Ein Bärendienst ist eine vermeintlich hilfreiche Leistung, die jemand einem anderen aus gutem Willen erbringen möchte, die sich dann aber als eher hinderlich bis schädlich erweist. Die Formulierung „einen Bärendienst erweisen“ ist eine sprichwörtliche Wendung, die sich in Osteuropa ebenso wie in Nord- und Mitteleuropa schon im Mittelalter entwickelt haben dürfte. Größere Verbreitung erlangte die Redewendung vermutlich durch eine Fabel des französischen Dichters Jean de La Fontaine.
„Bärendienst“: Wortherkunft, Ursprung
Bären sind anders als Pferde oder gar Kühe, die nur noch selten als Wildtiere vorkommen und seit Jahrhunderten durch Menschen domestiziert und gezüchtet werden. Zwar gab es früher Bären in Zirukussen, aber abgesehen von Unterhaltungszwecken ist die Zähmung und Haltung als Nutztier beim Bären nie gelungen. Der Bär ist sehr gefährlich für den Menschen und greift diesen auch als Feind an. Außerdem sind weder Milch noch Fleisch des Bären für den Menschen nutzbar.
Offenbar hat sich der Bär auch für die meisten Tätigkeiten, bei denen die Menschen auf die Stärke von Tieren zurückgegriffen haben, als untauglich erwiesen. Wollte man einen Bären vor einen Pflug spannen, so konnte man damit rechnen, dass nicht nur das Feld, sondern auch der Pflug zerstört würde. Während Pferde oder Ochsen als Nutztiere ihre Aufgaben erfüllten, richtete der Bär nur Schaden an. Daher bedeutet der „Bärendienst“ keine Hilfe, sondern im Gegenteil Schaden.
Der Bär, der nur helfen wollte, bei Jean de la Fontaine
Auch in Märchen und Fabeln ist der Bär in der Regel als schädliches Tier dargestellt. Eine für den sprichwörtlichen Bärendienst besonders relevante Fabel ist die 1678 erstmals veröffentlichte Geschichte „Der Bär und der Gartenfreund“ (im französischen Original „L’ours et l’amateur des jardins“). Die Tragik dieser gereimten Erzählung liegt darin, dass der Bär hier eigentlich als freundlich und hilfsbereit dargestellt ist – und am Ende trotzdem großen Schaden anrichtet.
Der Gartenfreund ist ein alter Mann, der in Einsamkeit einen alten Garten pflegt. Ebenfalls auf der Suche nach Gesellschaft schließt sich der Bär dem Mann an. Sie leben so eine Weile in gewisser Vertrautheit zusammen und gehen ihren Arbeiten nach – der Gartenfreund pflegt den Garten, der Bär geht im Wald jagen. Eines Tages schläft der Mann in der Mittagspause in seinem Garten seelenruhig, als der Bär eine nervige Fliege auf dem Gesicht des Mannes entdeckt.
Weil der Bär dem Mann einen Gefallen tun will, nimmt er einen Stein, um die Fliege zu verjagen. Doch durch den Steinwurf erschlägt er den alten Mann. Die Diskrepanz zwischen gewünschtem Nutzen und fatalen Folgen des Bärendienstes ist in der Fabel auf ein Extrem überspitzt. Im sprichwörtlichen Gebrauch ist ein Bärendienst oft auch eine weniger drastische Sache.
Verschlimmbessern – zeitgenössische Beispiele für Bärendienste
Heute wird die stehende Wendung „jemandem einen Bärendienst erweisen“ im übertragenen Sinne meistens zur Beschreibung einer nicht erwünschten und potentiell oder tatsächlich kontraproduktiven Hilfsbereitschaft verwendet. Es kann beispielsweise ein Bärendienst sein, wenn man trotz mangelnder Kompetenzen Hilfe bei Reparaturarbeiten anbietet und nach der scheinbaren Reparatur das Gerät noch schlechter funktioniert als zu vor – oder gar nicht mehr.
Auch ein Umzugshelfer, der sich aufdrängt, beim Tragen des Klaviers im Treppenhaus auch mit anzupacken und letztlich durch seine Ungeschicktheit dem Musikinstrument bleibende Macken oder Schäden zufügt, erweist dem Wohnort wechselnden Pianisten einen Bärendienst. Eine allzu engagierte Hilfe bei den Hausaufgabe durch Eltern gilt ebenfalls als Bärendienst. Denn wenn Eltern die Hausaufgaben erledigen, haben die dadurch unterstützten Schülerinnen und Schüler zwar tadellose Hausaufgaben, aber einen geringeren Lerneffekt durch die fehldene eigene Leistung.
Eine durch Eltern schlicht falsch bearbeitete oder korrigierte Hausaufgabe ist natürlich ein Bärendienst. Ein anderes Wort für Bärendienst in diesem Sinn ist auch „Verschlimmbessern„.
Bärendienst in Sport und Politik
Neben den alltäglichen Verwendungen dürfte die Redewendung vor allem in geschäftlichen oder politischen Kontexten gebraucht werden – und besonders gerne in journalistischen Beschreibungen dieser Bereiche. So wird die politische Unterstützung eines Kandidaten durch einen anderen Politiker der selben Partei zu einem Bärendienst, wenn die unterstützende Person in Skandale verwickelt wird und damit auch dem Ansehen des eigentlich unterstützten Parteifreundes schadet. Aufgrund der Häufigkeit derartiger Phänomene sind in der Politik dem Bärendienst verwandte Sprichworte wie „Freund, Feind, Parteifreund“ oder „Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr“ weit verbreitet.
In der Sportberichterstattung ist der Bärendienst eine beliebte Umschreibung für Fehler im Mannschaftssport, die aus Übermotivation entstehen und dem Team schaden – etwa gelbe, gelb-rote oder rote Karten aufgrund hohen Einsatzes im Fußball, bei denen das Risiko falsch eingeschätzt wurde. Zwar kann der Spieler im Fußball durch ein taktisches Foul der Mannschaft einen Sieg sichern, eine Sperre im nächsten Spiel könnte allerdings die Punkteausbeute stärker gefährden als den Gegner laufen zu lassen.
Die mit dem Bärendienst eigentlich verbundene, ursprünglich gute Absicht, wird zunehmend beim Gebrauch der sprichwörtlichen Redewendung vernachlässigt. Ein Bärendienst ist zunehmend nur noch schlicht und einfach ein Schaden, der nicht beabsichtigt wurde. So gilt eine rote Karte im Fußball für Sportjournalisten quasi immer als „Bärendienst für die Mannschaft“ – unabhängig davon, wie sie entstanden ist.