Die Farbe der Operationswäsche änderte sich ungefähr am Anfang des 20. Jahrhunderts zu Grün. Hierfür gab es gleich mehrere gute Gründe, die sich bis in die heutige Zeit hineinziehen. Insbesondere ist grüne OP-Kleidung verträglicher für die Augen. Da ein OP-Saal sehr gut ausgeleuchtet ist, würde helle beziehungsweise weiße Kleidung die Augen blenden. Eine schnellere Ermüdung kann eintreten. Die Farbe Grün oder Blau hingegen absorbiert das Licht und ist daher blendfrei. Deshalb werden auch die Tücher, mit denen die Patienten bedeckt werden, überwiegend in Blau und Grün gehalten.
Warum, wozu ist OP-Kleidung blau oder grün? Erklärung
Ein weiteres Kriterium, weshalb OP-Kleidung grün oder blau ist, nennt sich „Nachbild-Effekt“. Diesen Effekt hat schon fast jeder von uns einmal erlebt. Wer längere Zeit auf ein farbiges Objekt schaut und anschließend auf eine weiße Fläche, der sieht das sogenannte Nachbild dieses Objekts in seinen Komplementärfarben. Die Komplementärfarbe von Rot (Operationswunden) ist Grün. Aus diesem Grund kann mit grünen Laken oder grüner OP-Kleidung kein Nachbild-Effekt entstehen.
Doch grüne OP-Kleidung hat noch viele andere Vorteile. Zum einen ist es die beruhigende Wirkung der Farbe Grün, die sich dann positiv auf den Patienten auswirkt und zum anderen können in manchen Kliniken anhand der Farbe der Kleidung auch die unterschiedlichen Bereiche festgestellt werden.
Mit der grünen Farbe von OP-Kleidung sollen Patienten beruhigt und ihnen die Angst vor einer Operation genommen werden. Zudem soll sich die farbliche OP-Kleidung deutlich von der normalen Krankenhauskleidung unterscheiden. Damit kann sichergestellt werden, dass die Kleidung auch ordnungsgemäß gereinigt werden kann, sofern sie nicht in der Müllverbrennungsanlage landet. Mit den unterschiedlichen Farben können die Wäscheströme besser auseinandergehalten werden. Sämtliche Textilien, die in einem OP zum Einsatz kommen, benötigen nämlich eine Sonderbehandlung, um wieder steril zu werden.
Viele Kliniken besitzen einen eigenen Farbcode
Einige Krankenhäuser legen Wert darauf, dass jede Abteilung ihren eigenen Farbcode trägt. Deshalb ist es gang und gäbe, dass in der Chirurgie auf Blau gesetzt wird, Anästhesisten Grün und die Bediensteten auf der Intensivstation Gelb tragen. In einigen anderen Fällen kann die unterschiedliche Farbe auch ein Indiz auf das Infektionspotenzial des Eingriffs sein. In manchen Krankenhäusern wird von Ärzten grüne Kleidung getragen, die sich mit infiziertem Gewebe beschäftigen. Andere Kliniken wiederum setzen darauf, dass sämtliches Personal (Ärzte, Assistenten, Krankenpfleger etc.) eine Einheitsfarbe tragen. Dies soll die Zusammenarbeit und den Teamgeist fördern, damit gemeinsame Aufgaben besser gelöst werden können.
Der weitverbreitete Irrglaube, dass auf farbiger Kleidung die Blutflecken nicht so sehr herausstechen als auf heller Kleidung, ist also widerlegt. Schlüssig war diese Annahme noch nie, denn wer in einem OP arbeitet, sollte partout keine Scheu vor Blut haben. Egal, ob auf weißem, grünem oder blauem Hintergrund. Überdies sehen die meisten Patienten von der Kleidung im OP-Saal sowieso so gut wie nichts. Zudem wird kein Arzt blutverschmiert den OP-Saal verlassen und sich so unter die anderen Patienten in der Klinik mischen.
Statussymbol „Weißer Kittel“
Im Trend ist ohnehin zu beobachten, dass immer mehr Ärzte auf das berühmte Statussymbol des weißen Kittels verzichten. Sie möchten somit ihren Patienten näher sein. Sie möchten nicht der Halbgott in Weiß, sondern eher der nette Ratgeber von nebenan sein. Diese Entwicklung war zunächst bei Psychologen und Kinderärzten zu beobachten. Doch mittlerweile ist die ganz normale Kleidung auch in verschiedenen normalen Arztpraxen angekommen. Einige tragen immer noch etwas kürzere Kittel, weil sie vielleicht nicht auf die besonders praktischen Taschen verzichten möchten, andere wiederum tragen nur schlichte Polohemden.
In einigen größeren Gemeinschaftspraxen wird explizit auf spezielle Polohemden gesetzt, die eine „Corporate Identity“ mit einheitlichen Farben schaffen soll. Manchmal wird zudem das Logo auf die Polohemden gestickt oder die genaue Berufsbezeichnung von Laborant bis Arzthelferin. Ein weiterer Grund, weshalb einige Arztpraxen auf Polohemden setzen, ist jener, dass die heutigen Waschmaschinen ganz andere Funktionen bieten als noch vor 100 Jahren. Mittlerweile ist es problemlos möglich und auch allseits beliebt, lieber ein frisch gewaschenes Polohemd anzuziehen als einen weißen Kittel, der unter Umständen auch noch zusätzlich gebügelt werden muss.