Der Terminus „Soft Power“ geht auf den US-Politiker Joseph Nye zurück. Es ist der Antagonist zur sogenannten „Hard Power“. Unter Soft Power versteht man heutzutage eine Macht, die sich nicht auf Gewalt stützt, wie es bei der Hard Power der Fall ist. Mit Verhandlungsgeschick und einem taktischen Vorgehen soll sichergestellt werden, dass Staaten sich anpassen.
Joseph Nye hat den Begriff im Jahre 1990 zum ersten Mal verwendet, und zwar in seinem wissenschaftlichen Schriftwerk „Bound to lead: the changing nature of American power“. Vor allem in dieser Zeit war die Welt in Aufbruch. Der Kalte Krieg hielt die Welt in Atem. Die zwei Supermächte – USA und Sowjetunion – standen sich beim Wettrüsten gegenüber. Ein Krieg hätte für beide Parteien weitreichende Folgen. Mithilfe der Soft Power sollte verhindert werden, dass politischer Fortschritt durch eine militärische Intervention realisiert wird.
Anwendungsweise – Soft Power in der Weltpolitik
Es gibt eine breite Varietät an Möglichkeiten, Soft Power auszuüben. Letztlich handelt es sich um Anreize und soziale Fähigkeiten, die sich nicht auf Gewalt oder Druck stützen. Zum einen ist es möglich, wirtschaftliche Anreize zu schaffen, um Staaten zu einem Kurswechsel zu bewegen. Mit Wohlstand und wirtschaftlichem Wachstum können andere Regime zur Veränderung bzw. Anpassung bewegt werden.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich vorrangig der liberale Marktkapitalismus als effiziente Wirtschaftsform erwiesen. Auf der anderen Seite gibt es kulturelle Aspekte, die Teil der Soft Power sein können. Wichtige Werte, wie Freiheit, Selbstbestimmung und Individualität, bilden eine solide Verhandlungsbasis in der Politik. Damit einhergehend lassen sich in einem besonderen Maße autoritäre Staaten beeinflussen bzw. die Bevölkerung von diktatorischen Nationen.
Darüber hinaus gibt religiöse Elemente, die in die Soft Power einfließen können. Durch eine gemeinsame Werteansicht lassen sich neue, diplomatische Anknüpfungspunkte finden. Neben der gemeinsamen Werteansicht ist es möglich, verschiedene Standpunkte zu haben und gleichzeitig Toleranz zu üben. Mit Verständnis und Toleranz können verfeindete Kulturkreise in Dialog zueinander treten, um Konflikte friedvoll beiseitezulegen.
Aber auch technische Errungenschaften und wissenschaftliche Innovationen tragen dazu bei, dass Soft Power ausgeübt werden kann. Staaten oder Personen, die eine besondere Vorbildfunktion ausüben, sind in der Lage, politischen Einfluss zu nehmen. Zudem ist dieses Phänomen im Sport bekannt. Oftmals repräsentieren einzelne Sportler ganze Staaten. Besondere Leistungen, die erzielt werden, werden in Zusammenhang mit einer Nation gebracht. Dies wiederum kann sich positiv auf den politischen Einfluss auswirken.
Der Kampf mithilfe von Soft Power war in einem besonderen Maße in Zeiten des Kalten Krieges präsent. Ob Sport, Technik oder Kooperationspartnerschaften mit anderen Ländern, die USA und die ehemalige Sowjetunion haben sich in vielen Bereichen duelliert. Es war nicht nur ein Kampf um die militärische Überlegenheit. Auch die Soft Power war von essenzieller Bedeutung. Somit war es letztlich ein ideologischer Kampf.
Beide Nationen waren im Bestreben, die Menschen nicht nur mit Hard Power für sich zu gewinnen. Das westliche und östliche Wertesystem sollte mithilfe anderer Errungenschaften als das Beste beworben werden. Dies hatte zur Folge, dass sportliche Ereignisse politisiert wurden. Ein Sieg wurde nicht nur als sportlicher Sieg gedeutet. Es war ebenfalls ein ideologischer Sieg, obwohl es keinen direkten Bezug zu der realen Politik gab.
