Der Begriff Eisheilige bezieht sich auf die letzte Periode im Frühjahr, in der es nach dem Bauernkalender Nachtfrost geben kann. Die Tage zwischen dem 11. und 15. Mai sind gleichzeitig Gedenktage mehrerer Heiliger.
Die Bauernregel bezieht sich auf den julianischen Kalender, der das Jahr aus astronomischer Sicht nicht ganz exakt abbildete. Deshalb wurde er im 16. Jahrhundert vom gregorianischen Kalender abgelöst. Schriebe man den julianischen Kalender fort, gibt es heute 13 Tage Differenz zur gregorianischen Zeitrechnung. Somit sind die letzten Fröste eigentlich 13 Tage nach den Gedenktagen der Heiligen zu erwarten, also Ende Mai.
Warum heißen die Eisheiligen „Eisheilige“? Bedeutung, Wortherkunft, Erklärung
Die Eisheiligen zählen zu den Wetterheiligen. Dies sind christliche Heilige, die mit bestimmten Witterungserscheinungen in Zusammenhang gebracht werden. Sie wurden angerufen, um ein vorteilhaftes Wetter für die Ernte zu erbitten. Die heutige Theologie distanziert sich jedoch von der Vorstellung, dass Heilige das Wetter beeinflussen könnten.
Der erste Eisheilige ist Mamertus, dessen Gedenktag am 11. Mai nur in Norddeutschland zur Periode mit den letzten Nachtfrösten gezählt wird. Er entstammte einer reichen gallorömischen Familie und wurde im Jahr 461 Erzbischof von Vienne im heutigen Südfrankreich. Der Überlieferung nach soll Mamertus durch ein Gebet eine Feuersbrunst gestoppt haben und so die Stadt vor dem Inferno geschützt haben. Der Bischof starb 477 in Vienne. Er ist Schutzpatron der Hirten und wird bei Dürre angerufen.
Pankratius war ein römischer Märtyrer, der um 290 geboren wurde. Er stammte aus Phrygien, einer Region in Kleinasien, und starb noch sehr jung im Jahr 304 in Rom. Seine Eltern waren wohlhabend, starben aber früh. Pankratius kam zu seinem Onkel nach Rom. Dort wurde er unter der Herrschaft von Kaiser Diokletian wegen seines christlichen Glaubens enthauptet. Sein Gedenktag ist der 12. Mai. Er ist der erste Eisheilige in Süddeutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz.
Der dritte Eisheilige ist Servatius von Tongeren, der vermutlich aus Armenien stammt. Er wird in der katholischen Kirche am 13. Mai verehrt und beispielsweise bei Frostschäden angerufen. Die Forschung kann den Heiligen nicht ganz zweifelsfrei einer Person zuordnen. Einer Schrift von Gregor von Tours zufolge könnte Servatius der erste Bischof im belgischen Tongeren gewesen sein. Der Legende nach soll der Bischof nach Rom gereist sein, wo ihm Petrus vor einem Hunneneinfall gewarnt haben soll. Servatius warnte daraufhin die Bürger von Tongeren und verlegte den Bischofssitz von Tongeren nach Maastricht. Dort starb er wahrscheinlich am 13. Mai 384. Laut Gregor von Tours lebte Servatius aber erst rund hundert Jahre später. Dies erscheint nachvollziehbar, weil die Hunnen erst 451 im heutigen Belgien einfielen. Die Verlegung des Bischofssitzes erfolgte tatsächlich erst Ende des siebten Jahrhunderts. Forscher glauben heute, dass es zwei Persönlichkeiten gab, auf welche die Heiligenlegende zurückgeht. Eine von ihnen liegt übrigens im Maastrichter Dom. Die Stadt war deshalb im Mittelalter ein wichtiger Wallfahrtsort.
