Die Frage nach der Norm der Lust beschäftigt den Menschen seit jeher. Gesellschaftliche und religiöse Regeln gaben vor, wie oft wer mit wem zu schlafen hatte. Während der Beischlaf früher in erster Linie der Zeugung von Nachkommen galt, stehen in der Neuzeit die sexuelle Befriedigung und die Lust an erster Stelle und damit auch die natürlichen Fragen nach dem besten wie und nach dem wie oft. Hier herrscht nämlich viel Unsicherheit. Und wie siehst Du das Thema?
Faktoren, die die Lust beeinflussen
Eins ist klar: Je jünger wir sind, desto leidenschaftlicher sind wir. Das heißt aber nicht, dass die Lust im Alter abnehmen muss, es heißt nur, dass wir in jungen Jahren einfach noch aktiver sind. Wieviel Sex in einer Beziehung normal ist, das kann man nicht über einen Kamm scheren, denn das hängt von den Vorlieben der Partner ab und von vielen anderen Faktoren. Es gibt das Vorurteil, dass Männer immer können und wollen und Frauen nicht. Das stimmt so aber auch nicht, denn es gibt genügend anderslautende Berichte. Generell ist es wohl so, dass frisch Verliebte wesentlich häufiger „schnackseln“ als Menschen, die in langjährigen Beziehungen leben, und die stark von ihrem Alltag eingespannt sind. Apropos „schnackseln“: Es gibt sage und schreibe 36 verschiedene, die schönste Nebensache der Welt beschreibende Synonyme für Sex im deutschsprachigen Raum. Wenn das nicht zeigt, wie wichtig das Thema ist?
Grundsätzlich kann man sagen, dass sich eine Liebesbeziehung im Lauf der Zeit verändert. Aus wilder und leidenschaftlicher Lust wird Routine und die Alltagspflichten nehmen oft viel der von der verspielten Neugier auf den anderen. Daher wird es in der Regel mit der Zeit ruhiger, was aber nicht heißen muss, dass die Intensität der Gefühle auch abflaut. Die Liebe zueinander ist davon auch weitgehend unbeeinflusst, denn die Erotik und der Sex sind zwar sehr wichtig, in der Regel aber nicht die bestimmenden Faktoren in einer Beziehung. Wenn dr Begriff „normal“ in einer sexuell aktiven Liebesbeziehung fällt, so kann man sagen, dass dieser Begriff an dieser Stelle nichts zu suchen hat. Die Dynamik eines jeden einzelnen Menschen und die Dynamik innerhalb eines Paares lassen oft Handlungen und Fantasien zu, die von der Norm abweichen. Oder wie würde sich der Fakt, dass viele Menschen Spaß an S/M –Praktiken haben, mit ihrem ansonsten so angepassten Leben in Einklang bringen? Und die Idee, dass ein Mann mit Peitschenfetisch gewalttätig ist, ist auch definitiv falsch. Auch der Gang zum Erotikmarkt in Deiner Nähe heißt ja nicht, dass Du verklemmt oder enthemmt bist, nur weil Du in einem Erotikmarkt einkaufst. Man kann also sagen, dass das „Normale“ im Bereich vor Erotik und Sex so vielfältig ist, wie die vielen Begriffe es schon vermuten lassen. Wer hier Schranken anlegen möchte, wird dem Thema nicht gerecht.
Ähnliches gilt für die Häufigkeit des intimen Miteinanders, das auch viele Paare umtreibt mit der Frage: Wie oft ist eigentlich gut? Auch hier kommt es wieder auf so viele Faktoren an, die auch im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Auswirkungen haben. Wenn man von „normal“ spricht, dann könnte man sagen, dass in der Regel die Aktivitäten im heimischen Schlafzimmer weniger werden, wenn man lange zusammen ist, wobei die Ausnahmen die Regeln auch hier bestätigen. Ob nun aber gerade Flaute im Bett oder das Gegenteil angesagt ist, das bleibt eine schwer einzuordnende Sache. Es sind nämlich ausgesprochen viele Faktoren dafür ausschlaggebend, wie oft und wie intensiv wir ein Bedürfnis nach Sex haben. Hier spielen auch die Lebensumstände mit rein, die unser Sexualleben beeinflussen. Wer kennt es nicht, dass nach einem anstrengenden Arbeitstag der Sinn nach allem anderen steht als nach einer Runde Matratzensport?
