Für den gegenwärtig rasanten Anstieg der Energiepreise sind eine ganze Reihe von Ursachen verantwortlich. Ein ganz wesentlicher Faktor ist, dass die weltweite wirtschaftliche Erholung zu einer erhöhten Nachfrage nach Energie führt, die durch das gegenwärtige Angebot jedoch bei weitem nicht gedeckt werden kann. Es ist jedoch zum Teil umstritten, was im Einzelnen die Gründe für das knappe Angebot sind. Während manche Ursachen des knappen Angebotes nachvollziehbar sind, gibt es im Übrigen teils nicht belegte Spekulationen.
Energiepreise 2021: Das Wetter beeinflusst die Energieproduktion
Das Angebot an Energie wird zum einen durch lokale Ereignisse beeinträchtigt. So sorgt ein verregneter Sommer in dem einen Teil der Welt für eine geringere Produktion erneuerbarer Energie aus Sonnenkollektoren. In anderen Ländern dagegen gibt es Dürren, die wiederum Auswirkungen auf die Menge des durch Wasserkraft produzierten Stroms haben – dies ist etwa in Brasilien der Fall gewesen.
Höhere Preise in Asien
Die Knappheit wurde zusätzlich dadurch angeheizt, dass zwar der Bedarf im Zuge der wirtschaftlichen Erholung stetig stieg, aber die Energielieferungen wie etwa bei verflüssigtem Gas nicht nach Europa gingen, sondern aufgrund der dort erzielbaren höheren Preise nach Asien.
Leere Speicher und hohe Wartungskosten
Da zusätzlich nach einem strengen Winter in weiten Teilen der Welt die eingelagerten Reserven stark angegriffen sind, sorgt dies zusammen mit der geringeren Produktion für eine Angebotsverknappung, die direkt auf die Energiepreise durchschlägt.
Neben den nicht gefüllten Gasspeichern tragen auch die Instandhaltung und Wartung der Infrastruktur als weitere Kostenfaktoren zu den steigenden Preisen bei.
Energiewende als Preistreiber
Zusätzlich zu diesen marktnahen Effekten wirkt sich auch aus, dass die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe eingeführt wurde und sich in den Energiepreisen niederschlägt. Sinn der Abgabe ist es, Unternehmen und Verbraucher für die Klimaschädlichkeit fossiler Brennstoffe zu sensibilisieren. So soll ein Umstieg auf klimafreundlichere Technologien oder zumindest eine Verringerung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe angestoßen werden. Der CO2-Preis pro ausgestoßene Tonne Kohlendioxid liegt bei im Jahr 2021 bei 25 Euro und wird sich bis 2025 auf 55 Euro je Tonne erhöhen. Im Jahr 2026 soll sich die Abgabe zwischen 55 Euro und höchstens 65 Euro bewegen. Diese zusätzliche Abgabe an die öffentliche Hand hat dafür gesorgt, dass die auf dem Energiepreis lastenden Steuern und Abgaben um rund ein Viertel gestiegen sind und auch in den nächsten Jahren steigen werden.
Russland als Verursacher vermutet
Gestritten wird über den Anteil politischer Einflussnahme an der Preisentwicklung. Kritiker werfen etwa Russland eine künstliche Verknappung der Gaslieferungen vor, um den Druck zu erhöhen, die neue Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 schneller in Betrieb zu nehmen. Die neue Gas-Pipeline ist zwar fertiggestellt, für die Inbetriebnahme fehlen derzeit aber noch die nötigen Genehmigungen.
Belege für die vermutete künstliche Verknappung gibt es allerdings nicht, und auch die russische Seite widerspricht dieser Darstellung vehement. Russland seinerseits verweist auf einen erhöhten Inlands-Bedarf, der größere Liefermengen erschweren würde.
Auch der Zusammenschluss erdölexportierender Länder Opec steht in der Kritik. Zwar wurde beschlossen, die Ölfördermengen um 400.000 Barrel täglich zu erhöhen, die Opec ist damit jedoch weit hinter den Hoffnungen zurückgeblieben. So verbleibt die Ölfördermenge auf einem Niveau, das zu gering ist, um für eine Entspannung auf dem Markt zu sorgen und damit den Preisdruck zu verringern.