Der Schiedsrichter hebt eine ausgestreckte Hand nach oben, der Assistent hält die Fahne in die Luft und der vierte Offizielle zeigt die Nachspielzeit an: Die verschiedenen Handzeichen eines Schiedsrichters können mitunter ziemlich kompliziert wirken. Das gilt besonders für Neulinge, aber auch erfahrene Kommentatoren deuten die Zeichen immer wieder falsch. Grund genug, um den Zeichen einen eigenen Artikel zu widmen und etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Abseits: Fahne oben und ausgestreckte Hand
Was abseits ist, musste wohl jeder Fußballfan bereits erklären. Was weniger Leute wissen, ist hingegen, dass es nicht nur ein einziges Zeichen gibt, mit dem Schiedsrichter die „verbotene Zone“ anzeigen. Kennen dürfte jeder die erhobene Fahne des Linienrichters. Diese ist sowohl für die Spieler auf dem Feld als auch für die Zuschauer das eindeutige Signal, dass sich der Stürmer gerade im Abseits befindet. Der Schiedsrichter reagiert auf die erhobene Fahne, unterbricht das Spiel durch einen Pfiff und hebt die Hand nach oben. So weit, so logisch, aber dennoch gibt es noch mehr über den Vorgang zu wissen.
Dem ein oder anderen dürfte schon einmal aufgefallen sein, dass die Fahne des Linienrichters entweder gerade nach vorne, weiter nach oben oder auf den Boden zeigt. Das ist zwar nur ein kleines Detail, aber wichtig für die Feststellung der genauen Abseitsstellung. So wird damit angezeigt, ob sich der Angreifer direkt vor dem Linienrichter, in der Mitte des Spielfelds oder entfernt von ihm im Abseits bewegte. Was zunächst irrelevant klingt, kann durchaus von Bedeutung werden, wenn mehrere Spieler gleichzeitig strafbar im Abseits stehen. Oftmals verwechseln Kommentatoren diese Zeichen und nehmen fälschlicherweise eine Abseitsstellung an, obwohl diese eigentlich ganz woanders stattfand.
Eine weitere oftmals missverstandene Geste: Der Linienrichter hebt die Fahne und macht mit seiner Hand eine schwingende Bewegung weg vom Tor und hin zur Mittellinie. In diesem Fall wird angezeigt, dass sich der Spieler bei Ballabgabe im Abseits befand, die Annahme allerdings vor den Verteidigern erfolgte. Der Sinn davon ist, allen Beteiligten klarzumachen, dass der Stürmer „aus dem Abseits kommt“. Speziell ohne die Verfügbarkeit einer Fernsehkamera mitsamt Wiederholungen erleichtert diese Geste das Verständnis für die Entscheidung des Schiedsrichters.
Indirekten Freistoß und gefährliches Spiel nicht mit Abseits verwechseln
Eine ausgestreckte Hand des Schiedsrichters zeigt übrigens nicht immer nur Abseits an. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein universelles Zeichen, mit dem indirekte Freistöße kommuniziert werden. Indirekte Freistöße nach Abseits sind zwar die am häufigsten im Spiel vorkommenden Spielfortsetzungen, aber nicht die einzigen. Bekannt sind sie auch im Zusammenhang mit der Rückpassregel, bei der ein Torhüter einen Rückpass mit dem Fuß seines Mitspielers in die Hand nimmt.
Prominente Anwendung fand die Regel im Meisterschaftsrennen der Bundesliga 2001, als der FC Bayern davon profitierte und doch noch Deutscher Meister wurde. Zugegeben: Dass die ausgestreckte Hand des Schiedsrichters in erster Linie mit Abseits in Verbindung gebracht wird, ist logisch. Die Schiedsrichter-Entscheidung in einem Spiel können natürlich deine Bundesliga Wetten entscheidend beeinflussen.
