Eigentlich gilt langes und gesundes Haar als Inbegriff von Schönheit. Auch spiegeln die Haarlänge und die Beschaffenheit der natürlichen Mähne oft den Gesundheitszustand einer Person wider.
Wie entstand der „Langhaarige Bombenleger?“ Geschichte, Erklärung
Bis auf die Barbaren war langes Haar in seiner Geschichte meist positiv besetzt. Seine modische Wiederkehr verdankte die lange Haarpracht allerdings der Hippie-Bewegung der 1960er-Jahre. Dabei war diese zunächst friedlich. Schließlich demonstrierten die Hippies gegen Krieg und warben für ein friedliches Miteinander, setzten sich für Toleranz und freie Liebe ein. Eigentlich sind es gerade die Baumstreichler und Ökos, welche ihr Haupthaar ganz natürlich lang tragen, die sich gesund ernähren und den alternativen Lebensstil pflegen, der niemandem wehtut. Warum sagt man also „Bombenleger“?
Anfangs war nicht jeder mit den neuen Sichtweisen einverstanden. Gesellschaftliche Werte und Traditionen hatten sich in eine bestimmte Richtung entwickelt, welche jedoch auch diskriminierend, einschränkend und für Freidenker wenig nachvollziehbar waren. Wer nun versuchte, die Gesellschaft mit neuen Prinzipien umzukrempeln, sorgte unweigerlich auch für Unfrieden und Unruhen. Unbequeme Wahrheiten auszusprechen und nachteilige, unfaire Bedingungen ändern zu wollen, sorgt notgedrungen für ein Beben in der Gesellschaft. Wer an alte Werte glaubte, wollte die neuen Ideen oft nicht hören. So wurde auch zu Mitteln der Gewalt gegriffen, um sich Gehör zu verschaffen und letzten Endes doch etwas zu bewegen.
„Langhaariger Bombenleger“: Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung
Der „Bombenleger“ findet seinen Ursprung im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne.
Wahrscheinlich ist vor allem die linksextremistische terroristische Organisation RAF ausschlaggebend für die Bezeichnung „Bombenleger“. Aus der einstigen Protestbewegung heraus entwickelte sich ein militanter Teil, der seinen Idealen und politischen Auffassungen folgend mehrere Anschläge, Geiselnahmen, Morde, Attentate und Überfälle verübte. Hier ist also von echten Bomben die Rede.
Im übertragenen Sinne war jedoch auch der gemeine Protestler und Revoluzzer der 60er-Jahre ein Brandstifter und Bombenleger. Wer die eingefahrenen Grundzüge der Gesellschaft infrage stellt und seine Mitmenschen aufzurütteln versucht, gilt besonders unter den Traditionalisten als Querdenker, Nestbeschmutzer und Unruhestifter. Er zerstört, was Jahrzehnte lang der Norm entsprach und wortlos akzeptiert wurde. Ein Bombenleger im geistigen Sinne kann also auch jemand sein, der Denkverbote und Tabus kritisiert und alternatives Gedankengut propagiert. Das „langhaarig“ gesellt sich dazu, da man die allgemeinen Umbrüche in der Gesellschaft mit den oft langhaarigen Hippies und Gammlern in Verbindung brachte.
Im aktuellen Kontext gehören auch die Whistleblower zu den Bombenlegern, da sie „Informationsbomben“ platzen lassen. Nur sind lange Haare für Aufruhr und Protest heute keine Notwendigkeit und zwingende Begleiterscheinung mehr.
Bedeutung der langen Haare bzw. Langhaarigkeit
Was genau als lang angesehen wird, variiert von Kultur zu Kultur. Sogar innerhalb einer Kultur oder Gesellschaft gibt es große Definitionsunterschiede. Nicht immer bedeutet lang, dass die Haarpracht über die Schulter hinabreichen muss. Selbst die Haare auf den Pilzköpfen der Beatles galten damals bereits als „lang“.
Das Haar ist seit jeher von großer Bedeutung für die menschliche Selbstdarstellung. Deswegen wird gerne das Urteil über jemanden über dessen Haare gefällt. Leicht zu verändernd, nachwachsend und einfach zu gestalten, so kann man mit der Frisur schnell seinen Überzeugungen oder seiner gesellschaftlichen Stellung Ausdruck verleihen. Wer früher kurz geschorenes Haar hatte, gehörte zur Dienerschaft an oder zählte zu den Untergebenen. Langes Haar dagegen kennzeichnete eine Sonderrolle.
Die Haarlänge wird gerne als Provokation genutzt, beispielsweise wenn die Haarpracht des Mannes länger ausfällt, als es im gesellschaftlichen Kontext aktuell gerade üblich ist. Bei Frauen ist es eher das Gegenteil. Kurzes Haar provozierte in der Vergangenheit gesellschaftskritisch und ist auch heute noch Zeichen von Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein.
Die Haarlänge im Wandel der Zeit: Geschichte, Historie
Im Alten Testament finden die Nasiräer Erwähnung, welche durch ihr ungeschnittenes Haar ihre Bindung zu Gott demonstrierten. Auch eine Geringschätzung von Glattrasuren und Kahlköpfigkeit ist in der Bibel präsent. Differenziert wird jedoch an mancher Stelle zwischen den Geschlechtern. So sei es eine Ehre für die Frau, langes Haar zu tragen, jedoch eine Unehre für den Mann.
In der Antike trugen viele Helden ihre Haare lang. Ungeschnittenes Haar war ein Symbol für Freiheit. Unter Kriegern galt es als Zeichen des Adels. Während bei Frauen durchgehend das lange Haar eine zentrale Rolle spielte, variierte es bei Männern immer wieder. So trugen Athleten, Gelehrte und auch Soldaten aus praktischen Gründen ihr Haar kurz. Im Römischen Reich sah man langhaarige Männer als Barbaren an. Die langen Haare waren damit negativ besetzt.
Auch die alten Germanen und Kelten bevorzugten ihr Haar lang. Es wurde gepflegt und kunstvoll geflochten.
Lange Zeit galten lange Haare als Ausdruck von Freiheit, Adel und höherem Stand. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts verloren sie bei Männern ihre Beliebtheit. Langes Haar galt nicht mehr als modisch.
In der Weimarer Republik wurde längeres Haar wieder modern, es wurde mit Pomade nach hinten gekämmt. In der Wehrmacht war ein geschorener Kopf sogar verboten, dort trug man einen Undercut mit längerem Oberkopfhaar.
In den 1960er-Jahren wurde langes Haar schließlich zum Protestsymbol. Besonders bei Männern wurde die lange Haarmähne zum gegenkulturellen und politischen Statement. Die lange Mähne wurde zum Bestandteil subkultureller Bewegungen, alternativer Kulturen und Lebensentwürfen.
Die hartnäckige Weigerung, sich die Haare schneiden zu lassen, war Teil des vorherrschenden Generationenkonflikts und Anlass für Schulverweise und weitere Sanktionen.
In den 70er-Jahren blieb der Trend zum langen Haar bestehen. Die Beliebtheit der Reggae-Musik brachte das Interesse an Dreadlocks und der Philosophie der Rastafari-Bewegung mit sich. In den 1980er-Jahren sorgte der Glamrock für wilde, auftoupierte Mähnen bei Männern und Frauen. Exzentrische Frisuren nahmen ihre altertümliche Bedeutung wieder auf. Wer eine Metal-Mähne trug, war nicht gewöhnlich, er zeichnete sich als etwas Besonderes aus. Er war ein Rockstar oder fühlte sich zumindest als solcher.