Nichtsdestotrotz sollten Paare ihr Sexleben nicht aus den Augen verlieren. Es ist wichtig, sich von der Alltagsroutine nicht derartig in Beschlag nehmen zu lassen, dass man eines Tages erkennt, dass schon monatelang nichts mehr lief in der Beziehung, was unweigerlich zu Frust führt, wenn dies auffällt. Bevor es so weit kommt, kann man selber sehr gut aktiv werden und sein Sexleben wieder auffrischen. Experten messen der Fantasie und der Offenheit in einer Beziehung sehr viel Bedeutung bei. Das bedeutet, dass man den Mut hat, sich immer wieder neu zu begegnen, dass man sich Überraschungen ausdenkt für Abwechslung sorgt. Wichtig ist es Regeln zu brechen und Neues zu wagen- gemeinsam kann das unglaublich stimulierend sein. Daneben sollte ein vernünftiges Stressmanagement von beiden Partnern umgesetzt werden, denn Stress ist ein nachhaltiger Lustkiller.
Wem es an Ideen mangelt, wie man wieder das Feuer entfachen kann, dem stehen viele Ratgeber zur Verfügung, die das Thema ausführlich behandeln. Grundsätzlich gilt: Je verwegener die eigene Idee ist, desto vorsichtiger sollte der Partner darauf vorbereitet werden. Der zweite Rat zum Umsetzen einer neuen Idee ist es, dass Du nicht unbedingt dann den Partner oder die Partnerin mit einer erotischen Fantasie beglücken solltest, wenn der andere vollkommen erschöpft von der Arbeit kommt. Gut in Erinnerung bleibt hier eine Szene aus einem Film, als sich die Gattin nackt in durchsichtiges Geschenkpapier hüllt und in verführerischer Pose im Türrahmen steht und der werte Gatte völlig verdattert fragt, was sie da treibt.
Je nach Temperament und Interessenlage gibt es einige brauchbare und umsetzbare Tipps, die dem erotischen Miteinander ganz schon einheizen können. So ist zum Beispiel für manche Paare das gemeinsame Ansehen von Pornos sehr stimulierend, andere sind eher spirituell orientiert und finden Tantra die geeignete Lösung. Sportliche können sich dem indischen Kamasutra, einer Jahrtausendealten Liebeskunst annehmen. Der gemeinsame Besuch im Erotikshop kann auch sehr erfolgversprechend sein und für schöne Momente zu zweit zu Hause sorgen. Mutige finden in dem Besuch eines Swinger-Clubs ein ganz neues Betätigungsfeld oder sie probieren Sextechniken aus, die vorher tabu waren. Der Fantasie ist, wie gesagt, keine Grenze gesetzt und das ist ja auch das Schöne an langjährigen Beziehungen, die auf gegenseitigem Vertrauen basieren.
Um auf die Anfangsfrage zurück zu kommen, der Frage nach der normalen Häufigkeit von Sex in einer Beziehung, hier geben Sexualforscher eine Antwort: Untersuchungen ergeben statistisch die folgenden Angaben zur Häufigkeit von Sex nach Alter und Dauer der Beziehung:
- Zu Beginn der Beziehung: täglicher Sex
- Verliebte in einer Beziehung: zwei bis dreimal in der Woche
- Wenn die Beziehung länger als ein Jahr andauert: zwei bis viermal im Monat
- Langzeitbeziehung: 12 – 50 Mal pro Jahr
Wer hier nach Antworten nach dem „warum“ für das Abflauen der Leidenschaft sucht, wird kaum fündig, denn die Faktoren, die dazu führen, dass es nicht mehr so prickelt wie am Anfang sind sehr vielfältig. Sie fangen mit hormonellen Faktoren an und gehen bis hin zu ganz persönlichen Faktoren, die die Lebensumstände beeinflussen. Auf jeden Fall ist es wichtig, offen über Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen und in der Beziehung für ein vertrauensvolles Miteinander zu sorgen. Das wird besonders dann wichtig, wenn es darum geht, die Lust aneinander wieder zu steigern.