Oft stellt sich die Frage, was die Mehrzahl von „Bonus“ ist. Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, denn beide Pluralformen „Boni“ und „Bonusse“ sind möglich. Doch warum ist das so? Dafür muss die Wortherkunft von „Bonus“ angeschaut werden, um die Pluralbildung zu verstehen! (Genau das passiert in diesem Artikel.)
Plural von Bonus: Boni oder Bonusse!
„Bonus“ ist nach den Regeln der Grammatik ein Substantiv aus dem Lateinischen, welches auf -us endet, also männlich ist. Der Genitiv des Wortes würde in diesem Fall „des Bonusses“ lauten, wobei die „ses“ Endung meistens stumm verwendet wird, sodass „des Bonus“ die gebräuchliche Variante darstellt. Nach dieser Regel kann auf die typische -e-Endung bei männlichen Substantiven geschlossen werden. Aus grammatikalischen Gründen würde im Fall von „Bonus“ noch ein „s“ hinzugefügt werden, sodass der Plural „Bonusse“ lauten würde. Im deutschen Duden wird ebenfalls der Plural aus der Genitiv – Form abgeleitet, es wird aber auch „Boni“ als möglicher Plural aufgeführt.
Für die Bildung des Plural gibt es im menschlichen Gehirn zwei bestimmte Bereiche für die Sprachbildung. Der eine Bereich ist das Sprachzentrum. Aus den erlernten und normalerweise angewandten grammatischen Regeln der deutschen Sprache wird der Plural des Wortes „Bonus“ gebildet und lautet daher „Bonusse“. Das Gehirn weiß allerdings nicht, außer man hat Latein explizit gelernt, wie die lateinische Grammatik funktioniert und würde daher von sich aus nicht auf die Bildung des Wortes „Boni“ kommen. Die andere Bildung eines Pluralwortes erfolgt im menschlichen Verstand. Für den einen oder anderen klingt „Boni“ intuitiv besser oder das Wort wurde im Alltag bereits mehrfach aufgeschnappt und hat sich somit im Gehirn verankert. Man nennt das Bildung aus Unkenntnis oder aus Erfahrung. Bei der gegenteiligen Bildung aus Kenntnis ist man sich bewusst oder meint besser gesagt sich bewusst zu sein, dass das Wort aus dem Lateinischen stammt, wodurch die gelernten grammatikalischen Regeln in dieser Sprache angewandt werden und dadurch im Kopf das Wort „Boni“ entsteht. Allerdings würden diese Regeln tatsächlich nur gelten, wenn das Wort direkt aus dem Lateinischen zitiert wird.
Wortherkunft: Wo kommt „Bonus“ her?
Es ist wichtig, die Herkunft des Wortes zu klären, um anschließend die richtige Mehrheitsform von „Bonus“ bilden zu können. Fälschlicherweise geht man von einer eindeutigen lateinischen Herkunft aus. Im Lateinischen gibt es allerdings das Substantiv „Bonus“ gar nicht. Man könnte den Begriff maximal aus dem lateinischen Adjektiv „bonum“ ableiten. Hier wäre allerdings die Pluralform „bona“.
Was ist also der richtige Plural von „Bonus“? Boni oder Bonusse?
In der Regel benutzen viele Menschen die Mehrheitsform „Boni“, da es im Allgemeinen gebildeter klingt und eben von der lateinischen Herkunft des Wortes ausgegangen wird. Für andere klingt es einfach aus semantischer Sicht besser. Die im Endeffekt „richtige“ Bildung des Plurals hängt am ehesten von den persönlichen Präferenzen ab. Im Duden werden beide Formen als korrekt angegeben, aber die grammatikalisch eigentlich korrekte Form lautet tatsächlich „Bonusse“. Beide Varianten werden im Sprachgebrauch verwendet und im Allgemeinen hat es sich vor allen in der Konversation in gehobeneren kreisen eingebürgert, das Wort „Boni“ zu verwenden.
Zwar kommt Bonus über das Englische ins Deutsche, das Wort lässt sich aber auf das lateinische Adjektiv bonus (so im Maskulinum; im Femininum bona, im Neutrum bonum) zurückführen und die Aussprache entspricht gerade der von Latinismen ([ˈboːnʊs] statt [ˈbɔʊ̯nəs] – Antonym [ˈmaːlʊs]), sodass Bonuses (von englisch bonuses) als bildungssprachlicher Plural im Deutschen nicht zu erwarten ist und man auf die Idee kommen kann, für das Deutsche die lateinische Pluralform boni herzunehmen und das Ganze auf analoge Weise in einer anderen Bedeutung zu gebrauchen (nämlich für Bonuszahlungen statt gute Menschen). (Zum Vergleich: Das Wort dressman gibt es im Englischen nicht, dennoch soll Dressman englisch klingen, sodass wir als Pluralform Dressmen bilden.) Andererseits stellt sich die Frage, ob man hier überhaupt eine Übernahme eines substantivierten Adjektivs sehen will (wenn es darum ginge, hätte ja das Neutrum bonum herhalten können) oder vielmehr eine bloße Anlehnung an eine Grundform. Man vergleiche das mit Placebo, was von einer lateinischen Verbform (placebo ‘ich werde gefallen’) stammt statt eines Substantivs oder substantivierten Adjektivs – der Plural wird nach deutschem Schema mit Placebos gebildet, Placebimus (‘wir werden gefallen’) wäre keine sehr sinnvolle Analogie, denn auch wenn von mehreren Placebos die Rede ist, macht – um das Bild zu bemühen – immer noch jedes Placebo eine Aussage über sich selbst («ich»!). Oder nehmen wir Plus und Minus als Beispiele, hier wäre es in semantischer Hinsicht unpassend, die lateinischen Pluralformen plura und minora zu übernehmen. Im Bereich der Wirtschaft könnten Plus und Minus (im Rechtschreibduden sind als Pluralformen übrigens nur Plus und Minus verzeichnet – gleichlautend mit dem Singular) als Vorbilder für Bonus und Malus genommen werden. Damit haben wir ein Argument dafür, Bonus oder Bonusse als Pluralform von Bonus vorzuziehen, doch in Anbetracht der Verbreitung würde ich Boni nicht als falsch anstreichen.