Der Begriff „mutlose Mädchen“ wurde von Michael Schulte-Markwort geprägt, der dieses Phänomen verstärkt in seiner psychologischen Praxis festgestellt und darüber ein Buch geschrieben hat.
Schulte-Markwort forscht hauptsächlich zu Erschöpfungsdepressionen bei Kindern, widmet sich in seinem neuen Buch aber einer Häufung von Verhaltensweisen bei jungen Mädchen, die ihn bestürzt. In seine Sprechstunde kommen immer mehr Mädchen, die mutlos sind und unter einer erkennbaren Lebensangst leiden. Anders als andere ihre Altersgruppe freuen sie sich nicht auf das Ausprobieren und Entdecken ihrer Möglichkeiten, sondern verfallen in eine Lethargie, die einer Depression ähnelt.
Das Phänomen „mutlose Mädchen“ tritt nur bei einer Minderheit auf, ist keineswegs in der breiten Masse anzutreffen. Trotzdem hält es Schulte-Markwort für so bedeutend, dass er es genauer erforschen möchte. In seinem Buch stellt er zahlreiche Fallbeispiele dar und versucht, Jugendlichen und ihren Eltern Hilfestellung zu geben, damit sie dieses erdrückende Phänomen hinter sich lassen können.
Was sind „Mutlose Mädchen“? Bedeutung, Erklärung, Definition
Trotz guter kognitiver und emotionaler Begabung stellt Schulte-Markwort seit einigen Jahren fest, dass junge Mädchen nichts aus ihren Fähigkeiten machen, sondern quasi in einer Art Schockstarre verharren. Das Verhalten tritt bei Mädchen deutlich häufiger auf als bei Jungen, da für sie das Erwachsenwerden viel komplizierter ist als für Jungen. Die sogenannten „mutlosen Mädchen“ erleben die Welt um sich herum als überfordernd und sehr bedrohlich. Aus Angst ziehen sie sich zurück und haben schon nach kurzer Zeit kaum noch Motivation, irgendetwas mit Freude oder überhaupt etwas zu tun.
Eltern und andere Erwachsene erreichen sie nicht mehr – die Jugendlichen haben im wahrsten Sinne des Wortes „zugemacht“. Anfänglich hielt Schulte-Markwort diese Auffälligkeiten für Depressionen. Doch wären es Depressionen gewesen, hätte man sie psychotherapeutisch und/oder mit Medikamenten behandeln können. Doch die Mädchen reagierten auf keine der eingesetzten Therapien.
Ursachen für „mutlose Mädchen“
Für das Phänomen gibt es nach Schulte-Markwort eine ganze Reihe von Gründen. Seine Erkenntnisse stellt er in seinem Buch anhand zahlreicher Fallbeispiele dar. Zum einen haben mehrere Generationen vor den heutigen Jugendlichen eine Welt erschaffen, die überfordert und für Kinder und Jugendliche kaum noch attraktiv ist. Sie haben es nicht geschafft, Vorbilder zu kreieren, denen es nachzueifern lohnt.
Ein weiterer Grund sind die überholten Rollenbilder, die den jungen Patientinnen eines klarmachen: Dass sie keinesfalls so werden möchten, wie ihre überanstrengen Mütter. Sie sehen in ihren Müttern, die parallel eine ganze Reihe von Aufgaben bewältigten, nicht mehr die Vorbilder, wie es frühere Generationen taten. Keine der von den Müttern vorgelebten Wege scheint für die heute 17-Jährigen eine gute Möglichkeit, ihr eigenes Leben zu gestalten.
Sind „mutlose Mädchen“ Einzelfälle oder ist es ein Massenphänomen?
Tatsächlich gibt es eine Reihe von weiblichen Vorbildern, denen Jugendliche folgen könnten. Die „mutlosen Mädchen“ verweigern ihnen aber ihre Anerkennung.
Egal ob Mutter, Karriere oder beides zusammen, die Jugendlichen denken, keiner dieser Rollen wirklich gerecht zu werden, außerdem möchten sie auch nicht mehr die Doppelbelastung Familie und Beruf mitmachen. So haben sie sich in ein Denkmuster hinein manövriert, dass ihnen keine Perspektive für ihr künftiges Leben eröffnet. Als Folge verfallen sie in Mutlosigkeit. Im zweiten Teil seines Buches führt Schulte-Markwort Lösungsansätze auf, die sowohl die Jugendlichen als auch ihre Eltern darin unterstützen können, das Tief hinter sich zu lassen.
Wie können Eltern ihren Kindern helfen, wieder Mut zu fassen?
Zunächst brauchen die Mädchen viel Verständnis. Schnelle Lösungen anzubieten, ist kontraproduktiv. Idealerweise suchen Eltern und Kinder gemeinsam nach neuen Lösungen. Das geht nur, wenn die Hilflosigkeit zunächst einmal anerkannt wird. Da die Jugendlichen häufig gerade nicht den Rat der Mutter hören möchten (auch wenn er richtig ist), braucht es besonders viel Geduld und Fingerspitzengefühl, um den jungen Menschen in eine aktive Richtung zu lenken.
Fazit: Was sind „mutlose Mädchen“?
Unterm Strich ist das Phänomen „mutlose Mädchen“ ein Minderheitenproblem, auf das Schulte-Markwort in seinem Buch hauptsächlich mit Floskeln eingeht. Warum es auf YouTube und TikTok für so viel Aufmerksamkeit sorgt, ist schwer nachvollziehbar, denn es gibt viele andere psychologische Bücher, die geschlechterspezifischen Verhaltensweisen genauer auf den Grund gehen und leichter umsetzbare Lösungsansätze bieten.