Warum sagt man „Eselsbrücke“? Woher kommt der Ausdruck? Wortherkunft, Erklärung

Warum sagt man Eselsbrücke, Woher kommt der Ausdruck, Wortherkunft, Erklärung


In der Schule hören Kinder oft, dass sie sich mit einer Eselsbrücke die neuen Vokabeln einprägen sollen. Erwachsene merken sich auch oft mit der Eselsbrücke wichtige Begriffe oder bedeutsame Abläufe in der Firma. Doch woher kommt eigentlich der Begriff Eselsbrücke und was genau wird darunter verstanden?

Woher kommt der Begriff der „Eselsbrücke“? Wortherkunft, Erklärung

Das Sprichwort hat nichts mit der angeblichen Dummheit von Eseln zu tun. Die Nutztiere sind nämlich alles andere als dumm. Sie haben ein gutes Gedächtnis, sind lernfähig und sehr sensibel. Eine Eselsbrücke ist also keine Merkhilfe für „Dumme“. Das Sprichwort hat eine andere Herkunft:

Früher waren Esel beliebte Lastentiere und haben über weite Strecken hinweg das Gepäck ihrer Besitzerinnen oder Besitzer getragen. Hin und wieder kam es dann vor, dass die Esel einen Fluss oder Bach überqueren mussten. Für die Esel war dies jedoch ein großes Problem. Nicht etwa, weil der Esel so stur ist, wie man oft denkt, oder weil er nicht schwimmen kann. Esel können nicht erkennen, wie tief ein Wasser ist, weil sie sich in der Oberfläche spiegeln. Das erhöht ihre Vorsicht. Es war also ein großes Problem, einen Esel über einen Fluss zu bekommen. Daher wurden immer wieder kleine Brücken gebaut, damit die Lastentiere das Wasser leicht überqueren konnten.

Dieser Weg war zwar umständlicher, als die Tiere direkt durch den Fluss zu führen, im Endeffekt sparte man aber eine Menge Zeit und konnte die Brücke in Zukunft schnell und leicht passieren.

Daher passt der Begriff der Eselsbrücke auch perfekt für die Vereinfachung von Lerninhalten. Es mag zunächst umständlich erscheinen, sich für die Vokabeln oder wesentlichen Inhalte immer einen Merksatz oder eine Verknüpfung zu überlegen. Mit der Zeit wird sich die Mühe aber definitiv auszahlen. Das Gelernte wird viel langanhaltender verinnerlicht, kann leichter abgerufen werden und das Lernen macht im Allgemeinen auch mehr Spaß.

Was ist eine Eselsbrücke?

Eine Eselsbrücke ist im Wesentlichen eine Gedächtnisstütze. Sie hilft, Inhalte besser zu verinnerlichen und abrufen zu können.
Eselsbrücken werden aus zwei Gründen benötigt.

Zum einen hat das Arbeitsgedächtnis nur eine geringe Speicherkapazität. Man geht von etwa sieben Einheiten aus. Das bedeutet, dass man sich nur etwa sieben einzelne Zahlen merken kann, wenn man sie nur kurz gesehen hat. Oftmals ist es aber notwendig, Inhalte von größerer Menge auswendig zu lernen oder zu erinnern. Dann hilft es, die sieben kleinen Einheiten in sogenannte Chunks zu packen. Das sind dann sozusagen größere Pakete, die die kleineren Einheiten umfassen. Ein Beispiel: Wer sich die Reihenfolge der Himmelsrichtungen merken möchte, kann statt Norden, Osten, Süden, Westen die einfache Eselsbrücke „Nie ohne Seife waschen“ lernen. Die Anfangsbuchstaben stehen dann für die jeweilige Himmelsrichtung. So wurde aus vier kleinen Einheiten plus der richtigen Reihenfolge ein einfacher Satz, für den nur eine geringfügige Arbeitsspeicherkapazität verbraucht wird.

Zum Anderen sind Eselsbrücken sinnvoll, weil sie Verknüpfungen zu bereits bestehenden Nervenverbindungen im Gehirn schaffen. Sie knüpfen an bereits Bekanntes an, stärken somit die Bahnen im Gehirn und ermöglichen, dass man Inhalte leichter abrufen und auswendig lernen kann.

Es gilt, je kreativer, lustiger und einfacher eine Eselsbrücke ist, desto besser wird das Gelernte behalten. Eselsbrücken sind also wahre Superhelden, wenn es um das Lernen geht.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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