Dass ein Baby geschaukelt werden möchte, ist ein natürlicher und tief verankerter menschlicher Instinkt. Nicht nur beim Baby selbst, sondern auch bei den Eltern. Denn sobald sie ihr Kind hochnehmen, wird es unbewusst mehr oder weniger geschaukelt. Damit sollen wichtige Grundbedürfnisse des Kindes gestillt werden: Nähe und Sicherheit in einer wohligen, ruhigen Atmosphäre.
Schaukeln als Beruhigungsmittel fürs Baby
Babys lieben Bewegung! Diese vermitteln Ihnen ein Gefühl der Sicherheit, da sie mit ihnen an die Zeit in Mamas Bauch erinnert werden. Dort wurden sie ebenfalls bei jeder Bewegung sanft geschaukelt und waren stets wohlbehütet vor äußeren Einflüssen. Deshalb verbinden sie diese Art der Bewegung auch außerhalb des Mutterleibs mit Nähe und Sicherheit.
Wenn ein Baby zur Welt kommt, wird es innerhalb kürzester Zeit aus seiner wohlbehüteten Höhle gerissen und muss mit den zahlreichen lauten Einflüssen der Welt zurechtkommen. Diese machen den Babys in den ersten Monaten sehr viel Angst und aufgrund der Entwicklungsphasen, lernen Babys auch immer neue Dinge dazu, die sie ebenfalls zunächst ängstigen können. Dabei nimmt ihr Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit nicht etwa ab, sondern wird sogar noch gesteigert.
Das Tragen des Kindes auf dem Arm sowie das sanfte Schaukeln in Wiege und Kinderwagen vermitteln eben diese Nähe und Sicherheit und wirken enorm beruhigend auf das Kind. Dadurch kann es sogar leichter in den Schlaf finden, weshalb das Wiegen des Babys hier oft Anwendung findet. Gerade am Anfang sind die Schlafphasen des Kindes noch sehr kurz und nicht sonderlich tief. Sobald also der Kinderwagen still steht oder das Baby abgelegt wird, wachen sie häufig auf und protestieren. Das Kind möchte also am liebsten nonstop geschaukelt werden.
Prägung des Instinkts: Babys schaukeln gerne
Warum das Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit bei Babys so stark ausgeprägt ist, hängt mit der menschlichen Entwicklung zusammen. Säuglinge sind hilflose Wesen, die ohne die Hilfe eines Erwachsenen nicht überleben könnten. So müssen sie gefüttert und umsorgt werden. Doch während Babys schlafen, könnten sie ja eigentlich einfach abgelegt werden und alleine bleiben. Dass dies nicht so einfach funktioniert, wird allen frisch gebackenen Eltern bereits wenige Stunden nach der Geburt klar. Babys fordern immer wieder lautstark die Nähe ihrer Eltern ein. Sobald sie getragen, gefüttert oder anderweitig umsorgt werden, sind sie wieder ruhig.
Dies hat einen ganz einfachen Grund: Unsere Vorfahren in der Steinzeit lebten in einer sehr gefährlichen Zeit, in der sie in der Nahrungskette nicht unbedingt an erster Stelle standen. Immer wieder drohten Angriffe von wilden Tieren und die Menschen konnten nur in der geschützten Gemeinschaft überleben. Ein hilfloses Baby war bei Tierangriffen natürlich die leichteste Beute. Würde es in diesem Fall unbeaufsichtigt abgelegt werden, wären seine Überlebenschancen schwindend gering.
Zudem ist Schreien bis heute das einzige Kommunikationsmittel von Säuglingen, mit denen sie auf sich aufmerksam machen. Dies lockte natürlich nicht nur die Mutter an, sondern auch wilde Tiere auf der Nahrungssuche. Damit sie gar nicht erst richtig mit Schreien anfangen konnten, waren sie immer in unmittelbarer Nähe der Mutter, bevorzugt am Bauch oder auf dem Rücken getragen. Dort waren sie stets in Sicherheit und die Mutter konnte sofort reagieren, falls das Baby zum Beispiel Hunger hatte. Selbst in der Nacht lag ein Säugling eng bei Mama und konnte dort auch von der Wärme profitieren. Bei den Naturvölkern in Afrika erfolgt der Umgang mit Babys noch heute so. Viel zu groß ist die Gefahr von Angriffen wilder Tiere oder die Kälte in der Nacht.
Da die Säuglinge unserer Vorfahren von Geburt an immer getragen wurden, hat sich das Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit tief im Inneren eingebrannt. Aber auch bei uns Erwachsenen! Bis heute schrillen bei einem schreienden Säugling unsere Alarmglocken und unser Instinkt lässt uns sofort handeln. Wir nehmen ihn hoch, füttern ihn, wickeln ihn oder wiegen ihn eben zur Beruhigung nur etwas hin und her. Und das alles vollkommen instinktiv.
Positive Auswirkung auf die Gesundheit: Schaukeln
Das sanfte Schaukeln ist sogar sehr wichtig für eine gesunde Entwicklung! Denn durch die Erfüllung der Grundbedürfnisse, können Babys wohlbehütet zu stärken Persönlichkeiten heranwachsen. Zudem fördert das sanfte Schaukeln die motorische Entwicklung des Kindes. Während der Bewegung wird das sogenannte Vestibularorgan im inneren Ohr angeregt und der Gleichgewichtssinn positiv beeinflusst. Durch die ständigen Reize kann dieser sich optimal entwickeln und ermöglicht dem Körper eine einwandfreie Funktion. Dieser Entwicklungsschritt läuft irgendwann in das Drehen auf Bauch und Rücken über.
Auch in der späteren Entwicklung fällt auf, dass Kinder Schaukel- und Drehbewegungen lieben. Denn auch hier sind sie für die weitere motorische Entwicklung und die Prägung des Gleichgewichtssinns wichtig. Ob die Schaukel auf dem Spielplatz oder die wilde Fahrt in einem Karussell. Kinder zieht es instinktiv zu dieser Art der Bewegung hin. Und das beruhigende Gefühl beim sanften hin und her wiegen wird so tief verankert, dass es selbst im Erwachsenenalter noch hilft. Deshalb liegt der Mensch auch gerne in einer Hängematte oder genießt den Abend in einem gemütlichen Schaukelstuhl.
Negative Auswirkungen auf die Gesundheit
Natürlich sollte ein Kind nur sanft geschaukelt werden! Ruckartige Bewegungen oder gar Schütteln sind hier absolut tabu! Denn schon etwas zu viel Bewegung kann Schäden am Gehirn verursachen und im schlimmsten Fall sogar zum Säuglingstod führen. Zum Beruhigen eines Kindes reichen immer leichte Bewegungen aus. Genau diese sind dann auch förderlich für die Entwicklung.
Die bekannte Fliegerposition auf Mamas und Papas Arm ist hier nur eine von vielen Möglichkeiten. Manche Babys genießen auch die Nähe in einem Tragetuch oder in einer anderen Tragehilfe. Fast alle Babys beruhigen sich bei einem Spaziergang im Kinderwagen und die meisten Babys lieben aus diesem Grund auch Autofahrten. Aber auch eine Wiege oder Wippe in der Wohnung können hier Wunder bewirken.