Was bedeutet RAFDP? Erklärung, Definition, Bedeutung

Was bedeutet RAFDP, Erklärung, Definition, Bedeutung


Jan Böhmermann hatte am 25. November 2022 auf seinem Twitter-Account ein Fahndungsplakat veröffentlicht, das in Gestaltung und Stil an die RAF-Fahndungsplakate aus den 1970er Jahren angelehnt war. Die hierauf zur „Fahndung“ ausgeschriebenen „Verbrecher“ waren in großer Zahl Politiker/innen der FDP und Menschen mit liberaler Haltung.

Zum Fahnungsplakat schrieb Böhmermann, dass eine Belohnung von 100.000 DM ausgesetzt ist, für Hinweise, die zur Ergreifung der Gesuchten führen. Der Rechtsweg war außerdem ausgeschlossen.

Der Hashtag zum Plakat lautete #RAFDP. Ein Kofferakroynm aus RAF und FDP.

Kernaussage der RAFDP-Aktion von Böhmermann:

Bei der RAFDP-Aktion geht es nicht darum die FDP oder die abgebildeten Menschen mit der RAF gleichzusetzen, das wäre absurd und totaler Unsinn. Sondern es geht darum zu zeigen, dass ein RAF-Vergleich der Klima-Aktivisten (Klima-Kleber) absurd ist.

Die RAFDP-Aktion soll einen RAF-Vergleich ad absurdum führen. Denn weder Liberale oder die abgebildeten Menschen, noch die Klima-Aktivisten sind Terroristen.

RAFDP-Plakat – Wer war zu sehen?

Auf dem Plakat waren zu abgebildet:

Franca Lehfeldt: Geboren am 12.9.1989 in Hamburg ist die Journalistin und Moderatorin des Politik-Magazins auf dem Sender „Welt“ inzwischen die Ehefrau des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner.

Christian Lindner: Geboren am 7.1.1979 in Wuppertal, verheiratet mit Franca Lehfeldt, ist Parteivorsitzender der FDP.

Dagmar Rosenfeld: Geboren im Jahr 1974 in Köln ist Journalistin und Chefredakteurin der „Welt am Sonntag“. Sie war von 2011 bis 2020 mit Christian Lindner verheiratet.

Ulf Oliver Poschardt: Geboren am 25.3.1967 in Nürnberg ist ein deutscher Autor und Journalist und als Chefredakteur der „WeltN2“4 tätig.

Stefan Reinhard Aust: Geboren am 1.7.1946 in Stade ist ein deutscher Journalist und Autor verschiedener Sachbücher. Er ist Chefredakteur des Magazins „Der Spiegel“ und Herausgeber der Tageszeitung „Die Welt“.

Anna Schneider: Geboren im Jahr 1990 in Klagenfurt ist eine österreichische Journalistin und als Chefreporterin für die „Welt“ im Einsatz.

Benedikt Brechtken: Geboren 1999 in Datteln ist Vorsitzender der Jungen Liberalen in Recklinghausen. Neben seiner politischen Tätigkeit fungiert er auch als Influencer in den Sozialen Medien.

Mathias Döpfner: Geboren am 15.1.1963 in Bonn ist Journalist, Lobbyist, Manager und Verleger und Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE.

Wolfgang Kubicki: Geboren am 3.3.1952 in Braunschweig und als Rechtsanwalt und Volkswirt stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP.

Nena Brockhaus: Geboren am 9.8.1992 in Düsseldorf ist Autorin, Journalistin, Kolumnistin und Fernsehmoderatorin.

Oliver Ingo Blume: Geboren am 6.6.1968 in Braunschweig ist als Manager Vorstandsvorsitzender der Porsche AG und der Volkswagen AG.

Thomas Kemmerich: Geboren am 20.2.1965 in Aachen ist ein FDP-Politiker und ehemaliger Ministerpräsident des Freistaats Thüringen.

Hendrik Streeck: Geboren am 7.8.1977 in Göttingen ist als Virologe Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung.

Martin Hagen: Geboren am 7.7.1981 in La Spezia, Italien, ist sowohl FDP-Abgeordneter als auch Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag.

Tosca: Geboren am 7.4.2022 in Kitzbühel ist ein Pferd.

Dieter Nuhr: Geboren am 29.10.1960 in Wesel ist Autor, Fernsehmoderator, Kabarettist und Fotograf.

Alexander Graf Lambsdorff: Geboren am 5.11.1966 im Köln ist FDP-Politiker und Diplomat.

Steffen Göpel: Geboren am 21.8.1965 in Leipzig ist Rennfahrer, Honorarkonsul und Immobilienunternehmer.

Lars Peter Feld: Geboren am 9.8.1966 in Saarbrücken ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg.

RAFDP-Aktion von Jan Böhmermann – Hintergründe, Erklärung

Mit dieser RAF-Fahndungsplakat-Aktion lenkt Jan Böhmermann den Fokus gezielt darauf, dass Politikerinnen und Politiker – insbesondere der FDP – Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ verbal kriminalisieren und unter anderem als Öko-Terroristen bezeichnen. Mitglieder der „Letzten Generation“ versuchen seit geraumer Zeit durch öffentlich wirksame Aktionen die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf den bereits stattfindenden Klimawandel zu lenken. (Siehe: Klima-Kleber) In der Wahl ihrer Mittel sind sie sehr drastisch: Sie kleben sich auf öffentlichen Straßen fest und blockieren so den täglichen Verkehr. Sie kleben sich an Kunstwerken in Museen fest oder bewerfen Exponate mit Kartoffelbrei oder Tomatensuppe. Diese Aktionen sind sehr provokativ und dienen dazu, den Blick auf das Thema dahinter, den Klimawandel, zu lenken.