Historische Bedeutung von Soft Power
Soft Power blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. Die Effizienz steht der Hard Power in nichts nach, sofern die Soft Power richtig eingesetzt wird. Durch die Soft Power war es zahlreichen Persönlichkeiten möglich, durch Redegewandtheit oder Charisma Nationen für sich zu gewinnen. Es gibt viele Begebenheiten in der Geschichte, welche die Bedeutung der „weichen“ Macht untermalt haben.
In jüngster Geschichte war es Willy Brandt, der mit seinem neuen, politischen Ansatz die Politik gegenüber der verfeindeten Sowjetunion in neue Bahnen gelenkt hat. In einer Zeit des Wettrüstens hatte Willy Brandt einen neuen Grundsatz angewendet, der unter dem Motto „Wandel durch Handel“ stand. Die Idee dahinter war, dass Staaten, die Handel betreiben, sich nicht angreifen werden. Durch die wirtschaftlichen Vorteile für beide Parteien hatte Willy Brandt es geschafft, eine neue, politische Atmosphäre zu schaffen. Im Zuge dessen hat sich eine Entspannungspolitik etabliert. 1971 wurde Willy Brand mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Auch die Volksrepublik China hat die Soft Power für sich erkannt. Diesbezüglich hat sich China mit seiner Panda-Diplomatie einen Namen gemacht. Im Zuge dessen hat China als freundliche Geste anderen Ländern Pandas verschenkt. Dahinter steckt jedoch Kalkül, denn es geht um Soft Power. Unter anderem ist die Volksrepublik im Bestreben, Taiwan in die chinesische Nation einzugliedern. 2005 wollte China Taiwan zwei Pandabären schenken, um Annäherungsversuche zu unternehmen. Der Versuch scheiterte jedoch, denn die Namen der Pandabären bildeten den Namen „Wiedervereinigung“. Erst im Jahre 2008 akzeptierte die taiwanesische Regierung die Pandas als Geschenk.
Des Weiteren haben charismatische Persönlichkeiten den Lauf der Geschichte beeinflusst, und zwar mithilfe der Soft Power. Diesbezüglich hat Napoleon Bonaparte ein Exempel statuiert, wie wirkungsvoll Soft Power sein kann. US-Politiker Joseph Nye würde diesbezüglich von Smart Power sprechen. Man spricht von Smart Power, wenn Hard Power und Soft Power miteinander kombiniert werden. Der französische Feldherr hatte nicht nur seinem militärischen Geschick seine Macht zu verdanken. Er übte eine besondere Ausstrahlung auf die Menschen aus, insbesondere auf das Militär. Selbst nach seiner Niederlage schaffte es Napoleon erneut, die Macht an sich zu reißen. Diesbezüglich sprechen Historiker von der „Herrschaft der Hundert Tage“. Hiernach hatte Napoleon endgültig die Schlacht bei Waterloo verloren.
Auch Jeanne d’Arc aus Frankreich, die von der katholischen Kirche heiliggesprochen wurde, hatte es geschafft, den Geschichtsverlauf zu beeinflussen. Sie hatte es als Frau geschafft, eine Armee zu führen. Sie befreite die französische Stadt Orleans von der englischen Herrschaft. Dank ihrer Ausstrahlung und des Durchhaltewillen hat sie es zustande gebracht, das geschwächte französische Militär zum Kampf zu motivieren. Im Zuge dessen wurde der 8. Mai als Tag der Befreiung gefeiert. Auch hier kann man von Smart Power reden. Sie hatte zum einen Charisma und zum anderen militärische Macht, die sie geschickt für sich nutzte.
Fazit zum Thema „Soft Power“
Macht hat viele Facetten und ein Teil der Macht ist die Soft Power. Der Begriff wurde zwar erst in den 1990er-Jahren erstmals erwähnt. Dennoch gab es in der Vergangenheit viele Beispiele für Soft Power. Es ist ein effizientes Mittel, mit dem es gelingt, die Macht auf geschickte Weise auszuweiten. Somit ist davon auszugehen, dass die Soft Power in Zukunft weiterhin Bestand haben wird, weil es die ideale Alternative zu kriegerischen Auseinandersetzungen ist. Hiermit lassen sich Menschenopfer verhindern. Damit einhergehend ist es möglich, für Stabilität und Wohlstand zu sorgen, ohne dabei, auf Gewalt zurückzugreifen.