Bereits zur Bundestagswahl 2021 machte eine Aktivisten-Gruppe mit dem Namen „Letzte Generation“ einiges an Schlagzeilen. Die Aktivisten, die in ihrem Kern vor allem aus jungen Menschen unter 25 bestehen, haben mit einem Hungerstreik im Wahlkampf für manchen Gesprächsstoff gesorgt. Den Höhepunkt erlebten sie, als der damalige Kanzlerkandidat und spätere Kanzler, Olaf Scholz, sie zu einem persönlichen Gespräch einlud, bei dem sie ihre Forderungen und Wünsche vortragen konnten. Seit dem Ende der Wahlen hat die Gruppierung durch verschiedenste Aktionen und besonders durch Störmaßnahmen im Verkehr auf sich aufmerksam gemacht. Dabei sind sowohl die Ziele als auch die Maßnahmen ganz unterschiedlich.
Was ist „die letzte Generation“ und wie sind sie entstanden? Erklärung
Wie häufig im Umfeld von Aktivisten zu beobachten, ist die „letzte Generation“ keinesfalls eine klar definierte Gruppe, sondern eher ein loser Verbund von Aktivisten, die sich durch gemeinsame Ideale und Ziele auszeichnen. Das sorgt auch dafür, dass Gruppierungen mit ihren Aktionen den Namen nutzen können, ohne dass diese ganz automatisch dem Rest der Gruppierung zugerechnet werden können. Einzelaktionen sind bei solchen losen Aktivistengruppen die Norm. In der Regel wird dezentral agiert und es gibt weder Hierarchien noch gewählte Sprecher, die die Ideale gegenüber der Öffentlichkeit vertreten. Stellungnahmen werden in der Regel als gesamte Gruppe veröffentlicht.
Aus den bisherigen Aktionen lässt sich entnehmen, dass die Gruppe vor allem aus jungen Menschen besteht. So wurde der Hungerstreik vor dem Reichstag im Vorfeld der Wahl zum deutschen Bundestag beispielsweise fast ausschließlich von Studenten in den ersten Semestern durchgeführt. Bei den Aktionen danach waren aber auch Schüler, die allerdings die Volljährigkeit bereits erreicht hatten, dabei. Das passt zu dem Trend, wonach auch Demonstrationen rund um Fridays for Future und andere Klimaaktionen in den letzten Jahren vor allem von jungen Menschen besucht werden. Die Schülerdemos, die ihren Ursprung unter anderem in den kontroversen Aktionen von Greta Thunberg fanden, haben regelmäßig dafür gesorgt, dass Schüler an Freitagen statt zur Schule zu gehen für Demonstrationen auf die Straße gegangen sind.
Der Name bezieht sich dabei auf einen Aspekt, der bei vielen Debatten rund um den Klimaschutz in den letzten Jahren deutlich geworden ist. Die Aktivisten verstehen sich als die letzte Generation, die noch einen direkten Einfluss auf den Klimawandel in der Welt nehmen kann. Auch wenn viele der wichtigsten Daten bereits überschritten sind, glauben sie, dass sie, rein wissenschaftlich gesehen, noch am ehesten etwas daran ändern können, dass der Klimawandel zu einer unumkehrbaren Gefahr für die Menschheit wird.
Was sind die Ziele der letzten Generation?
Typischerweise verfolgen Gruppierungen von Aktivisten wie die letzte Generation nicht ein Ziel, sondern sind aufgeteilt und verfolgen verschiedenste Philosophien. An der Spitze steht natürlich der Gedanke an den Klimawandel. Schon bei dem Hungerstreik vor den Wahlen in Deutschland ging es beispielsweise um die Forderung, dass eine neue Regierung deutlich mehr gegen den Klimawandel tun muss. Von der sofortigen Abschaltung der Kohlekraftwerke in Deutschland, dem gezielteren Ausbau von erneuerbaren Energien bis hin zum kontroversen Tempolimit auf Autobahnen wurden dabei die verschiedensten Forderungen an die Politik weitergegeben. Dabei werden innerhalb der Strömungen der Gruppierung natürlich ganz unterschiedliche Ansätze und Ziele verfolgt.
Bei den konkreteren Zielen richtet sich die Gruppe unter anderen an das Thema der Lebensmittelverschwendung. In Deutschland werden jeden Tag unzählige Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen obwohl das basierend auf dem Zustand der Lebensmittel nicht nötig ist. Sie prangern dabei eine umfassende Konsumgesellschaft hat. Gesetze gegen das Containern, also das Plündern von weggeworfenen Lebensmitteln aus den Supermärkten und andere Gesetze machen es schwer, die entsprechenden Waren weiterhin zu verwerten. Diese Verschwendung rückt immer mehr in den Fokus der Gruppe und hat in den letzten Monaten die verschiedensten Aktionen bestimmt, die deutschlandweit und in ganz Europa für Schlagzeilen gesorgt haben.
Wie versuchen die Aktivisten ihre Ziele zu erreichen?
Besondere Aufmerksamkeit hat die Gruppe bereits mit ihrem Protest vor dem deutschen Reichstag erregt. Im Laufe der Wahlen sind einige Mitglieder der Gruppe in den Hungerstreik getreten und haben nicht nur konkrete Reformen für das Klima versprochen, sondern wollten auch den Kontakt mit den wichtigsten Kanzlerkandidaten in Deutschland haben. Einige von ihnen sind ins Krankenhaus gekommen, andere haben sich am Ende tatsächlich mit Olaf Scholz austauschen können. Sie zeigten sich nach den Gesprächen allerdings wenig zufrieden und haben daraufhin weitere Aktionen angekündigt, die auch in der Tat nach dem Ende der Wahl folgten.
Seit dem Beginn des Jahres 2022 sind sie vor allem durch Zwischenfälle im Straßenverkehr aufgefallen. Sie haben verschiedene Kreuzungen in deutschen Städten besetzt und wollten auf diese Weise auf die unzähligen unnötigen Fahrten aufmerksam machen, die wiederum mit der angesprochenen Konsumgesellschaft verbunden sind. Darüber hinaus haben sie auch Autobahnen blockiert und sich zuletzt in strukturell bedeutenden Gebieten wie dem Hamburger Hafen in die Einfahrten gesetzt und mit Sitzblockaden den Warenverkehr stillgelegt. Die Aktionen stießen dabei auf ein gemischtes Echo in der Gesellschaft. Während manche den Protest begrüßten und die Anliegen als wichtig empfanden, gab es auch deutliche Kritik. Das lag nicht zuletzt daran, dass bei diesen Sitzblockaden auch Krankenwagen und private Fahrten blockiert worden sind.
Welche Maßnahmen noch ergriffen werden, um die Bekanntheit der Gruppe zu stärken und Sichtbarkeit für die eigenen Anliegen zu erzeugen, bleibt abzuwarten. Bisher reiht sich die letzte Generation aber nahtlos in Protestgruppen wie Fridays for Future oder die Human Extinction Bewegung ein.
Leut macht ein Spendenkonto auf, so muß es weiter gehen. Danke für eure Aktionen.
Gruß Mike