Die Aktionen der „Letzen Generation“ rufen inzwischen in weiten Teilen der Gesellschaft Kritik hervor. Der Zusammenhang zwischen dem Bewerfen eines unersetzlichen Kunstwerks mit Lebensmitteln und dem Klimaschutz scheint vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr ersichtlich zu sein. Und wenn durch Verkehrsblockaden auf Grund von Festkleben auf dem Asphalt langfristige Staus ausgelöst werden, hört bei vielen das Verständnis auf.

Die „Letzten Generation“ Aktivistinnen und Aktivisten wollen mit ihren Aktionen genau das erreichen: Sie wollen provozieren, damit jeder tagtäglich darüber spricht und damit auch über den Grund der Aktionen zivilen Ungehorsams, das Klima und die Gefahr, die für die Menschheit durch den immer weiter fortschreitenden Klimawandel droht.

Auf die Nerven gehen ist nicht gleich kriminell sein

Bürgerinnen und Bürger dürfen sich durch diese Protestaktionen, die stets friedlich und gewaltfrei bleiben, genervt fühlen. Das sollen sie auch. Das ist der Zweck: Maximale Aufmerksamkeit durch so viel Provokation wie möglich. Eines jedoch kann man den Mitgliedern der „Letzte Generation“ nicht vorwerfen, dass sie kriminell seien.

Viele Politikerinnen und Politiker – insbesondere von FDP und Union – nehmen den Volkszorn dankbar auf und versuchen, diese Aktivistinnen und Aktivisten als Kriminelle oder gar als Terroristen zu diffamieren. Und das geht natürlich entschieden zu weit.

Die RAF in den 1970er Jahren und der NSU heute

Ob von links oder von rechts, Terrorismus geht immer mit Gewaltverbrechen einher. Waren linksterroristische Aktionen wie von der RAF in den 1970er Jahren eher personenbezogen, zum Beispiel durch Entführung und Ermordung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer, richtet sich rechtsextremistischer Terror eher gegen eine Vielzahl von Menschen. Beispielgebend hierfür kann das Oktoberfest-Attentat von München im Jahr 1980 stehen oder die Mordanschläge des NSU gegen wahllos ausgesuchte Opfer mit Migrationsgeschichte.

„Öko-Terroristen“ als Bezeichnung für zivilen Ungehorsam

Gehen nun Politikerinnen und Politiker hin und bezeichnen Menschen, die gewaltfrei und friedlich durch zivilen Ungehorsam protestieren, als „Öko-Terroristen“, welche mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden müssten, gar in Präventivgewahrsam genommen werden müssten, dann stellt man diese relativ harmlosen Aktionen mit Terroranschlägen und zahlreichen Todesopfern auf eine Stufe. Wer die Gesellschaft nervt, ist deshalb noch lange kein Terrorist.

Leichtfertiger und vollkommen unangemessener Vergleich

Was die Politikerinnen und Politiker tun, wenn sie Öko-Aktivismus mit Terrorismus gleichsetzen, ist vollkommen unzutreffend und unangemessen. Doch in der aktuellen politischen Lage neigen viele politische Vertreterinnen und Vertreter dazu, leichtfertig genau diesen Vergleich anzustellen und damit indirekt die Gräueltaten echten Terrorismus‘ zu verharmlosen. Und diese Leichtfertigkeit, mit denen die politische Kaste besonders aus dem liberalen und dem konservativen Spektrum solche unzulässigen Vergleiche anstellt, ist es, was Jan Böhmermann anprangert.

Die Wahl der Mittel: krass in jeder Hinsicht

Die Wahl der Mittel, mit denen Öko-Aktivistinnen und Aktivisten auf das Thema „Klimawandel und Klimaschutz“ aufmerksam machen wollen, ist krass und provozierend. Noch krasser ist die Reaktion seitens der Politik, die jene Menschen sogar präventiv einsperren möchten – noch bevor diese ein ordentliches Gerichtsverfahren erhalten haben. Bei so viel „Krassheit“ war auch Jan Böhmermann als Satiriker als Antwort darauf besonders krass, indem er Politikerinnen und Politiker der FDP auf ein Fahndungsplakat packte, wie man es vor über 40 Jahren für RAF-Terroristen verwendet hatte.

Die Goldene Regel als vorgehaltener Spiegel

„Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Dieser als „Goldene Regel“ bekannte ethische Grundsatz dient Jan Böhmermann bei seiner RAFDP Aktion dazu, Politikerinnen und Politikern den Spiegel vorzuhalten. Natürlich bezeichnet er diese nicht als Terroristen. Er zeigt nur auf, wie es sich anfühlen kann, wenn man leichtfertig in die Schublade „Terrorist“ gesteckt wird. Die betroffenen Mitglieder aus Politik und liberalem Journalismus können darüber empört sein und es als absurd empfinden, mit RAF-Terroristen verglichen zu werden. Genauso absurd ist es, Klima-Aktivistinnen und Aktivisten als „Klima-RAF“ zu bezeichnen. Und für die große Absurditätsfalle, in die viele politischen Vertreterinnen und Vertreter angesichts der gesellschaftlichen Empörungswelle, ausgelöst durch Straßenblockaden und Suppen, getappt sind, hat Ja Böhmermann mit dieser Social Media Aktion den Beweis geliefert – oder: quod erat demonstrandum – wie der Mathematiker sagt.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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