevoll ist. Wichtig anzumerken: Er tritt nicht nur sanft und liebevoll auf, weil er unweigerlich von der Vorgeschichte seiner Frau erfährt und ihr jede Andeutung von Aggression um jeden Preis ersparen will, nein: Er ist von Natur aus sanft und liebevoll.

Aggression gehört nicht zu seinem Repertoire. Aber er ist dem Vater seiner Frau auf faszinierende Weise ähnlich. Schließlich gibt es als noch kuriosere Konstellation den Partner, der das genaue Gegenteil des Vaters repräsentiert, auf welche Weise auch immer. Der Vater ist vielleicht groß und schlank mit vollem Haar, der Partner ist klein und dick mit Glatze. Der Vater ist Techniker, der Partner ist Künstler. Diese Frau hat ihre übergroße erotische Bindung zum Vater – ihre Daddy Issues – erkannt, schämt sich fürchterlich für ihre inzestuöse Neigung und kaschiert sie mit einem Partner, der das Gegenteil ihres Vaters ist. Sie kann aus dem sehr starken Motiv, ihre Inzestneigung zu verschleiern, diesen Partner sogar ernsthaft lieben.

Symptome für Daddy Issues

  • Frauen mit Daddy Issues benötigen von ihrem Partner stets die ungeteilte Aufmerksamkeit.
  • Sie gieren sozusagen nach Liebe und hinterfragen sie ständig. Das basiert auf der ungestillten kindlichen Sehnsucht nach der Liebe des Vaters.
  • Sie wählen bevorzugt Partner, die dem Vater ähneln, in sehr seltenen Fällen auch das genaue Gegenteil (wie beschrieben).
  • Zumindest phasenweise und manchmal dauerhaft wählen Frauen mit ausgeprägten Daddy Issues sehr viel ältere Männer als Sexualpartner. Jüngere Männer sind für sie uninteressant.
  • Wenn der Vater gewalttätig war, ist es auch möglich, dass die Frau sich zu Machos hingezogen fühlt. Achtung: Der Umkehrschluss stimmt nicht! Nicht alle Frauen, die an einen Gewalttäter geraten, hatten einen gewalttätigen Vater!
  • Die Unsicherheit der Frauen in Beziehungsfragen führt zu häufigen Streitereien, die aus nichtigem Anlass ausbrechen.
  • Gern umschmeicheln diese Frauen ihren Mann und verwöhnen ihn mit sexuellen Gefälligkeiten und kleinen Geschenken, um sein Lob zu erhalten.

Wann sind Daddy Issues problematisch?

Zunächst grundsätzlich: Dass wir alle durch unsere Eltern geprägt werden, deren Gene wir ja in uns tragen, ist nicht von vornherein problematisch. Daddy Issues und ein Ödipuskomplex werden erst dann zum Problem, wenn die betreffenden Personen ihre Partner schlichtweg mit ihrem Verhalten überfordern. Diese Überforderung kann sich in der ständigen Gier nach Aufmerksamkeit und in utopischen Erwartungen äußern. Unsere Partner können kindliche, sehr prägende Erfahrungen nicht heilen, das ist nicht der Zweck einer Partnerschaft. Sie können auch nicht den geliebten Vater (oder für Männer die geliebte Mutter) ersetzen. Wenn sich diese Probleme in einer Beziehung ergeben, kann eine Verhaltenstherapie effektiv helfen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert