„Postangst“ bezeichnet die Angst, Briefe zu öffnen. Menschen, die unter Postangst leiden, öffnen neue Brief zunächst nicht, aus Angst, dass der Inhalt des Briefes sich negativ auf ihr Leben auswirken könnte. Dieser vermeintliche negative Inhalt können Drohungen, Forderungen oder Mahnungen sein.
Briefe von Authoritäten wie z.B. dem Arbeitgeber, der Polizei oder dem Finanzamt können besonders viel Angst auslösen. Aber auch Briefe von Anwälten oder Briefe auf denen „Mahnung“ stehen, können Angst auslösen.
Je länger Menschen, die unter Post leiden, warten einen Brief zu öffnen umso größer werden ihre Schuldgefühle. Diese empfinden sie teils als lähmend, so dass sie trotz Schuldgefühlen den Brief nicht öffnen. Die Schuldgefühle werden größer, je länger sie warten einen Brief zu öffnen, zu lesen und zu beantworten.
Was ist Postangst? Bedeutung, Definition, Erklärung
Als vermeintliche Strategie gegen Postangst verstecken Menschen, die unter Postangst leiden, die Briefe unter Papierstapeln oder in Schubladen. Ziel ist es, dass die Briefe aus ihren Augen verschwinden. („Aus den Augen aus dem Sinn.“)
Eine weitere – noch schlechtere – Stragtegie ist das Wegwerfen der Briefe. Hierbei entledigen sich Betroffene von Briefen ohne vorher in diese geschaut zu haben.
Die einzige Strategie um gegen die Postangst anzukommen, ist es die Postangst zu überwinden. Hier können Freunde oder Familie helfen, Briefe sortieren und diese gemeinsam öffnen.
Die Vermeidungsstrategien und das Vermeidungsverhalten sorgen dafür, dass Betroffene die Kontrolle verlieren und Probleme aufschieben oder verleugnen. Damit spielen sie zwar auf Zeit, aber die Zeit spielt gegen sie.
Wie kommt es zur Postangst?
Postangst entsteht durch Katastrophisieren. Man geht vom schlimmsten Fall aus.
Wer jetzt also einen Brief von einem Anwalt bekommt, geht davon aus, dass dort eine Abmahnung oder Klage enthalten ist. Wer einen Brief von der Polizei bekommt, denkt dass man jetzt festgenommen wird. Wer einen Brief vom Finanzamt bekommt, denkt, dass er jetzt zehntausende Euro Steuern nachzahlen muss. In einem Brief vom Arbeitgeber könnte ja die Kündigung enthalten sein.
Die Postangst als Ergebnis vom Katastrophisieren kann zwei Ursachen haben: Erfahrung und/oder Kindheitstraumata.
Wer die Erfahrung gemacht hat, dass in Briefen vom Finanzamt, der Polizei oder einer Authorität nur schlechtes drin steht, wird davon ausgehen, dass auch in künftigen Briefen nur schlechtes enthalten sein wird.
„Katastrophisieren“ ist eine Bewältigungsstrategie des Kleinkindes und Jugendlichen. Sie wird angewendet, wenn Elternteile unberechenbar sind und man immer wieder z.B. zufällige Wutausbrüche abbekommt. Das Vertrauen, dass es Zuhause sicher ist, wurde zerrüttet. Um sich auf dieses Verhalten eines Elternteils vorzubereiten, fängt man an die Strategie des schlimmsten Falls anzuwenden. Das Kind fragt sich also, was könnte ein Anlass dafür sein, dass ein Elternteil wütend wird und wie kann ich das vermeiden.
Hinweis: Der Autor ist kein Psychologe und kein Therapeut. Wer Hilfe braucht und will, sollte Spezialisten aufsuchen.
Welche Briefe und Absender lösen Postangst aus?
Insbesondere trifft die Postangst auf Briefe zu, die den Eindruck erwecken, eine Rechnung, einen Gebührenbescheid, eine Mahnung oder eine Amtsanweisung zu enthalten. Absender wie die GEZ, Anwälte, Verwaltungen, Krankenkassen oder Versicherungen können auch Postangst auslösen.
Betroffen von der Postangst sind meist überschuldete Menschen oder Personen, die mit Nachzahlungsforderungen oder anderen Forderungen rechnen. Diese wollen keine weiteren Mahnungen oder Rechungen mehr lesen.
Teils öffnen Betroffen auch Briefe von Freunden nicht. Dies geschieht aus Angst vor dem sozialen Druck zeitnah auf freundliche Briefe zu antworten oder sich über andere Wege zu bedanken.
Postangst ist keine anerkannte Krankheit.
Als lateinischen Begriff wird teils „Epistulaphobie“ verwendet. „Epistulaphobie“ bedeutet auf deutsch: Angst vor Briefen.
Auch: Briefangst, Briefkastenangst, Briefkasten-Phobie
Danke für den aufklärenden Bericht.