Warum greift die Nato in den russischen Angriff auf die Ukraine nicht ein? Erklärung

Warum greift die Nato in den russischen Angriff auf die Ukraine nicht ein, Erklärung


Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stellt eine Zeitenwende dar. Zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 tobt ein brutaler Krieg auf europäischem Boden. Die militärische Großmacht Russland hat es bereits 2014 auf seinen westlichen Nachbarn abgesehen. Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim sorgte international für Entsetzen und sollte rückblickend erst den Beginn der russischen Invasion darstellen.

NATO als starker und verlässlicher Partner

Die NATO – ‚North Atlantic Treaty Organization‘ – ist das größte Verteidigungsbündnis der Welt. Die 30 Mitgliedsstaaten des 1949 gegründeten Bündnisses bestehen neben der Großmacht USA und Kanada aus vielen kleineren europäischen Mitgliedsstaaten, die mit ihrem Zusammenschluss das erklärte Ziel verfolgen, im Falle eines Angriffs auf eines dieser Mitgliedsstaaten gemeinsam darauf zu reagieren. Der Schutz des eigenen Territoriums gilt als unantastbar und unverhandelbar. Ein Angriff auf einen der Bündnisparter ist gleichzusetzen mit einem Angriff auf alle anderen. Die NATO gewährleistet den Schutz ihrer Partner und verfolgt darüber hinaus das Ziel politischer Sicherheit und Stabilität. Gegenwärtig kann das Bündnis auf rund 3,4 Millionen aktive Soldaten sowie 1,3 Millionen Reservisten zurückgreifen, was es zum stärksten Verteidigungsbündnis der Welt macht.

Ukraine und der russische Angriff: NATO zum Zuschauen gezwungen

Ungeachtet ihrer Übermacht, sind der NATO im Ukraine-Krieg gewissermaßen die Hände gebunden. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die Ukraine ist kein NATO-Mitglied (Sie ist nur Nato-Partner) und damit im Kampf gegen ihren schier übermächtigen Aggressor aus Russland auf sich allein gestellt, denn ein Eingreifen der NATO in den Krieg würde den Beginn des 3. Weltkriegs bedeuten. Die russische Regierung ist sich dieser Tatsache bewusst und hat ‚lediglich‘ die Truppen der Ukraine zu fürchten. Diese allerdings erweisen sich als äußerst tapfer und kämpfen um jeden Zentimeter ihres wertvollen Territoriums. Eine derart große Gegenwehr haben die Mächtigen aus Moskau offenbar nicht für möglich gehalten. Die stolzen ukrainischen Streitkräfte erhalten zudem tatkräftige Unterstützung in Form von Waffenlieferungen aus zahlreichen Ländern aus der EU. Aufgrund dieser passiver Maßnahmen umgeht die NATO eine aktive militärische Auseinandersetzung mit Russland. Jedoch sind auch die Waffenlieferungen ein politisches Reizthema, denn sie werden von Moskau als Provokation aufgefasst und gießen zusätzlich Öl ins Feuer. Neben umfassender Wirtschaftssanktionen gegen das russische Regime, die innerhalb der EU fast einstimmig erfolgten, herrscht in puncto Waffenlieferung mehr Skepsis. Nicht alle Staaten (Ungarn lehnt Waffenlieferungen über ihr Staatsgebiet ab) möchten demnach indirekt in den Krieg involviert werden.

Ukraine: NATO ist sich ihrer Verantwortung bewusst

Die Funktionäre der NATO wissen, was die Stunde geschlagen hat. Sie reagieren mit Besonnenheit, aber größter Alarmbereitschaft auf die Aggressionen von russischer Seite. Die derzeitige Situation in der Ukraine ist und bleibt brandgefährlich. Ein Übergreifen des Kriegs auf Polen oder die baltischen Staaten würde die NATO zwangsläufig zum Handeln zwingen. Ein globaler Flächenbrand scheint derzeit (noch) unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Es scheint, als könnte ein Funken – eine fehlgeleitete Rakete, Missverständnis oder der Einsatz geächteter Waffen – ausreichen, um die Eskalation in der Ukraine zu einem Weltkrieg zu erweitern. Das Potenzial dafür besitzt der Krieg allemal. Insbesondere die Vereinigten Staaten besitzen Abschreckungspotenzial auf den Kreml. Die USA sind hinter Russland die zweitgrößte Nuklearmacht und konkurrieren mit der Russischen Föderation und China um die Weltmacht. Immer wieder ist von NATO-Seite zu hören, man werde sich militärisch nicht in den Krieg einmischen und man wolle diese Strategie beibehalten, auch wenn die Ukraine dadurch ihrem Feind fast schutzlos ausgeliefert ist. Das Risiko einer globalen Katastrophe erscheint zu groß.

Europa schwach, aber vereint

Die militärische Stärke Europas ist nicht ausreichend, um sich einem Angriff Russlands entgegenzustellen, zu sehr wurden die europäischen Streitkräfte heruntergewirtschaftet. Die russische Führung nutzte die Gunst der Stunde und überfiel seinen Nachbarn in der Nacht zum 24. Februar auf Anorndung von Russland-Präsident Vladimir Putin. Das militärisch schwächelnde Europa zeigt sich dennoch ungewohnt entschlossen und vereint. An einem Strang ziehend werden politische und wirtschaftliche Maßnahmen gefällt, als wäre die europäische Einigkeit selbstverständlich.

NATO und Europa zeigen Flagge

Eine nie dagewesene Welle der Solidarität auf den Straßen Europas ist die Folge des russischen Angriffskriegs. Zehntausende demonstrieren seit Beginn der Invasion täglich gegen Russland-Autokrat Putin. Die Ukraine ist fester Bestandteil Europas. Wohin die Reise für das osteuropäische Land und insbesondere für ihre Einwohner nun geht, ist völlig unklar. Fest steht: Es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis die Kollateralschäden beseitigt sein werden. Noch gravierender: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint noch nicht einmal das Schlimmste überstanden zu sein. Der Krieg in der Ukraine ist nicht beendet. Wann er endet, weiß nur einer – der Kriegsherr selbt.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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