Die ehemalige Stadt Königsberg und das umliegende Gebiet bilden heute als Folge der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges einen Teil Russlands. 1283 von den Rittern des Deutschen Ordens gegründet, war die Stadt ab 1340 Mitglied der Hanse und ab 1457 Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Als Bestandteil des Herzogtums Preußen entwickelte sich Königsberg zum Verwaltungssitz und geistiger Mittelpunkt und war bis 1945 Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges eroberte die Rote Armee Königsberg im April 1945.
Warum gehört Königsberg Russland? Erklärung, Geschichte
Bereits im Jahr 1943 trafen sich der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt, der sowjetische Staatschef Joseph Stalin und der englische Premierminister Winston Churchill während der Konferenz von Teheran, um über die Neuordnung Deutschlands nach Ende des Krieges zu beraten. Dort einigten sich die Alliierten, dass der zukünftige Frieden unter anderem durch eine Verkleinerung des deutschen Staatsgebietes zu sichern sei. Konkret bedeutete dies, dass der nördliche Teil Ostpreußens mit Königsberg künftig zum Gebiet der Sowjet-Union gehören sollte.
Die russischen Ansprüche auf den Nordteil Ostpreußens wurden im Sommer 1945 auf der Konferenz von Potsdam anerkannt. Durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung sollte künftige Konflikte mit deutschen Minderheiten vermieden werden. Formal steht das Gebiet um Königsberg zunächst unter sowjetischer Verwaltung, da eine abschließende Festlegung der Grenzen einem zukünftigen Friedensvertrag vorbehalten blieb.
Kaliningrad nach Ende des Zweiten Weltkrieges
Auf Initiative Stalins erfolgte – mit Ausnahme des Memellandes – keine Angliederung des Gebietes an das besetzte Litauen. Vielmehr wurde der nördliche Teil Ostpreußens am 07.04.1946 offiziell Teil der russischen Sowjet-Union. Dies führte dazu, dass Kaliningrad nach dem Zerfall des Staatenbundes im Jahr 1991 ein Bestandteil Russlands blieb.
Seit 04.07.1946 trägt Königsberg den Namen Kaliningrad. Der Name erinnert an den verstorbenen sowjetischen Politiker Michail Iwanowitsch Kalinin. Bis 1948 wurde die überlebende deutsche Zivilbevölkerung in die sowjetische Besatzungszone abgeschoben. Das gesamte nördliche Ostpreußen, nun ein militärisches Sperrgebiet, erhielt die Bezeichnung Oblast Kaliningrad und es erfolgte eine neue Besiedlung durch ehemalige Bewohner der Sowjet-Union.
Steht der nördliche Teil Ostpreußens völkerrechtlich weiterhin unter sowjetischer Verwaltung, so regelt der Moskauer Vertrag vom 12.08.1970 den Verzicht von Ansprüchen seitens der Bundesrepublik Deutschland. Diese Aufgabe von Gebietsansprüchen wurde nach der Deutschen Wiedervereinigung im Rahmen des Zwei-plus-vier-Vertrages am 12.09.1990 nochmals bestätigt.
Bedeutung von Kaliningrad für Russland
Schon der russische Zar Peter der Große (1672-1725) erkannte die wirtschaftliche und militärische Bedeutung eines Zugangs zur Ostsee für sein Land. Mit Kaliningrad erhielt die Sowjet-Union Zugriff auf einen ganzjährig eisfreien Hafen an der Ostsee. Seit 1945 befindet sich hier der Sitz der baltischen Flotte.
Für Russland besaß Kaliningrad schon während des Kalten Krieges aufgrund seiner geografischen Lage eine besondere militärische Bedeutung. Darüber hinaus handelt es sich um einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Seit der Auflösung der Sowjet-Union im Jahr 1990 ist der Oblast Kaliningrad ein Teil Russlands – allerdings durch die neu entstandenen Staaten Litauen, Lettland und Weißrussland territorial getrennt.
Als militärischer Stützpunkt innerhalb des Nato-Gebietes besitzt Kaliningrad für Russland besondere Bedeutung. Infolge der Unabhängigkeit der baltischen Staaten befindet sich hier der einzige ganzjährig eisfreie Hafen an der Ostsee. Seit der Osterweiterung der Nato ist eine Verstärkung der militärischen Kräfte zu beobachten, die unter anderem atomwaffenfähige Raketen und ein eigenes Raketen-Abwehrsystem umfassen.