Der 14. Mai ist der Tag des Bonifatius, der ein römischer altkirchlicher Märtyrer war. Bonifatius wurde wahrscheinlich in Rom geboren und bekannte sich ursprünglich nicht zum christlichen Glauben. Rom entsandte ihn ins heute türkische Tarsus, um Reliquien christlicher Märtyrer zu finden. Er erlebte dort die schreckliche Verfolgung der Christen und war von deren Unbeugsamkeit sehr beeindruckt. Bonifatius ließ sich taufen und bekannte sich fortan zum christlichen Glauben. Er wurde durch siedendes Pech hingerichtet und später an der Via Latina beigesetzt.
Die „kalte“ Sophia regiert den 15. Mai, der Gedenktag der frühchristlichen Märtyrerin Sophia von Rom ist. Sie kam um 304 während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian ums Leben. Die Heiligenlegende vermischt sich mit der heiligen Sophia von Mailand. Sie lebte schon deutlich früher. Als Witwe eines wohlhabenden Mannes verteilte sie den Reichtum an die Armen und ging nach Rom. Dort wurde sie unter Kaiser Hadrian 130 nach Christus enthauptet. Die Heilige wird gegen späte Fröste und für das Gedeihen der Feldfrüchte angerufen.
Klimatische Gesichtspunkte und die Eisheiligen
Die Eisheiligen stellen eine Singularität in der Witterung dar. Darunter verstehen Meteorologen mit hoher Wahrscheinlichkeit auftretende Wetterphänomene, welche deutlich von einer glatt verlaufenden Wetterlage abweichen.
Anfang Mai ist es in Zentraleuropa normalerweise recht warm. Im weiteren Verlauf unterbrechen immer wieder Witterungsereignisse diese Phase mit hohen Temperaturen. Dies geschieht, wenn kalte Polarluft in unsere Breiten zieht. Besonders bei klarem Himmel bildet sich dann häufig Bodenfrost. Deshalb besagt eine Bauernregel, die Aussaat erst nach der „Kalten Sophie“ zu beginnen.
Mit Blick auf die Klimastatistik lässt sich eine häufig wiederkehrende Bodenfrostperiode zu den Eisheiligen nicht bestätigen. Allerdings wurde im schweizerischen Payerne gemessen, dass es im Mai häufig Tage mit Bodenfrost gibt. Jedes zweite Jahr kann man dieses Phänomen mehr als zwei Tage lang beobachten. Dass die Bauernregel nicht ganz exakt eintritt, kann viele Ursachen haben. Neben der Verschiebung durch die Einführung des gregorianischen Kalenders könnte die Klimaentwicklung eine Rolle spielen. So könnte die Bauernregel zu den Einheiligen im Mittelalter entstanden sein, als es in Mitteleuropa eine Kälteperiode gab.
Bauernregeln und Eisheilige
Die Bauernregeln beschreiben meist in Reimform wiederkehrende Wetterphänomene, welche die Landwirtschaft beeinflussen. Dabei haben die Regeln oft wissenschaftliche Hintergründe, die bereits Aristoteles zu ergründen versuchte.
Im Laufe der Jahrhunderte setzte sich die These durch, dass Bauernregeln selten eintreffen. Erst als in der Zeit der Aufklärung (17. und 18. Jahrhundert) meteorologische Erscheinungen lokal betrachtet wurden, rückten auch die Bauernregeln wieder in den Blick der Wissenschaft.
Dieser regionale Bezug ist bei den Eisheiligen gut zu sehen. Während die Periode in Norddeutschland bereits am 11. Mai beginnt, startet sie nach dem Bauernkalender in Süddeutschland erst am 12. Mai. Die Nachtfröste ziehen also vom noch eisigen Meer ins Landesinnere und erreichen den Süden erst am nächsten Tag.
Ende des 20. Jahrhunderts begannen Meteorologen die Richtigkeit der Bauernregeln statistisch zu untersuchen. Später wurde auch die Verschiebung der Tage durch die Einführung des gregorianischen Kalender berücksichtigt. Danach stellten die Wetterforscher fest, dass die Bauernregeln erstaunlich oft zutreffen, wenn man den regionalen Bezug beachtet.