Öfter als beim Rückpass sehen Fußballfans die Hand noch bei gefährlichem Spiel. Hier ist ebenfalls ein indirekter Freistoß die richtige Spielfortsetzung. Wichtig ist die Tatsache, dass ein Ball dann niemals direkt den Weg ins Tor finden darf. In der Vergangenheit gab es immer wieder Fälle, in denen das nicht beachtet wurde und das Tor folglich keine Anerkennung fand. Für Torhüter und Verteidiger ist das Zeichen wichtig, da sie so wissen, wann sie zum Ball gehen sollten und wann sie sich dezent zurückhalten können.
Vorteil! – der nach vorne gestreckte Arm
Ein Stürmer rennt auf das gegnerische Tor zu und wird vom Verteidiger gefoult: Eine solche Situation kommt in jedem Spiel vor. Nicht immer, aber manchmal kommt ein anderer Spieler des angreifenden Teams angerannt und nimmt den Ball mit, wodurch sich trotz des Fouls ein Vorteil ergibt. Hier sind die Schiedsrichter gefordert, da sie grundsätzlich zwei Möglichkeiten haben. Entweder sie pfeifen das Foul ab, da sie den Vorteil als nicht groß genug einschätzen oder sie lassen den Vorteil laufen. Letzteres wird durch einen nach vorne ausgestreckten Arm in Begleitung eines laut und deutlich vernehmbaren „Vorteil“-Rufs angezeigt.
Früher war es sogar Pflicht, dass der Schiedsrichter beide Arme nach vorne streckt. Aus Gründen der Einfachheit wurde dies allerdings geändert, weshalb mittlerweile fast immer nur ein Arm zu sehen ist. Vorteile gibt es nicht nur bei Fouls, sondern generell, wenn eine Unterbrechung des Spiels nicht nötig ist und ein Pfiff den Spielfluss stören würde. So kann auch nach eigentlichen Abseitsentscheidungen auf Vorteil entschieden werden, was der Schiedsrichter ebenfalls mit dieser Geste mitteilt.
Eine Vorteilsentscheidung nach einem Foulspiel hebt die mögliche Strafe für den Übeltäter nicht auf. Eine Gelbe oder sogar Rote Karte kann der Schiedsrichter auch im Anschluss noch verteilen, was wiederum keine Pflicht darstellt. In der Praxis hebt ein Tor eine Rote Karte wegen Notbremse oft auf, welche dann nur noch mit einer Gelben Karte geahndet wird.
Die „Wechselgeste“: Wenn der Ball ruhen muss
Anders als beispielsweise beim Feldhockey muss im Fußball der Ball nach einem Foulspiel ruhen, das heißt, er darf nicht sofort weitergespielt werden. Daher kommt die Bezeichnung der Standardsituation zustande, die Freistöße, Elfmeter oder Einwürfe bezeichnet. Manchmal hat es die angreifende Mannschaft trotzdem eilig und möchte das Spiel nach einem Pfiff direkt fortsetzen.
Oftmals geht das allerdings zu schnell, weshalb der Schiedsrichter eingreifen muss. Das zugehörige Zeichen ist dann die „Wechselgeste“, mit der die Notwendigkeit eines ruhenden Balles angezeigt wird. Selbiges Zeichen kommt natürlich auch bei einem tatsächlichen Spielerwechsel zum Einsatz.
Der virtuelle Monitor
Die jüngste Ergänzung bei den Schiedsrichtergesten ergab sich durch die Einführung des Videobeweises. Dabei zeichnet der Schiedsrichter einen Bildschirm in die Luft, was für Zuschauer das unmissverständliche Zeichen einer Überprüfung darstellt. Meist geht daraufhin ein Raunen durchs Stadion, da eine auf dem Feld getroffene Entscheidung nachträglich revidiert werden könnte.
Nachdem sich der Schiedsrichter die fragliche Aktion selbst am Monitor angeschaut hat, kehrt er manchmal aber auch mit einer abwinkenden Geste zurück, mit der er die ursprüngliche Entscheidung bestätigt. Beim Schauen der nächsten Spiele besteht nun Klarheit darüber, was ein Schiedsrichter eigentlich gerade anzeigt und warum die Gesten in der Regel eindeutig sind.