Wie, wo, wann, woran starb Napoleon? Erklärung, Geschichte

Wie, wo, wann, woran starb Napoleon, Erklärung, Geschichte


Der französische Kaiser und Feldherr Napoleon Bonaparte starb am 5. Mai 1821 auf der Insel St. Helena im Südatlantik. Die Schlacht bei Waterloo 1815 war Napoleons letzte große Schlacht. Da die Engländer siegreich aus ihr hervorgingen, schickten sie Napoleon auf die Insel St. Helena in die Verbannung. Hier verbrachte er seine letzten sechs Lebensjahre. Der Leichnam Napoleons wurde im Invalidendom in Paris beigesetzt.

Wie, wo, wann, woran starb Napoleon? Erklärung, Geschichte

Dass Napoleon an den Folgen eines Magenkarzinoms starb, wurde von seinem letzten Leibarzt Francesco Antommarchi diagnostiziert. Er obduzierte den französischen Kaiser und stellte eine Reihe von Krebsgeschwüren an der Magenwand fest.

Bei der Autopsie waren acht Ärzte anwesend, doch von Anfang an gab es Ungereimtheiten. Antommarchi sah zwar die Karzinome und ein verfettetes Herz, befand aber, dass die Todesursache das Klima auf St. Helena sei. Daraufhin kam es zu einem heftigen Streit unter den anwesenden Ärzten. (Quelle: das Standardwerk „Sankt Helena. Der Tod des Kaisers“ von Octave Aubry).

Der Historiker hat sich hierfür eingehend mit Augenzeugenberichten der Autopsie beschäftigt. Einen Zusammenhang zwischen dem Klima auf St. Helena und den Tod Napoleons herzustellen, hatte der Inselgouverneur bei Strafe verboten. Er befürchtete, dass die Engländer verantwortlich gemacht werden könnten.

Obwohl Antommarchi den englischen Autopsie-Bericht nicht unterschrieben hatte, gegen die meisten Forscher schon damals vor der Todesursache Krebs aus. Die war auch aufgrund der familiären Häufigkeit sehr wahrscheinlich. Zwei Schwestern Napoleons und sein Vater waren ebenfalls am Magenkrebs verstorben. Trotzdem gab es in der Vergangenheit immer wieder Zweifel am Krebstod Napoleons.

Die Gegner argumentieren, dass Magenkarzinome in der Regel mit starker Auszehrung einhergehen. Davon war bei Napoleon jedoch kaum etwas zu bemerken. In seinen letzten Lebensjahren hatte er stark zugenommen, so dass man ihn als fettleibig bezeichnen kann. Zeitzeugen sprachen von einer zeitgleichen Verweiblichung. Das lässt den Schluss auf eine endokrine Störung (Hormon- und Stoffwechselerkrankungen) zu. Erst 2021 (siehe unten) konnte die Magenkrebs-Diagnose untermauert und bewiesen werden, dass Napoleon innerhalb weniger Monate mehr als 10 kg Gewicht verloren hat.

Napoleons Tod

Menschen lieben dramatische Geschichten, deshalb hielt sich auch die Giftmordtheorie hartnäckig. Sollte ihm das Gift (vermutlich Arsen) schleichend verabreicht worden sein, dann passt diese Theorie zu seinem Übergewicht.

Außerdem soll Napoleon in seinen letzten Lebensjahren über Lichtempfindlichkeit und Schwerhörigkeit geklagt haben. Vergiftungen gehen häufig mit einer Schwächung der Sinnesorgane einher. Erst vor wenigen Jahren wurden Haare Napoleons noch einmal untersucht und das Ergebnis stützt die Arsen-Theorie. Man fand nicht nur auf der Haaroberfläche Spuren des Giftes, sondern auch im Inneren des Haares.

Sollte das zutreffen, kann Napoleon nur von seinen Wachleuten vergiftet worden sein. Gegen die Theorie spricht die Tatsache, dass Krankheiten vor 200 Jahren häufig mit giftigen Substanzen behandelt wurden. Man war sich der toxischen Wirkung dieser Stoffe nicht bewusst. Ein Beispiel hierfür ist Kalomel, das hochgiftiges Quecksilber enthält.

Von Napoleon ist bekannt, dass er dieses Mittel regelmäßig gegen die unterschiedlichsten Beschwerden einnahm. Eine Überdosis kann tödliche Folgen haben. Der Schweizer Arzt Théodor Turquet de Mayerne nahm Kalomel im 17. Jahrhundert in das allgemeingültige Arzneibuch auf. Fortan gehörte Kalomel in jeden Arztkoffer.

Napoleon: Starb er wegen seiner Tapete?

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Tapetentheorie. Auch hier war die angenommene Todesursache eine schleichende Vergiftung. Vor 200 Jahren waren Gifte im Alltag allgegenwärtig. Auch die grünen Tapeten (Schweinfurter Grün) in Napoleons Exil enthielte Arsen.

Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit befanden sich höchstwahrscheinlich viele Schimmelpilz-Sporen in der Raumluft, die mit dem Arsen chemisch reagierten. Demnach muss Napoleon ständig Gifte eingeatmet haben. Gegen die Theorie spricht, dass es aufgrund der Beliebtheit von Schweinfurter Grün deutlich mehr Todesfälle hätte geben müssen. Bekannt ist allerdings, dass damals viele Menschen über Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen klagten, man aber kein Zusammenhang zu Umweltgiften herstellen konnte, da man ihre toxische Wirkung gar nicht kannte.

Napoleon-Spezialist Lugli untermauert Krebs als Todesursache

Erst 2021 konnte der Pathologe Alessandro Lugli, der mehr als 1.000 Bücher über Napoleon besitzt und sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, Magenkrebs als Todesursache bestätigen. Seither ist seine Expertise international gefragt.

Obwohl Napoleons Leibarzt Antommarchi einen offiziellen Obduktionsbericht vorgelegt hatte, hielt sich die Vergiftungstheorie noch bis 2008. Die meisten Wissenschaftler gingen zwar von Anfang an von einer Krebserkrankung als Todesursache aus, doch es fehlte der richtige Beweis.

Lugli zweifelte die Vergiftungstheorie vor allem deshalb an, weil Napoleon extrem vorsichtig und darauf bedacht war, Vergiftungsszenarien aus dem Weg zu gehen. Wäre er vergiftet worden, dann nicht schleichend, sondern akut. Zum anderen war es damals üblich, Haare in Arsen zu konservieren, um sie als Andenken aufzubewahren (beispielsweise in einem Amulett). Es war also mehr als wahrscheinlich, dass man auch in Napoleons Haaren Arsen nachweisen konnte.

Anhand von BMI-Messungen (Body- Mass-Index) und Vergleichen mit Hosen Napoleons konnte Lugli beweisen, dass Napoleon in den letzten sechs Monaten seines Lebens 10-14 kg an Gewicht verloren haben muss. Er hatte kein Übergewicht mehr. Das wiederum bestätigt den Obduktionsbefund des Leibarztes: Napoleon muss am Magenkrebs verstorben sein.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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